Konsumklima von Inflation stark gebeutelt

Veröffentlicht in: NACHRICHTEN | 0

Die Talfahrt der deutschen Verbraucherstimmung findet wegen der steigenden Inflation auch im Juli kein Ende. WĂ€hrend die Anschaffungsneigung nur geringe Einbußen hinnehmen muss, gehen sowohl die Konjunktur- als auch die Einkommenserwartung noch einmal deutlich zurĂŒck. So prognostiziert GfK fĂŒr das Konsumklima fĂŒr August 2022 -30,6 Punkte und damit 2,9 Punkte weniger als im Juli dieses Jahres (revidiert -27,7 Punkte). Dies sind Ergebnisse der GfK-Konsumklimastudie fĂŒr Juli 2022.

Damit hat das Konsumklima das im vergangenen Monat erreichte Allzeittief noch einmal unterboten. Seit Beginn der Erhebung der Verbraucherstimmung fĂŒr Gesamtdeutschland im Jahr 1991 wurde kein schlechterer Wert gemessen. „Zu den Sorgen um unterbrochene Lieferketten, den Ukraine-Krieg und stark steigende Energie- und Lebensmittelpreise, kommen nun BefĂŒrchtungen um eine ausreichende Gasversorgung von Wirtschaft und privaten Haushalten im nĂ€chsten Winter. Dies drĂŒckt derzeit die Stimmung der Verbraucher in den Keller“, erklĂ€rt Rolf BĂŒrkl, GfK-Konsumexperte. „Zumal ein knappes Angebot von Erdgas den Druck auf die Energiepreise und damit die Inflation noch erhöhen dĂŒrfte.“

Neben der BekĂ€mpfung der Inflation durch eine weniger expansive Geldpolitik der EuropĂ€ischen Zentralbank wird es fĂŒr eine Erholung des Konsumklimas entscheidend sein, dass den Verbrauchern die Sorge um eine unzureichende Versorgung mit Gas genommen wird und alle Möglichkeiten alternativer Anbieter genutzt werden, um eventuell ausbleibende russische Gaslieferungen zu ersetzen. 
 
Furcht vor Rezession nimmt zu

Unter den Verbrauchern steigt die Angst vor einer drohenden Rezession. Die Konjunkturerwartungen verlieren im Juli gegenĂŒber dem Vormonat 6,5 Punkte und sinken auf -18,2 Punkte. Dies ist der niedrigste Wert seit April 2020, als Deutschland in den Corona-Lockdown geschickt wurde. Damals wurden -21,4 Punkte gemessen. Im Vergleich zum entsprechenden Zeitraum des Vorjahres betrĂ€gt das Minus sogar knapp 73 ZĂ€hler. 

Die Sorgen um eine Verknappung des Angebotes an Erdgas lasten neben dem Ukraine-Krieg sowie anhaltenden LieferengpĂ€ssen aufgrund unterbrochener Lieferketten schwer auf der Konjunkturstimmung. Teilen der deutschen Wirtschaft drohen ProduktionseinschrĂ€nkungen, weil nicht ausreichend Energie in Form von Erdgas zur VerfĂŒgung steht. Dies kann zum einen zu Kurzarbeit fĂŒhren, zum anderen steigt die Sorge um den eigenen Arbeitsplatz wieder leicht an – derzeit jedoch noch auf moderatem Niveau.

Einkommenserwartung fÀllt auf Rekordtief

Die Einkommensaussichten setzen ihre steile Talfahrt fort. Der Indikator Einkommenserwartung verliert im Juli 12,2 Punkte und fĂ€llt auf -45,7 Punkte. Ein geringerer Wert wurde fĂŒr den Einkommensindikator seit Beginn der Erhebungen fĂŒr Gesamtdeutschland im Jahre 1991 nicht gemessen. Im Vergleich zu Juli 2021 lĂ€sst sich sogar ein Minus von knapp 75 Punkten verzeichnen.

Aktuell hohe Inflationsraten zwischen sieben und acht Prozent beeintrĂ€chtigen die Kaufkraft der privaten Haushalte. Sollten in den kommenden Wochen die Erdgaslieferungen aus Russland eingeschrĂ€nkt oder sogar ganz eingestellt werden, dĂŒrften die Energiepreise weiter steigen. Hinzu kommt, dass sich durch die aktuelle SchwĂ€che des Euro gegenĂŒber dem Dollar die deutschen Importe aus dem Dollarraum zusĂ€tzlich verteuern. Dies dĂŒrfte den Druck auf die Preise weiter verstĂ€rken und drĂŒckt schwer auf die Einkommensstimmung der Deutschen.

Anschaffungsneigung mit leichten Verlusten

Dem Sog sinkender Konjunktur- und Einkommensaussichten kann sich die Anschaffungsneigung nicht vollstÀndig entziehen. Der Indikator muss mit einem Minus von 0,8 Punkten auf -14,5 Punkte nur leichte Verluste hinnehmen. Zuletzt wurde zu Zeiten der Finanz- und Wirtschaftskrise im Oktober 2008 mit -20,1 Punkten ein geringerer Wert gemessen.

Die deutlich höhere Belastung der privaten Haushalte mit stark steigenden Energie- und Lebensmittelpreisen macht sich zunehmend auch bei der Konsumneigung bemerkbar. Wenn fĂŒr Energie und Lebensmittel deutlich mehr Geld ausgegeben werden muss, fehlen diese Mittel fĂŒr andere Anschaffungen. 

Symbolfoto/pixabay