- Erwartungen und Lageurteile schlechter
- GroĂunternehmen dagegen besser gestimmt als im Vormonat
- Konjunkturbelastungen dĂŒrften im Jahresverlauf abnehmen
Die Stimmung unter den MittelstĂ€ndlern in Deutschland trĂŒbt sich zu Beginn des neuen Jahres weiter ein, nachdem sie schon im Dezember nachgegeben hatte. Im Januar sinkt das GeschĂ€ftsklima bei den kleinen und mittleren Unternehmen auf -22,1 Saldenpunkte – ein Minus von 3,0 ZĂ€hlern gegenĂŒber dem Vormonat. Beide Klimakomponenten verschlechtern sich in Ă€hnlicher GröĂenordnung: Die Urteile zur aktuellen GeschĂ€ftslage fallen um 2,7 ZĂ€hler auf -16,3 Saldenpunkte. Die GeschĂ€ftserwartungen sinken um 3,3 ZĂ€hler auf nunmehr -27,7 Saldenpunkte, wobei die Nulllinie hier wie bei den anderen Indikatoren fĂŒr den langfristigen Durchschnitt steht.
Die erneute StimmungseintrĂŒbung der mittelstĂ€ndischen Wirtschaft erstreckt sich ĂŒber alle Hauptwirtschaftsbereiche: Am geringsten ist die EintrĂŒbung bei den mittelstĂ€ndischen Bauunternehmen mit ihrem TĂ€tigkeitsschwerpunkt im Wohnbau, allerdings ausgehend von einem zuvor bereits sehr tiefen Niveau (-2,0 ZĂ€hler auf -31,0 Saldenpunkte). Den stĂ€rksten RĂŒckgang berichten die GroĂhandelsunternehmen, sodass sie die rote Laterne behalten (-5,4 ZĂ€hler auf -35,1 Saldenpunkte). Im Einzelhandel (-5,0 ZĂ€hler auf -17,6 Saldenpunkte), bei den Dienstleitern (-2,8 ZĂ€hler auf -14,8 Saldenpunkte) und im Verarbeitenden Gewerbe (-2,7 ZĂ€hler auf -27,5 Saldenpunkte) liegen die RĂŒckgĂ€nge dazwischen.
Das mittelstĂ€ndische GeschĂ€ftsklima nimmt nach dem neuerlichen RĂŒckgang mit einem Stand von -22,1 Saldenpunkten Kurs auf die TiefstĂ€nde wĂ€hrend des ersten Corona-Lockdowns im FrĂŒhjahr 2020 (rund -30 Saldenpunkte im Durchschnitt von MĂ€rz bis Mai) und – noch weiter zurĂŒckblickend – wĂ€hrend der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise im Jahr 2009 (ebenfalls rund -30 Saldenpunkte im Durchschnitt von Januar bis Juli). Damals brach die Wirtschaftsleistung im Gesamtjahr allerdings um fast 4% (2020) oder sogar fast 6% (2009) ein. Bei allgemein bescheidenem Konjunkturausblick sind selbst die pessimistischsten unter den aktuell verfĂŒgbaren Prognosen von solchen Szenarien fĂŒr das gerade begonnene Jahr 2024 meilenweit entfernt.
„Die historische Einordnung der aktuell sehr schlechten Stimmung im Mittelstand bei einer Wirtschaft, die auf der Stelle tritt, macht stutzig. Daraus spricht vermutlich eine Verunsicherung angesichts einer aktuell sehr undurchsichtigen Gemengelage“, sagt KfW-Chefvolkswirtin Dr. Fritzi Köhler-Geib (Foto). So lieĂen sich vorĂŒbergehende konjunkturelle EinflĂŒsse zurzeit nur schwer von den strukturellen Herausforderungen trennen, vor denen das lange erfolgreiche, industrie- und exportgetriebene Wachstumsmodell Deutschlands angesichts geopolitischer Verschiebungen, des ungĂŒnstigen demografischen Trends sowie des klimaneutralen Umbaus der Produktionsweise steht. „Positive Nachrichten fĂŒr die Konjunktur dringen derzeit nur schwer durch, dennoch gibt es sie: Ein solcher Silberstreif ist die absehbare Erholung der privaten Kaufkraft: Bei nachlassendem Inflationsdruck und steigenden Reallöhnen dĂŒrften zentrale Belastungsfaktoren im Verlauf dieses Jahres abnehmen und eine vor allem vom Konsum getragene Erholung einsetzen. Von daher dĂŒrfte Deutschland 2024 zumindest wieder leicht wachsen“, so Köhler-Geib.
Anders als die MittelstĂ€ndler fassen die GroĂunternehmen im Januar wieder etwas Mut: Ihr GeschĂ€ftsklima zieht um 1,0 ZĂ€hler auf -26,3 Saldenpunkte an – womit das Niveau aber immer noch niedriger ist als im Mittelstand. Die Lageurteile der groĂen Unternehmen verbessern sich geringfĂŒgig (+0,2 ZĂ€hler auf -24,0 Saldenpunkte), wĂ€hrend deren Erwartungen moderat steigen (+1,7 ZĂ€hler auf -28,7 Saldenpunkte). Die leichte Klimaverbesserung wird allerdings nur von den GroĂunternehmen des Verarbeitenden Gewerbes getragen; als einzige berichten sie von einem Plus gegenĂŒber dem Vormonat (+3,5 ZĂ€hler auf -24,8 Saldenpunkte). In allen anderen Hauptwirtschaftsbereichen geben die GroĂunternehmen eine Stimmungsverschlechterung zu Protokoll.
Text/Foto: KfW
