Magdeburg/Bonn – Der Rechtsextremismus-Forscher Matthias Quent von der Hochschule Magdeburg-Stendal warnt nach dem Anschlag von Solingen vor einer Instrumentalisierung der öffentlichen Betroffenheit durch rechtsextreme KrĂ€fte. Bei phoenix sagte Quent: „Was wir aus der Geschichte des Terrorismus gelernt haben, ist, dass er nach kĂŒhlen Köpfen verlangt und nicht nach emotionalen Ăberreaktionen, die dann in einen andersgearteten und gleichzeitig ebenso antidemokratischen politischen Extremismus fĂŒhren können.“ Quent mahnte: „Ăberall dort, wo pauschalisiert wird, wo ĂŒberzogen wird, wo gesagt wird, das stĂŒnde jetzt reprĂ€sentativ fĂŒr die Migrationspolitik oder fĂŒr die Migranten oder GeflĂŒchteten, da findet eine Instrumentalisierung statt.“ Bereits am Wochenende, unmittelbar nach der Tat, seien die „Radikalisierungs-Unternehmer von rechts“ sehr fleiĂig gewesen, so Quent.
Vom Bundeskanzler wĂŒnsche er sich „ein Zeichen des Zusammenhalts, der Geschlossenheit aber auch ein rationales, ein seriöses Zeichen“, sagte Matthias Quent, eines, das auch dem „Ăberbietungswettbewerb im politischen Raum“ Rechnung trage. „Wir können nicht mit immer hĂ€rteren Strafen und Regulationen, die auch Unschuldige treffen, versuchen, terroristische EinzelfĂ€lle zu verhindern, sondern es braucht zielgerichtete MaĂnahmen, und vor allem gesellschaftliche Toleranz, SolidaritĂ€t, ein Umgang miteinander, der diese Eskalationsspirale zwischen den unterschiedlichen Extremisten mit dem gleichen Ziel, abschwĂ€cht“, so Quent bei phoenix und er ergĂ€nzte: „Da brauchen wir eine rationale Debatte, trotz aller nachvollziehbaren Emotionen.“
Text/Foto: phoenix
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