Kinder in Sachsen-Anhalt sind bei Hitze besonders gefÀhrdet

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  • DAK-Kinder- und Jugendreport untersucht erstmals die Auswirkungen des Klimawandels auf die Gesundheit
  • Bei Temperaturen ĂŒber 30 Grad steigt bei Kindern in Sachsen-Anhalt das Risiko fĂŒr HitzeschĂ€den um das 6-Fache
  • DAK-Landeschef Meyrich fordert mehr Hitzeschutz fĂŒr Kinder

Magdeburg. Kinder in Sachsen-Anhalt sind bei Hitze besonders gefĂ€hrdet. Ab 30 Grad steigt bei ihnen das Risiko fĂŒr behandlungsbedĂŒrftige HitzeschĂ€den wie Sonnenstiche, KrĂ€mpfe oder Erschöpfungssymptome um das 6-Fache. Bereits ab 25 Grad lassen sich negative Auswirkungen auf die Gesundheit nachweisen. Das sind die Kernergebnisse des aktuellen DAK-Kinder- und Jugendreports „Gesundheitsrisiko Hitze“ fĂŒr Sachsen-Anhalt. FĂŒr die bislang landesweit einmalige wissenschaftliche Untersuchung wurden Abrechnungsdaten der DAK-Gesundheit mit Umweltfaktoren verknĂŒpft. Ferner wurden in einer reprĂ€sentativen Forsa-Befragung MinderjĂ€hrige und ihre Eltern in Ostdeutschland befragt. Experten sehen in den Ergebnissen des DAK-Reports eine BestĂ€tigung der bisherigen wissenschaftlichen Erkenntnisse: Kinder sind in Hitzeperioden gesundheitlich besonders gefĂ€hrdet. DAK-Landeschef Steffen Meyrich fordert, die BedĂŒrfnisse der jungen Generation beim Hitzeschutz in Sachsen-Anhalt kĂŒnftig stĂ€rker zu berĂŒcksichtigen.

FĂŒr die aktuelle DAK-Sonderanalyse im Rahmen des Kinder- und Jugendreports untersuchten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von Vandage und der UniversitĂ€t Bielefeld Abrechnungsdaten von rund 19.200 Kindern und Jugendlichen bis einschließlich 17 Jahren, die bei der DAK-Gesundheit in Sachsen-Anhalt versichert sind. Der Analysezeitraum umfasst die Jahre 2017 bis 2022. Untersucht wurden zudem ĂŒber eine Millionen Versorgungskontakte und ĂŒber 157.700 sachsen-anhaltische Temperaturdaten des Deutschen Wetterdienstes. ZusĂ€tzlich wurden 230 Eltern und deren Kinder in Ostdeutschland von Forsa zum Thema Hitze befragt.

„Unser aktueller Kinder- und Jugendreport leistet Pionierarbeit. Zum ersten Mal untersucht die DAK-Gesundheit umfassend die ZusammenhĂ€nge von Hitze und Kindergesundheit“, sagt DAK-Landesschef Steffen Meyrich. „Die Uhr tickt. Die Zukunft macht uns Sorgen, da ein Temperaturrekord dem nĂ€chsten folgt. Hitzeschutz ist Kinderschutz. Wir brauchen einen wirksamen Hitzeschutz von der Kita bis zur Schule, vom Spielplatz bis zum Fußballplatz. Kinder dĂŒrfen bei der Konzeption und Umsetzung von HitzeschutzplĂ€nen in Sachsen-Anhalt nicht zu kurz kommen. Unser Kinder- und Jugendreport ist ein Anfang. Wir werden die Entwicklung weiter im Blick behalten und regelmĂ€ĂŸig monitoren.“

Schulkinder am stÀrksten von HitzeschÀden betroffen

Die DAK-Auswertung zeigt, dass in Sachsen-Anhalt an Hitzetagen in den Jahren 2018 bis 2022 rund 600 Kinder und Jugendliche mit HitzeschĂ€den behandelt wurden – zum Beispiel mit Sonnenstichen, HitzekrĂ€mpfen oder Erschöpfungssymptomen. Wenn die Temperatur in Sachsen-Anhalt ĂŒber 30 Grad betrĂ€gt, nimmt das Risiko fĂŒr behandlungsbedĂŒrftige HitzeschĂ€den fĂŒr Kinder um das 6-Fache zu. Schulkinder sind am stĂ€rksten betroffen: Die HĂ€lfte der behandelten Kinder war im Alter zwischen zehn und 14 Jahren. Bereits ab einer Temperatur von ĂŒber 25 Grad lassen sich negative Auswirkungen auf die Gesundheit nachweisen. So ist fĂŒr Kinder in Sachsen-Anhalt das Risiko, mit HitzeschĂ€den in versorgt werden zu mĂŒssen, ab 25 Grad sogar um das 7-Fache erhöht. Auch fĂŒr Allergiker zeigen sich ab einer Temperatur von 25 Grad negative Effekte: Das Risiko, mit einer Pollenallergie im Krankenhaus behandelt werden zu mĂŒssen, ist um das 3-Fache erhöht.

„Der DAK-Report zeigt, dass Kinder in Hitzeperioden hĂ€ufiger medizinisch behandelt werden mĂŒssen als an Tagen mit Temperaturen unter 30°C. An Orten, an denen sich Kinder regelmĂ€ĂŸig aufhalten (z.B. KindertagesstĂ€tten, Schulen und SpielplĂ€tze), brauchen wir einen adĂ€quaten Hitzeschutz. Zudem liegt es in unser aller Verantwortung, fĂŒr unsere Kinder und weitere Generationen Maßnahmen zum Klimaschutz konsequent umzusetzen und die weitere Zunahme von Hitzeperioden zu verhindern“, sagt Privatdozentin Dr. med. Antje Redlich, kommissarische Direktorin (gemeinsam mit Prof. Dr. Martin Zenker) der UniversitĂ€tskinderklinik Magdeburg.

HitzeschÀden: viele Beschwerden, wenig Arztbesuche

Schlafprobleme, Kopfschmerzen, MĂŒdigkeit, Appetitlosigkeit und Kreislaufbeschwerden: 73 Prozent der Kinder in Ostdeutschland haben laut eigener Aussage bei Hitze gesundheitliche Probleme. Das ist das Ergebnis der Forsa-Umfrage im Auftrag der DAK-Gesundheit. 230 Kinder und deren Eltern wurden in den BundeslĂ€ndern Brandenburg, Berlin, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und ThĂŒringen befragt. Die Sicht der Kinder wird von ihren Eltern bestĂ€tigt. So nehmen 67 Prozent der Eltern wahr, dass ihre Kinder bei Hitze leiden.

Hitzeschutz: Kinder und Eltern fĂŒhlen sich gut informiert

Die Eltern-Kind-Befragung von Forsa zeichnet ein deutliches Bild: 78 Prozent der Kinder im Osten geben an, dass sie sich sehr gut oder gut ĂŒber Hitzeschutzmaßnahmen informiert fĂŒhlen. Die Sicht der Eltern bestĂ€tigt die Selbstauskunft der Kinder: 79 Prozent der Eltern sagen, dass ihre Kinder sehr gut oder eher gut informiert sind.

Klimawandel: Eltern sorgen sich mehr als Kinder

Steigende Temperaturen und Rekordsommer: Die Eltern-Kind-Befragung offenbart, dass sich 25 Prozent der Kinder große Sorgen machen, dass die Folgen des Klimawandels ihrer Gesundheit schaden könnten. Bei Eltern ist die Sorge um die Zukunft ihrer Kinder etwas stĂ€rker ausgeprĂ€gt: 35 Prozent der Eltern machen sich große Sorgen, dass die Folgen des Klimawandels negative Auswirkungen auf die Gesundheit haben könnten.

Klimaschutz: weniger Unzufriedenheit als im Bund

Die Forsa-Umfrage zeigt, dass 40 Prozent der Kinder in Ostdeutschland der Ansicht sind, dass Politik, Industrie, Öffentlichkeit und Schulen noch zu wenig fĂŒr den Klimaschutz tun. Bundesweit sind 48 Prozent der Kinder dieser Meinung. Dieser Trend trifft auch auf die Eltern zu: Hier sehen 48 Prozent das Engagement fĂŒr mehr Klimaschutz als zu gering an. Im Bund sind es 52 Prozent.

Heiße Tage oder auch Hitzetage sind laut Definition des Deutschen Wetterdienstes Tage, an denen die Temperatur ĂŒber 30 Grad betrĂ€gt. Offizielle Statistiken ĂŒber die HĂ€ufigkeit von Hitzetagen gibt der Deutsche Wetterdienst nur bundesweit bekannt. Die DAK-Auswertung zeigt, dass im Analysezeitraum von 2018 bis 2022 in Sachsen-Anhalt an 5,3 Prozent aller Tage die Temperatur ĂŒber 30 Grad lag. Damit liegt Sachsen-Anhalt ĂŒber dem Bundesschnitt von 4,1 Prozent.

Die DAK-Gesundheit ist mit 5,5 Millionen Versicherten die drittgrĂ¶ĂŸte Krankenkasse Deutschlands und engagiert sich besonders fĂŒr Kinder- und Jugendgesundheit. Insgesamt sind bei der Krankenkasse in Sachsen-Anhalt rund 114.000 Menschen versichert.

Foto Copyright: Gettyimages_AlesVeluscek/DAK-Gesundheit