Inflation: Handelsmarken steigen prozentual stÀrker im Preis als Herstellermarken

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Angesichts der Inflation griffen Konsumenten bei Lebensmitteln und Waren des tĂ€glichen Gebrauchs (Fast Moving Consumer Goods, FMCG) im dritten Quartal 2022 verstĂ€rkt zu Handelsmarken. Die starke Nachfrage und höhere Verkaufspreise fĂŒhrten zu einem ĂŒberproportionalen Umsatzwachstum im Vergleich zu Herstellermarken. In den einzelnen Kategorien unterscheiden sich die Preisentwicklungen teils deutlich.

Nach Angaben des Statistischen Bundesamts (Destatis) lag die Inflationsrate im September 2022 bei 10 Prozent, fĂŒr FMCG sogar bei 17 Prozent. Die bezahlten Preise fĂŒr FMCG stiegen laut GfK Consumer Panel FMCG im September um 12 Prozent. In Zeiten von Inflation und negativem Konsumklima suchen Verbraucher nach Strategien, um ihre Haushaltsbudgets trotz steigender Preise stabil zu halten. Das erklĂ€rt, wieso die Steigerung der bezahlten Preise geringer ausfiel als die Inflationsrate. Konsumenten griffen zwischen Juli und September bei Lebensmitteln und Artikeln des tĂ€glichen Bedarfs unter anderem verstĂ€rkt zu gĂŒnstigeren Handelsmarken (Private Labels) statt Herstellermarken oder kauften beim Discounter ein. Dieses sogenannte Trading Down lĂ€sst sich in 60 Prozent aller Produktkategorien beobachten.

Die Inflation schmĂ€lert jedoch den Erfolg der Sparstrategie deutlich: Private Label sind im dritten Quartal um ganze 19 Prozent im Preis gestiegen. „Das letzte Mal, dass die prozentuale Preissteigerung bei Handelsmarken ĂŒber der bei Herstellermarken lag, war wĂ€hrend der Finanzkrise 2008“, berichtet Robert Kecskes Experte fĂŒr Konsumententrends bei GfK.

Durch höhere Nachfrage und höhere Preise wuchs der Umsatz von Handelsmarken zweistellig.  Deutlich moderater fiel hingegen das Wachstum von Herstellermarken aus: Bei fĂŒhrenden Marken stieg der Umsatz um 4,4 Prozent, bei Premium-Marken nur um 0,6 Prozent.

Wo die Preise am stĂ€rksten steigen – und warum

Ob die Inflation die fettarme ErnĂ€hrung begĂŒnstigt? Fetthaltige Nahrungsmittel sind laut des neuen GfK Inflationstrackers Spitzenreiter bei der Preissteigerung. Kategorien wie Butter und Butterzubereitungen haben sich im dritten Quartal um knapp 50 Prozent gegenĂŒber dem Vorjahr verteuert. Auch fĂŒr Mischfette (+45,1 Prozent) und Margarine (+41,9 Prozent) mussten Verbraucher wesentlich tiefer in die Tasche greifen. Wein erlebte mit 5,2 Prozent eine vergleichsweise moderate Preissteigerung

“VerbrauchsgĂŒter auf Papierbasis” ist die Warengruppe mit den stĂ€rksten Preissteigerungen im dritten Quartal. Sie ist aber auch ein weiteres Beispiel fĂŒr unterschiedliche Preisentwicklungen trotz Inflation: So haben sich KĂŒchenrollen um 35,2 Prozent verteuert, gefolgt von KosmetiktĂŒchern mit 29,4 Prozent. Gleichzeitig wurde feuchtes Toilettenpapier durchschnittlich sogar um 2,2 Prozent gĂŒnstiger.

Als Haupttreiber des Preis-Booms im FMCG-Sektor sieht GfK-Experte Robert Kesckes vor allem den Kostendruck durch die steigenden Energiepreise und Lieferkettenprobleme an. Dieser Kostendruck wirkt sich insbesondere auf Handelsmarken aus, die zugunsten des Preis-Leistungs-VerhĂ€ltnisses nur geringe Margen einkalkuliert haben. „Viele Verbraucher rechnen zudem damit, in den nĂ€chsten 12 Monaten mehr Geld fĂŒr Energie ausgeben zu mĂŒssen. Wenn sich dies bewahrheitet, werden trotz der Preissteigerung die Handelsmarken weiter Marktanteile gewinnen“, prognostiziert Robert Kecskes.

Mit datenbasierten Entscheidungen auf die Inflation reagieren

Die oben geschilderten Trends basieren auf einer Konsumentenbefragung vom August 2022 und dem weiterentwickelten Inflationstracker von GfK, der insgesamt 315 FMCG-Kategorien in 19 Warengruppen untersucht. Dank einer individuellen Analyse können HĂ€ndler und Hersteller Entwicklungen im Zusammenhang mit der Inflation engmaschig und schnell beobachten. Damit können sie prĂ€zise nachvollziehen, in welchen KanĂ€len die stĂ€rksten VerĂ€nderungen stattfinden und welche Entwicklungen (Trading Up, Trading Down oder Inflation) sie treiben. Als Entscheidungsbasis hilft der Inflationstracker, die Preispolitik von Marken gemĂ€ĂŸ den aktuellen Entwicklungen kurzfristig anzupassen.

Text: GfK

Symbolfoto/pixabay