Die EU-Staats- und Regierungschef suchen vier Tage vor Ablauf einer von US-PrĂ€sident Donald Trump gesetzten Frist Wege zur VerĂ€nderungen seines umstrittenen Friedensplans fĂŒr die Ukraine. Am Montagvormittag wollen sie in der angolanischen Hauptstadt Luanda am Rande des EU-Afrika-Gipfels beraten, wie der amerikanische 28-Punkte-Plan im Sinne der Ukraine bearbeitet werden könnte. Der ukrainische PrĂ€sident Wolodymyr Selenskyj telefonierte nach Aussage eines EU-Diplomaten deswegen bereits mit einigen europĂ€ischen Staats- und Regierungschefs.
Schon am Sonntag gab es entsprechende Verhandlungen, an denen neben US-AuĂenminister Marco Rubio und der ukrainischen Seite zeitweise auch die sicherheitspolitischen Berater Deutschlands, Frankreichs, GroĂbritanniens, Italiens sowie der EU teilgenommen hatten. In einer gemeinsamen ErklĂ€rung teilten die USA und die Ukraine mit, sie hĂ€tten ein „ĂŒberarbeitetes Friedenskonzept“ entworfen, nannten jedoch keine Einzelheiten.
Reuters hatte eine Version der europĂ€ischen GegenvorschlĂ€ge veröffentlicht, in der etwa gröĂere ukrainische Armee als von den USA vorgeschlagen vorgesehen ist. Zudem werden Gebietsverzichte zugunsten Russlands sowie US-Forderungen fĂŒr die Verwendung der eingefrorenen russischen Staatsvermögen in der EU zurĂŒckgewiesen. Diesen Kurs bekrĂ€ftigte am Montag auch ein Sprecher des ukrainischen Parlaments. Die roten Linien der Ukraine seien die formelle Anerkennung der besetzten Gebiete, BeschrĂ€nkungen der ukrainischen StreitkrĂ€fte und EinschrĂ€nkungen kĂŒnftiger BĂŒndnisse.
Kanzler Friedrich Merz hatte am Sonntag vorgeschlagen, dass man angesichts des Zeitdrucks zunĂ€chst mit Verhandlungen ĂŒber einige Punkte aus den VorschlĂ€gen beginnen sollte. WĂ€hrend die USA demonstrieren wollen, dass sie die GesprĂ€che leiten, hatten Merz und andere EU-Regierungen betont, dass es ohne Beteiligung der EuropĂ€er keine Einigung geben werde.
BundesauĂenminister Johann Wadephul sah in den Genfer Verhandlungen am Wochenende ĂŒber eine Beendigung des Krieges einen Erfolg der EuropĂ€er. Alle Fragen, die Europa und die Nato betrĂ€fen, seien aus dem ursprĂŒnglichen US-Plan entfernt worden, sagte Wadephul im Deutschlandfunk. Neben der strittigen Frage von Gebietsabtretungen gehörten Sicherheitsgarantien fĂŒr die Ukraine zu den zentralen Punkten.
WIDERSPRĂCHLICHE SIGNALE AUS WASHINGTON
Aus Washington kamen widersprĂŒchliche Signale. Trump hatte am Sonntag den Druck auf die Ukraine erhöht, eine Einigung zu erzielen. Die Ukraine habe fĂŒr die amerikanischen BemĂŒhungen im Krieg „null Dankbarkeit“ gezeigt. Ukrainische Vertreter betonten daraufhin ihren Dank fĂŒr Trumps UnterstĂŒtzung. Gleichzeitig relativierte US-AuĂenminister Rubio aber am Sonntag die von Trump gesetzte Frist. AuĂenminister Wadephul begrĂŒĂte, dass Rubio den Zeitdruck aus den GesprĂ€chen nehme. Selenskyj könnte noch diese Woche in die USA reisen, um die heikelsten Aspekte des Plans mit Trump zu besprechen, sagten mit der Angelegenheit vertraute Insider.
Der ursprĂŒngliche 28-Punkte-Vorschlag der USA von vergangener Woche war Insidern zufolge bei einem Treffen im Oktober in Miami ausgearbeitet worden, an dem der Sondergesandte Steve Witkoff, Trumps Schwiegersohn Jared Kushner und der mit US-Sanktionen belegte russische Gesandte Kirill Dmitrijew teilnahmen.
Die GesprĂ€che finden statt, wĂ€hrend Russland in einigen Regionen langsam an Boden gewinnt und die ukrainische Strom- und Gasversorgung durch Drohnen- und Raketenangriffe stark beschĂ€digt ist. Zudem steht Selenskyj innenpolitisch unter Druck, da in einen groĂen Korruptionsskandal einige seiner Minister verwickelt sind.
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Text/Foto: Welt Nachrichtensender am 24. November 2025
