Embargo fĂŒr russische Steinkohle kurzfristig unangenehm, aber verkraftbar

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Die ifo-Forscherin Karen Pittel hat ein mögliches Embargo fĂŒr russische Steinkohle als „kurzfristig unangenehm, aber verkraftbar“ fĂŒr die deutsche Wirtschaft bezeichnet. „Das geht aus den bisher bekannten Eckdaten zu den KohlevorrĂ€ten und den Möglichkeiten fĂŒr den Ersatz der russischen Importe hervor. Die Auswirkungen dĂŒrften im Vergleich zu einem Importstopp fĂŒr russisches Erdgas wesentlich geringer ausfallen“ Beim Strom könnte Steinkohle bei Bedarf durch Braunkohle ersetzt werden, was wiederum kurzfristig Mengen verfĂŒgbar machen wĂŒrde, um Nachfrage in der Industrie zu decken. „Eine Erhöhung der Kohlepreise aufgrund eines solchen Embargos dĂŒrfte eher kurzfristigen Charakter haben.“

Zwar hĂ€tten die Importe aus Russland im vergangenen Jahr 57 Prozent der deutschen Steinkohleimporte ausgemacht. „Aber es ist zu erwarten, dass dies zumindest im Laufe der kommenden Monate durch Einfuhren aus anderen LĂ€ndern ausgeglichen werden könnte“, sagt Pittel. Zu einer lĂ€ngerfristigen globalen Verknappung von Kohle kĂ€me es aufgrund des Embargos voraussichtlich nicht. Ebenso wie Deutschland VertrĂ€ge mit neuen Lieferanten schließen könne, wĂŒrde Russland versuchen, auf Abnehmer auszuweichen, die die Sanktionen nicht unterstĂŒtzen. Freiwerdende Mengen könnten dann beispielsweise von der EU importiert werden. In einem solchen Fall wĂŒrden zwar die Auswirkungen auf die Kohlepreise ĂŒberschaubar bleiben, aber auch die RĂŒckwirkungen auf Russland. In dieser Hinsicht, und wegen der relativ geringen finanziellen Bedeutung von Kohleexporten, erscheint ein Embargo fĂŒr Russland wenig bedrohlich.

Prof. Dr. Karen Pittel
Leiterin des ifo Zentrums fĂŒr Energie, Klima und Ressourcen

Text/Foto ifo Institut