GrĂŒndung der European Semiconductor Regions Alliance (ESRA) vollzogen

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27 Regionen aus 12 EU-Mitgliedsstaaten starten eine gemeinsame Plattform fĂŒr Zusammenarbeit, Wachstum und Investitionen in die europĂ€ische Halbleiterindustrie. Im Rahmen einer gemeinsamen Sitzung im Ausschuss der Regionen (AdR) haben die Allianz-Mitglieder heute in BrĂŒssel die GrĂŒndung der European Semiconductor Regions Alliance (ESRA) vollzogen.

ESRA versteht sich als Plattform der Regionen und Partner der EuropÀischen Kommission bei der Umsetzung des EuropÀischen Chip-Gesetzes. Sie will einen aktiven Beitrag zur StÀrkung Europas als Halbleiter-Standort im globalen Wettbewerb leisten und die WettbewerbsfÀhigkeit der Halbleiterindustrie in den Regionen der europÀischen Mitgliedsstaaten sowie der gesamten EuropÀischen Union fördern.

DafĂŒr setzt ESRA auf den Austausch von Wissen, die Förderung von Zusammenarbeit und Innovationen, die Entwicklung starker, integrierter und resilienter Wertschöpfungsketten sowie die Reduzierung von einseitigen AbhĂ€ngigkeiten vor allem bei kritischen Rohstoffen. Mit einer wachsenden europĂ€ischen Halbleiterherstellung soll die Industrieproduktion in der EU insgesamt gesichert und wettbewerbsfĂ€higer gegenĂŒber den USA und China werden.

Michael Kretschmer, MinisterprĂ€sident des Freistaates Sachsen, betonte: „Die GrĂŒndung der Mikroelektronik-Allianz auf Initiative von Sachsen ist ein wichtiger Meilenstein fĂŒr die ganze EuropĂ€ische Union und ihre Zukunft. FĂŒr jedes Segment der globalen Halbleiter-Wertschöpfungskette braucht es durchschnittlich ĂŒber 20 LĂ€nder, die an der direkten Lieferkette beteiligt sind und eng zusammenarbeiten. Mit ESRA eröffnen wir fĂŒr die Regionen neue Wege, um zusammenzuarbeiten, zu forschen und Innovationen auf den Weg zu bringen und so die wirtschaftliche und digitale SouverĂ€nitĂ€t Europas sicherzustellen. Die Teilnahme zahlreicher Regionen an der GrĂŒndungsveranstaltung unterstreicht das Interesse an einer verstĂ€rkten Zusammenarbeit auf EU-Ebene im Bereich der Mikroelektronik. Die Allianz wird einen wichtigen Beitrag leisten, Europa in dieser SchlĂŒsselindustrie in den kommenden Jahren wettbewerbsfĂ€hig zu machen.“

MinisterprĂ€sident Dr. Reiner Haseloff: „Die GrĂŒndung des ESRA Netzwerkes birgt das Potenzial, den Pool an innovativen Akteuren zu vergrĂ¶ĂŸern, welche dazu beitragen, dass Europas digitale und grĂŒne Zukunft nachhaltig vorangetrieben werden kann. Die Fertigung von hochmodernen Halbleiterchips durch Intel qualifiziert Sachsen-Anhalt zukĂŒnftig als einen starken, neuen Wirtschaftsstandort und macht sowohl die Stadt Magdeburg als auch umliegende Regionen attraktiver fĂŒr potenzielle Investoren und die Schaffung von Forschungseinrichtungen.“

Michael Murphy, AdR VizeprĂ€sident und Mitglied des Grafschaftsrates von Tipperary: „Die Halbleiterindustrie verfĂŒgt ĂŒber einen reichhaltigen Talentpool, ein umfassendes Ökosystem mit starken Forschungsverbindungen ĂŒber die gesamte Wertschöpfungskette hinweg, von der Entwicklung ĂŒber die Architektur und die Fertigung bis hin zu Systemen und Anwendungen. Halbleiterhersteller haben die Macht, die lokale Wirtschaft sowohl direkt als auch indirekt zu verĂ€ndern, und tun dies auch. Es ist unerlĂ€sslich, dass die nationalen Regierungen das wirtschaftliche Potenzial der Halbleiterindustrie in allen Regionen Europas erkennen und die notwendige UnterstĂŒtzung fĂŒr die Entwicklung einer starken und integrierten Wertschöpfungskette bereitstellen.“

Jan Jambon, MinisterprĂ€sident von Flandern: „Die heutige GrĂŒndung von ESRA ist ein hervorragendes Beispiel fĂŒr die paneuropĂ€ische Zusammenarbeit zwischen gleichgesinnten Regionen aus dem ganzen Kontinent. Die europĂ€ische Forschungspolitik glĂ€nzt durch Innovation von unten nach oben. FĂŒr die flĂ€mische Regierung sind Forschung und Entwicklung von grĂ¶ĂŸter Bedeutung und Wert. Jede fĂŒnfte Auslandsinvestition in Flandern steht im Zusammenhang mit Forschung und Entwicklung, und die flĂ€mische Regierung investiert 3,6 % ihres BIP in Innovation und nimmt damit einen Spitzenplatz in Europa ein. Es ist jedoch auch wichtig, die Innovation durch ein neues Modell der Zusammenarbeit zwischen Wissenseinrichtungen, industriellen Akteuren und regionalen EntscheidungstrĂ€gern zu ergĂ€nzen.“

In dem gemeinsam unterzeichneten 10-Punkte-Papier zur GrĂŒndung der European Semiconductor Regions Alliance halten die Regionen folgende Ziele fest:

  • bestmögliche und innovative Förderung und wettbewerbsfĂ€hige Rahmenbedingungen der Regionen im Rahmen des EuropĂ€ischen Chip-Gesetzes sowie eine langfristige Festlegung von Mitteln im MehrjĂ€hrigen Finanzrahmen der EU zur Steigerung der europĂ€ischen Halbleiterproduktion sicherstellen;
  • grĂ¶ĂŸtmögliche FlexibilitĂ€t und Schnelligkeit bei der PrĂŒfung und GewĂ€hrung staatlicher Beihilfen im Bereich der Halbleiterindustrie erreichen;
  • Forschung und Entwicklung ausbauen sowie Vernetzung von Forschungseinrichtungen in und zwischen den verschiedenen Regionen fördern und technologische Alleinstellungsmerkmale ausbauen;
  • LösungsansĂ€tze fĂŒr eine nachhaltigere Produktion von Halbleitern im Rahmen des EuropĂ€ischen GrĂŒnen Deals entwickeln und umsetzen;
  • ausreichende Wasser- und Energieversorgung an den ProduktionsstĂ€tten sowie Versorgung mit allen notwendigen, insbesondere strategischen und kritischen Rohstoffen sichern;
  • Zusammenarbeit im Bereich der Talentförderung sowie Aus- und Weiterbildung von FachkrĂ€ften, bei der Anwerbung von außereuropĂ€ischen FachkrĂ€ften sowie internationalen Hochschulkooperationen stĂ€rken;
  • Zusammenarbeit der bestehenden Cluster pflegen und intensivieren;
  • Veranstaltungen in Kooperation mit den Akteuren der Branche durchfĂŒhren;
  • gemeinsame Interessen der Mitgliedsregionen gegenĂŒber der EU-Kommission und den EU-Institutionen artikulieren und vertreten sowie
  • Vernetzung und Koordination der beteiligten Regionen auf Arbeitsebene und Vernetzung mit IndustrieverbĂ€nden und anderen europĂ€ischen Netzwerken.

Der Allianz gehören 27 Regionen aus 12 EU-Mitgliedsstaaten an. ESRA vernetzt folgende Regionen: Baden-WĂŒrttemberg, Bayern, Hamburg, Hessen, Niedersachsen, Saarland, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein und ThĂŒringen in Deutschland, Andalusien, Baskenland, Valencia und Katalonien in Spanien, Flevoland und Nordbrabant in den Niederlanden, KĂ€rnten und Steiermark in Österreich, die Centro- Region in Portugal, Flandern in Belgien, Auvergne-RhĂŽne-Alpes in Frankreich, Piemont in Italien, Tampere und Helsinki in Finnland, SĂŒdmĂ€hren in Tschechien, Wales im Vereinigten Königreich und die Republik Irland.

Hintergrund zur Entstehung der Initiative

Bereits im MĂ€rz 2023 hat der Freistaat Sachsen den Prozess zur GrĂŒndung der „European Semiconductor Regions Alliance“ (ESRA) angestoßen. 13 Regionen aus neun EU-Mitgliedsstaaten hatten ihren Willen zur Zusammenarbeit in einer gemeinsamen AbsichtserklĂ€rung bekundet.

Vor dem Hintergrund der unzureichenden Halbleiter-Resilienz Europas, der hohen LieferkettensensibilitĂ€t und der hohen AbhĂ€ngigkeit von Halbleiterimporten hat die EuropĂ€ische Kommission am 8. Februar 2022 ein umfassendes Maßnahmenpaket zur StĂ€rkung des Halbleiter-Ökosystems der EU vorgeschlagen – den European Chips Act (ECA). Ziel der Kommission ist es, Europas Marktanteil in der weltweiten Chipfertigung bis 2030 von derzeit lediglich 10 % auf bis zu 20 % zu steigern. Um dies zu erreichen, will die Kommission öffentliche und private Investitionen von bis zu 43 Milliarden Euro mobilisieren.

Der ECA wurde mit großer Zustimmung der EU-Institutionen angenommen. Der EuropĂ€ische Ausschuss der Regionen begleitete den Prozess und wies auf die Bedeutung der ECA fĂŒr die Sicherung des Industriestandorts Europa hin. Das EuropĂ€ische Parlament hat dem ECA am 11. Juli 2023 mit ĂŒberwĂ€ltigender Mehrheit zugestimmt. Ebenso hat der Ministerrat dem Projekt am 25. Juli 2023 zugestimmt. Das Gesetz soll die Produktion von Mikrochips in der EU fördern und damit die AbhĂ€ngigkeit von anderen MĂ€rkten wie Asien oder den USA verringern.

Quelle: Staatskanzlei Sachsen-Anhalt

Foto: Dr. Reiner Haseloff © Steffen Boettcher