Magdeburg. Das Land stärkt auch im kommenden Jahr die Kinder- und Jugendarbeit im Hinblick auf Beteiligungsmöglichkeiten vor Ort in fünf ausgewählten Kommunen Sachsen-Anhalts: Gemeinde Droyßig (Burgenlandkreis), Halle (Saale), Wanzleben, Niedere Börde (Landkreis Börde) und Hansestadt Osterburg (Landkreis Stendal).
Im Vorfeld hatte das Landeszentrum „Jugend + Kommune“ bereits zum fünften Mal einen Ideenwettbewerb zur kommunalen Kinder- und Jugendbeteiligung ausgerufen, zu dem 13 Kommunen Anträge einreichten. Eine Jury aus jungen Menschen sowie Fachkräften im Bereich des Jugendengagements, politischer Bildung und Jugendarbeit wählte daraus die fünf besten aus, die 2026 eine Anschubfinanzierung von jeweils 21.000 Euro erhalten. „Die Bedürfnisse und Wünsche der Jugend unterscheiden sich oft von denen der älteren Generationen. Daher ist es wichtig, dass ihre Perspektiven in politische Entscheidungsprozesse einfließen. Beteiligung stärkt das Verantwortungsbewusstsein und das politische Engagement junger Menschen. Sie lernen in ihrem direkten Umfeld, wie Demokratie funktioniert, und entwickeln generationenübergreifende Solidarität“, sagt Jugendministerin Petra Grimm-Benne (Foto).
„Die Anträge aus den Kommunen enthielten vielfältige und spannende Ansätze zur Stärkung der Beteiligung“, beschreibt Maria Burkhardt, Leiterin des Landeszentrums, den Prozess. Sie spiegelten das Engagement und die Kreativität wider, die in der Arbeit der Gemeinden zur Förderung der Jugendbeteiligung vorhanden seien. „Wir freuen uns auf die enge Zusammenarbeit mit den fünf Kommunen, denn es geht auch um die Entwicklung von Prozessketten für die kommunale Kinder- und Jugendbeteiligung im Verwaltungshandeln“ sagt Burkhardt. Finanziert werden die Pilotvorhaben und das Landeszentrum Jugend + Kommune vom Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Gleichstellung.
Die Gemeinde Droyßig möchte die Beteiligung junger Menschen stärken und ihre Zukunft mit ihnen gemeinsam gestalten. Aufbauend auf zahlreichen Vereinsaktivitäten und Projekten soll ein Kinder- und Jugendbeirat entstehen, der eigene Ideen umsetzt und über ein eigenes Budget verfügt. Der Jugendclub dient dabei als zentraler Treffpunkt und Ort für Beteiligung, kreative Projekte und Begegnung. Ziel ist es, Jugendlichen im ländlichen Raum mehr Mitbestimmung, Perspektiven und Verbundenheit mit ihrer Heimat zu ermöglichen.
Die Stadt Halle (Saale) plant in allen fünf Teilräumen des Integrierten Stadtentwicklungskonzepts (ISEK) neue Jugenddialoge, um jungen Menschen eine stärkere Stimme in der Stadtentwicklung zu geben. Mit passenden Beteiligungsformaten sollen dabei insbesondere Jugendliche erreicht werden, die bisher kaum zu Wort gekommen sind. Gleichzeitig baut die Stadtverwaltung interne Strukturen aus, um Anliegen junger Menschen schneller zu bearbeiten und Beteiligung als festen Bestandteil kommunaler Prozesse zu verankern.
Die Stadt Wanzleben-Börde plant die Entwicklung und Einführung eines Jugendstadtrats, um jungen Menschen mehr Mitsprache in kommunalen Entscheidungen zu ermöglichen. Eine öffentlichkeitswirksame Kampagne soll Jugendliche gezielt ansprechen und für eine aktive Beteiligung gewinnen. In Zukunftswerkstätten erarbeiten junge Menschen und die Verwaltung gemeinsam, wie Zusammenarbeit, Kommunikation und Beteiligung künftig gestaltet werden sollen. Parallel entwickelt die Stadt klare Verantwortlichkeiten und verbindliche Beteiligungsstandards, um die Jugendbeteiligung dauerhaft in der Verwaltung zu verankern.
Die Gemeinde Niedere Börde entwickelt ein umfassendes Kinder- und Jugendbeteiligungskonzept, das alle Bereiche des Gemeindelebens einbezieht – von Kita, Schule und Vereinen über Feuerwehren und Politik bis hin zu Verwaltung, Bibliothek und Öffentlichkeitsarbeit. In einer Kinder- und Jugendkonferenz erarbeiten junge Menschen gemeinsam, wie Beteiligung bisher gestaltet wurde und wie sie zukünftig mitwirken möchten. Darauf aufbauend entstehen konkrete Handlungsansätze und Projektideen, die auf einem Kinder-Campus beim Dorffest präsentiert und später offiziell dem Gemeinderat übergeben werden.
Die Hansestadt Osterburg stärkt die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen, indem sie neue Wege für ihre Mitwirkung in kommunalen Entscheidungen schafft. Jugendliche werden als „Peer-Multiplikator:innen“ ausgebildet und sammeln in einer Jugendkonferenz Ideen, die gemeinsam weiterentwickelt werden. Die Kinder- und Jugendbeauftragte sorgt für den Austausch zwischen Verwaltung, Politik und jungen Menschen, sodass ein dauerhaft tragfähiges und vielfältiges Beteiligungsformat entsteht.
Hintergrund:
Das Landeszentrum Jugend + Kommune fungiert als Kommunal- und Organisationsberatung für den Bereich kommunale Kinder- und Jugendbeteiligung in Sachsen-Anhalt. Seine Aufgabe ist es, Vorhaben der Kommunen zur Beteiligung von Kindern und Jugendlichen professionell und wissenschaftlich fundiert zu unterstützen. Der Fokus der Beratung liegt dabei auf dem Thema Veränderungsmanagement, also der Umsetzung von neuen Strategien und Strukturen zur Beteiligung von Kindern und Jugendlichen an kommunalen Prozessen und Entscheidungen.
Der Trägerverein KinderStärken e.V. ist seit mehr als zehn Jahren ein Institut an der Hochschule Magdeburg-Stendal. Seine Aufgabe ist es, aktuelle Themen der Angewandten Kindheitswissenschaften in Form innovativer Lösungsansätze und Projekte aus der Hochschule heraus in der Praxis umzusetzen. Die Erfahrungen, die dabei gewonnen werden, fließen wie in einem Kreislauf zurück in die Hochschule und helfen dort praxisnahe Diskussionen zu eröffnen, die wiederum in Forschung und relevanten Projekten münden.
Text/Foto: Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Gleichstellung des Landes Sachsen-Anhalt am 15. Dezember 2025
