DGB-Vorsitzende Fahimi fordert Aufbruch fĂŒr eine gerechte Transformation und sozialen Frieden

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In ihrer ersten Rede als DGB-Vorsitzende hat Yasmin Fahimi (Foto) am Montag beim DGB-Bundeskongress in Berlin die Aufgabe der Gewerkschaften als Schutzmacht voller Gestaltungskraft betont.

In Zeiten fundamentaler VerĂ€nderung, Krisen und Fehlentwicklungen in der Politik wĂŒrden Gewerkschaften gebraucht als Lotsen fĂŒr eine gute Gesellschaft und als Gestalter einer guten neuen Arbeitswelt. „Wir gestalten Zukunft! Solidarisch und gerecht, mit Selbstvertrauen und Zuversicht“, rief Fahimi den Delegierten der Gewerkschaften und GĂ€sten des Kongresses zu. „Wir werden dafĂŒr sorgen, dass es auch in der Transformation gerecht zugeht und der soziale Frieden gesichert bleibt.“

DafĂŒr brauche es einen Aufbruch, der die Wirtschaft demokratischer, die Gesellschaft widerstandsfĂ€higer und das Leben nachhaltiger, freier, sicherer und menschlicher mache. Einen solchen Aufbruch könne es nur mit einer starken Gewerkschaftsbewegung geben.

Die neue DGB-Chefin wies darauf hin, dass nur eine demokratisch gestaltete Transformation zur Erfolgsgeschichte werden könne: „Wer sich TarifvertrĂ€gen verweigert, wer das Recht auf Mitbestimmung im Betrieb, im Unternehmen und der Dienststelle glaubt ignorieren zu können, der verurteilt die sozial-ökologische Transformation unserer Wirtschaft und Gesellschaft zum Scheitern. Sie wird nur mit den BeschĂ€ftigten und ihrer Kompetenz gelingen – und nicht gegen sie.“ Deswegen mĂŒsse das Betriebsverfassungsgesetz grundlegend reformiert werden und eine echte Mitbestimmung in den Unternehmen abgesichert sein. „Außerdem brauchen wir mehr Gemeinwohlorientierung und eine funktionierende Daseinsvorsorge. Transformation braucht auch eine funktionierende öffentliche Verwaltung“, bekrĂ€ftigte Fahimi.

Vor dem Hintergrund der aktuellen historischen Herausforderungen forderte sie mehr Verteilungsgerechtigkeit, um den sozialen Frieden zu sichern. Leistungsfreie Erlöse aus Vermögen, Immobilien und Spekulationen mĂŒssten fĂŒr das Gemeinwohl stĂ€rker herangezogen werden. Eine WiedereinfĂŒhrung der Vermögenssteuer sei ĂŒberfĂ€llig. DarĂŒber hinaus sei zusĂ€tzlich eine Sondervermögensabgabe, etwa in Form eines mehrjĂ€hrigen Lastenausgleichs, angemessen.

Um den Investitionsstau in Deutschland zu beheben, brauchten die öffentlichen Haushalte dringend zusĂ€tzliche Einnahmen. Stattdessen werde aber das alte Dogma der Schwarzen Null gepredigt: „Die sogenannte Schuldenbremse ist lĂ€ngst aus der Zeit gefallen. Sie ist nichts anderes als eine ideologische Bremse gegen einen aktiven Staat und gegen eine soziale Politik,“ kritisierte Fahimi. Das absolut falsche Signal sei nun der Ruf nach LohnzurĂŒckhaltung. Das sei nichts anderes, als „die KrisenbewĂ€ltigung den BeschĂ€ftigten aufzuladen. Das machen wir nicht mit.“

Die DGB-Vorsitzende forderte in ihrer Rede außerdem, alle Lebensleistungen angemessen zu wĂŒrdigen, denn „das bedeutet sozialen Fortschritt“. Dabei gehe es nicht allein um ein soziales Sicherheitsnetz, sondern um echte Teilhabe: „Soziale Gerechtigkeit heißt, soziale Rechte zu stĂ€rken. Es heißt, sich mindestens eine existenzsichernde Lebensgrundlage schaffen zu können – und dabei, wenn nötig, UnterstĂŒtzung zu bekommen. Ohne diese sozialen Rechte bleiben viele Menschen nur Bittsteller. Das werden wie niemals hinnehmen!“

Foto (c) Susi Knoll