Debatte im Landtag: Willingmann warnt vor GĂ€ngelei von Studierenden

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Magdeburg. Sachsen-Anhalts Wissenschaftsminister Prof. Dr. Armin Willingmann (Foto) hat am heutigen Donnerstag im Landtag Forderungen zurĂŒckgewiesen, auslĂ€ndische Studierende kĂŒnftig fĂŒr ihr Studium zur Kasse zu bitten. „Angesichts des erst jĂŒngst wieder prognostizierten RĂŒckgangs unserer Bevölkerung und des allseits bekannten FachkrĂ€ftebedarfs sind selektive GebĂŒhren fĂŒr auslĂ€ndische Studierende das völlig falsche Signal. Wenn wir in Sachsen-Anhalt anfangen, HĂŒrden fĂŒr auslĂ€ndische Studierende aufzubauen, vermindern wir nicht nur die AttraktivitĂ€t des Wissenschaftsstandortes, wir vergrĂ¶ĂŸern damit auch den FachkrĂ€ftemangel in der Wirtschaft“, betonte Willingmann.

„Wir sollten noch mehr als bisher die Chance ergreifen, jene junge Menschen, die einen Teil ihrer wissenschaftlichen Ausbildung bei uns erhalten, auch zum Berufseinstieg in Sachsen-Anhalt zu motivieren. Das ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, an der Hochschulen, Unternehmen, Kommunen, Wirtschaftskammern und -verbĂ€nde, gesellschaftliche Einrichtungen und natĂŒrlich auch die Politik arbeiten muss. Und wir sollten den Mehrwert erkennen, der auch darin liegt, wenn junge Menschen mit vielfĂ€ltigen EindrĂŒcken eines Studiums in Sachsen-Anhalt in ihre HeimatlĂ€nder zurĂŒckkehren. Sie sind nicht selten die ersten Ansprechpartner fĂŒr unsere Unternehmen, die im Export tĂ€tig sind oder im Ausland investieren wollen.“  

Aktuell sind in Sachsen-Anhalt 51.504 Studierende fĂŒr ein Studium eingeschrieben, davon haben 11.220 einen auslĂ€ndischen Pass. Der AuslĂ€nderanteil betrug damit 21,8 Prozent. „Statt uns darĂŒber zu unterhalten, wie wir zu unserem eigenen Schaden auslĂ€ndische Studierende möglichst von Sachsen-Anhalt fernhalten, sollten wir vielmehr schauen, dass unser Land fĂŒr hochqualifizierte junge Menschen aus anderen LĂ€ndern noch attraktiver wird – gerade in Zeiten, in denen renommierte Wissenschaftsstandorte wie die USA vor einer ungewissen Zukunft stehen und in denen die Wissenschaftsfreiheit aus ideologischen GrĂŒnden angegriffen wird“, so Willingmann weiter.

Der Minister wies im Weiteren die Darstellung zurĂŒck, dass auslĂ€ndische Studierende das Land mehr kosten als ihm nutzen. Das Gegenteil sei der Fall, betonte der Minister mit Blick auf eine aktuelle Studie: „Berechnungen des Instituts der Deutschen Wirtschaft haben unlĂ€ngst ergeben, dass Deutschland enorm davon profitiert, wenn internationale Studierende auch ohne StudiengebĂŒhren bei uns studieren“, erklĂ€rte Willingmann. „FĂŒr den 2022er Jahrgang kommt das Institut bei 79.000 auslĂ€ndischen StudienanfĂ€ngern in Deutschland auf einen mittleren Überschuss fĂŒr die öffentliche Hand von 15,5 Milliarden Euro. Warum? Weil Studierende eben auch Konsumenten sind und ihren Lebensunterhalt hier selbst bestreiten. Sie kaufen ein, gehen ins Kino, besuchen Restaurants. Sie wohnen bei uns und zahlen Miete.“

Der Minister rĂ€umte darĂŒber hinaus in seiner Rede ein, dass es noch „Luft nach oben“ gebe, wenn es darum geht, Studierende im Lande zu halten. Er warnte jedoch auch vor GĂ€ngelei durch Verbleibe-Verpflichtungen fĂŒr auslĂ€ndische Studierende : „Fragen Sie sich doch mal selbst: WĂŒrden Sie in einem Land studieren wollen, dass Sie zwingt, nach dem Studium an Ort und Stelle zu bleiben? Erst recht dann, wenn es genĂŒgend andere LĂ€nder gibt, die solche Vorbedingungen nicht stellen?“ Willingmann plĂ€dierte vielmehr dafĂŒr, grĂ¶ĂŸere Anreize zu schaffen: „Wir mĂŒssen den Menschen Anreize bieten, sich fĂŒr ein Leben bei uns in Sachsen-Anhalt zu entscheiden! DafĂŒr gibt es viele gute GrĂŒnde! Nicht zuletzt auch dank unserer breiten, weltoffenen und leistungsfĂ€higen Wissenschaftslandschaft.“

Text/Foto: Ministerium fĂŒr Wissenschaft, Energie, Klimaschutz und Umwelt des Landes Sachsen-Anhalt am 12. Juni 2025