Freuet euch! – Festkonzert: 30 Jahre gemeinsam Magdeburger Domchor und Barry Jordan

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Magdeburg. Heute am Sonnabend, den 23. September um 18:00 Uhr wird der Magdeburger Domchor seine lange Verbundenheit in einem Festkonzert feiern, da es Barry Jordans Abschiedsjahr ist, indem er mit dem Chor sich noch einmal besonderen Werken widmet.

Gemeinsam mit der Tangoband Fracanapa und CAMERATango und den Solistinnen und Solisten Anna-Maria Tietze, Elisabeth Müksch, Dan Martin und Clemens Heidrich sowie dem Organisten Martin Welzel und unter der Gesamtleitung von Barry Jordan wird die Tangomesse „Misa a Buenos Aires“ des argentinischen Komponisten Martín Palmeri im Stil des Tango Nuevo aufgeführt, sowie das Werk „Rejoice in the lamb“ von Benjamin Britten.

Die Uraufführung der Tangomesse fand im Teatro Broadway in Buenos Aires statt und ist für einen gemischten Chor und eine Tangoband sowie eine Mezzosopranistin geschrieben. Der Text wird durch eine Messe traditionell in lateinischer Sprache gesungen und wird ergänzt durch die rhythmisch sehr anspruchsvollen Tangoklänge.

Als zweites Werk wird als Gegenstück Benjamin Brittens Werk Rejoice aufgeführt, dass sich auf ein Gedicht bezieht. Es ist ein Werk, dass sich auf das Leben und die Lebewesen fokussiert und ihre verschiedenen Beziehungen und Lebensphasen darstellt mit den Themen Toleranz, Nächstenliebe und Freude sowie Leid und somit alle Empfindungen die uns als Menschen umgeben darstellt und das Gemeinsame hervorhebt dass alle eint.

Ein Konzert mit sehr vielen Klangfarben und groovigen sowie ruhigen Momenten. 

Karten gibt es im Vorverkauf (Tourist Information, Kartenhaus im Allee-Center oder online bei Reservix) und Restkarten an der Abendkasse von 8 bis 18 € zzgl. Vorverkaufsgebühren

Weitere Informationen unter: http://www.domorgel-magdeburg.de/freuet_euch.html

Vita des über 200 jährigen mit der Zelter-Plakette ausgezeichneten Domchores

1819-2019 dieser sehr beeindruckende Zeitabschnitt markiert das 200 jährige Domchorjubiläum nach der Wiedergründung des Chores, aber der Chorgesang im Magdeburger Dom geht noch viel weiter zurück bis zu seinen Anfängen ins 10. Jahrhundert.

2019 feierte der Domchor sein besonderes Jubiläum und wurde fĂĽr diese umfassende Bestehenszeit und die langanhaltende qualitativ hochwertige Arbeit und Aufrechterhaltung der Chormusik Ende August in der Staatskanzlei Sachsen-Anhalt durch Rainer Robra mit der Zelter Plakette als erster Chor aus der Landeshauptstadt Magdeburg geehrt. 

Die Zelter Plakette wird für besondere Verdienste auf dem Gebiet der Laienchorarbeit verliehen, die Voraussetzung für die Verleihung ist unter anderem ein mindestens 100- jähriges Bestehen des Chores. Der Preis geht auf Carl Friedrich Zelter zurück, dem Begründer der „Berliner Liedertafel“ und späteren Professor der Königlichen Akademie der Künste.

Die Geschichte des Magdeburger Domchores war in den Jahrhunderten geprägt von zahlreichen Höhepunkten mit der Aufführung großer Werke, aber auch durch herbe Einschnitte in den politischen Rahmenbedingungen konfrontiert.

Am Anfang des 19. Jahrhunderts stand zunächst das Ende des Domchores durch die napoelonische Aufhebung des Domstiftes im Raum, durch den Wegfall der ChoreinkĂĽnfte, aber dank der Kabinettsordnung des preuĂźischen Königs Friedrich Wilhelm dem III. war die   NeugrĂĽndung, die bis ins heutige 21. Jahrhundert anhält möglich. 

1818/19 konnte Johann Joachim Wachsmann NeugrĂĽnder und Reorganisator des Domchores, neue Statuten des Chorlebens mit Hilfe seines Lehrers Karl Friedrich Zelter aufstellen und es bestand so eine persönliche Bindung des Chores zu Zelter, sodass sich mit der Anerkennung der Zelter-Plakette heute der geschichtliche Kreis schlieĂźt.  

Einen bedeutenden Einschnitt in der Domchorhistorie stellte allerdings auch der 1. Weltkrieg dar, wo der bisher sehr sangesstarke Chor, Nachwuchsprobleme bekam und sich erstmals Frauenstimmen zur Mitwirkung öffnete und somit die Grundsteine fĂĽr die heutigen Chorstrukturen mit ihren verschiedenen Chorgruppen legte.

Seit Anfang des 20. Jahrhunderts erhielten die Kantoren des Domchores eine kirchenmusikalische Ausbildung mit Abschluss an einem entsprechenden Institut und erlernten u.a. auch das Orgelspiel, sodass sie musikalisch sehr vielfältige Werke einstudieren konnten und auch die eigene Begleitung kein Problem darstellte.

Nach sehr verdienten Chorleitern wie Bernhard Henking, Hans Chemin-Petit, Gerhard Bremsteller und GĂĽnter Hoff ĂĽbernahm Barry Jordan 1994 die Leitung des Magdeburger Domchores.

Die Höhepunkte der Domchorarbeit lagen immer bereits darin die zeitgeschichtlich bedeutenden  Chorwerke, unter Einbeziehung eines Orchesters und Solisten aufzufĂĽhren. 

Einen wichtigen Punkt bildeten auch seit jeher musikalische Kooperationen und Austausche mit anderen Chören, sodass zahlreiche Chorreise den Domchor u.a. nach Italien, in die Schweiz, Israel, Frankreich, Tschechien, Dänemark, Finnland und England fĂĽhrten. 

Selbst in den schwierigen DDR Zeiten wurden Chorreisen ermöglicht und der Magdeburger Domchor trug die Musik hinaus in die Welt.

Barry Jordan ist es zu verdanken, dass er nach der Wiedervereinigung in einer offenen, immer stärker säkularer werdenden Gesellschaft die Kathedralchorarbeit mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen in ihrer Vielfalt auf hohem Niveau weiterführte, auch wenn die räumlichen, personellen und finanziellen Bedingungen keineswegs leicht waren und sind.

Heute existiert der Domchor als generationsĂĽbergreifender Chor, welches ihn auszeichnet, da bereits mit der Ausbildung der Grundschulkinder in der Domsingschule, unter Leitung Sabine Lattorfs, begonnen wird, diese dann weiterfĂĽhrend im Katharinen- und Mauritiuschor, anschlieĂźend in der Jungen Kantorei und schlieĂźlich im Motettenchor oder aber dem neu gegrĂĽndeten Oratorienchor ihren musikalischen Platz finden können.   

Neben der Aufführung großer Werke wie Haydns Schöpfung und Mendelssohns Elias unter Beteiligung des Domchores, erfolgte auch immer bereits die Uraufführung neuer Kompositionen von Domchorleitern, wie es z. B. der 150. Psalm von Chemin-Petit war, den er zur 1000-jährigen Feier der Errichtung des Domes 1955 komponiert hatte oder auch Barry Jordans große oratorische Komposition von 2009, „Die Eiche im Dom“, die auf Ernst Barlachs berühmtes „Denkmal des Krieges“ im Dom Bezug nimmt.

Das Komponieren eigener Motetten bzw. neuer Sätze für Choräle gehörte von jeher zum Handwerkszeug aller Domchorleiter, auch der in früheren Jahrhunderten.

Vita Barry Jordan

Barry Jordan wurde 1957 in Port Elizabeth, SĂĽdafrika, geboren. Er studierte zunächst in Kapstadt, wo er 1985 sein Studium in Fachrichtung Komposition mit dem ademischen Grad Master of Music abschloss.  Ab 1986 studierte er in Wien Komposition und Orgel.

1987 verlegte er seinen Studienort  nach LĂĽbeck, wo er weiterhin bei Prof. Martin Haselböck arbeiten konnte. Hier schloss er 1989 sein Konzertexamen und 1994 sein Kirchenmusikstudium ab. Im Jahre 1994 wurde er nach Magdeburg berufen, wo er seit August desselben Jahres das Amt des Domkantors und -organisten bekleidet. 2002 – 2006 leitete er eine Orgelklasse an der Musikhochschule Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig; 2004 wurde er zum Kirchenmusikdirektor ernannt.

Foto: Domchor (c) Gotthard Demmel

Text: Isabel Tönniges / Dommusik Magdeburg