„Terra X“ erforscht das Leben Gustav Klimts, der zu den bekanntesten und geheimnisvollsten KĂĽnstlern des 20. Jahrhunderts gehört und mit „Der Kuss“ eines der berĂĽhmtesten Gemälde der Welt geschaffen hat.
Ob in Wien, New York oder Tokio: Gustav Klimts (1862 – 1918) Kunst zieht die Massen an, seine sinnlichen Kompositionen in Gold werden zu Rekordsummen gehandelt.
AnfĂĽhrer einer KĂĽnstlerrevolution
Gustav Klimt ist ein Mann der Widersprüche: traditionsbewusst und grenzüberschreitend, Feminist und Schürzenjäger, liebevoller Familienmensch und beziehungsunfähig. Der scheue Mann aus einfachen Verhältnissen wird im Wien der Jahrhundertwende zum Anführer einer Künstlerrevolution, der Secession. Statt gefällige Historienmalerei zu liefern, experimentiert er mit abstrakten Symbolen, mit Gold als Stilelement und provozierenden Inhalten.
Seine Freizügigkeit sorgt für viele Skandale: Unter seinem blauen Malerkittel soll er nichts getragen haben, er hat Verhältnisse mit vielen seiner Modelle und sechs uneheliche Kinder. Klimts Privatleben würde heute die Klatschspalten und Sozialen Medien beherrschen. In der emanzipierten Modeschöpferin Emilia Flöge, die ihrer Zeit weit voraus war, findet er eine Seelenverwandte. Sie inspiriert Klimt und beeinflusst sein Werk.
Auf einer Stufe mit Leonardo da Vinci und Edvard Munch
Sein Gemälde „Der Kuss“ gehört zu den weltweit bekanntesten Bildern ĂĽberhaupt und steht damit auf einer Stufe mit Leonardo da Vincis „Mona Lisa“ oder Edvard Munchs „Der Schrei“. Unzählige Liebespaare posieren vor dem Original im Museum Belvedere in Wien, doch kaum einer weiĂź, wer auf dem Bild dargestellt ist.
Forschende unterschiedlichster Fachrichtungen untersuchen und dechiffrieren die Entstehung von Klimts Meisterwerken. In packenden Spielszenen verfolgt die Dokumentation „Terra X – Giganten der Kunst“ den kĂĽnstlerischen Prozess Gustav Klimts und versucht, das Geheimnis seiner Kunst zu lĂĽften. Zu Wort kommen unter anderen Klimt-Biografin und Kunsthistorikerin Mona Horncastle, Kunsthistoriker Alfred Weidinger und Stefanie Jahn, leitende Restauratorin am Belvedere, Wien.
Interview mit Autorin und Kunsthistorikerin Dr. Mona Horncastle („Gustav Klimt. Die Biografie“)
Klimts Werke zieren heutzutage Poster und Kaffeetassen, seine Kunst erscheint fast dekorativ. Inwiefern war Gustav Klimt ein „Kunst-Rebell“?
Was heute gefällig wirkt, war zu Klimts Zeiten skandalös modern. Seine Bilder sind schön, aber sie beschönigen nichts. Er porträtiert starke Frauen, seine symbolistischen Werke zeigen das Leben ohne Krankheit, Alter und Tod auszusparen, und seine Judith ist eine Femme fatale, die den Männern überlegen ist – ein eindeutiges Statement pro Frauenrechte im hitzig geführten Geschlechterkampf in Wien um 1900.
Warum wird Gustav Klimt auch als „Maler der Frauen“ bezeichnet?
Klimt gilt als Maler der Frauen, weil er mit seinen Frauenporträts sehr erfolgreich war und jeder diese kennt, denn sie hängen in allen wichtigen Museen der Welt. Was seinen Geschlechtsgenossen das Fürchten gelehrt hat, war für Klimt eine Grundbedingung: Er war fasziniert von unabhängigen, unkonventionellen, modernen Frauen, die er in seinen Porträts als starke Persönlichkeiten inszeniert, die uns bis heute in ihren Bann ziehen.
Inwiefern war Klimt ein Wegbereiter der Moderne und was macht sein Werk heute noch aktuell?
Als KĂĽnstler hatte Klimt eine Mission: Er hat fest daran geglaubt, dass Kunst politisch ist, weil sie das Leben verfeinert und damit das Wertesystem der Gesellschaft. Damit hat er wie kein anderer das Motto der Wiener Secession verkörpert: „Der Zeit ihre Kunst, der Kunst ihre Freiheit“.
Das Interview fĂĽhrte Christian Stiefenhofer, Autor und Regisseur der Folge.
Giganten der Kunst: Gustav Klimt
TV-Erstausstrahlung ZDF am 10. August 2025, 19:30 Uhr
Film von Christian Stiefenhofer
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