Das Konsumklima hellt sich auf – sein Niveau bleibt jedoch niedrig

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NĂĽrnberg, 29. April 2025 â€“ Die Verbraucherstimmung in Deutschland setzt im April ihre im Vormonat begonnene Erholung fort. Sowohl die Einkommenserwartung als auch die Anschaffungsneigung verzeichnen spĂĽrbare Zuwächse, während sich die Konjunkturerwartung nur leicht verbessert. Die Sparneigung geht zudem deutlich zurĂĽck und stĂĽtzt damit das Konsumklima: Der Indikator prognostiziert fĂĽr Mai 2025 im Vergleich zum Vormonat (revidiert -24,3 Zähler) einen Anstieg um 3,7 Zähler auf -20,6 Punkte. Dies zeigen die aktuellen Ergebnisse des GfK Konsumklimas powered by NIM. Es wird seit Oktober 2023 gemeinsam von GfK und dem NĂĽrnberg Institut fĂĽr Marktentscheidungen, GrĂĽnder der GfK, herausgegeben. 

Neben einer zunehmenden Einkommenserwartung und einer steigenden Anschaffungsneigung verstärkt aktuell eine spĂĽrbare zurĂĽckgehende Sparneigung die Erholung des Konsumklimas. Der Sparindikator verliert nach zwei Anstiegen in Folge im April 5,4 Punkte und sinkt damit auf 8,4 Punkte.  

„Die Neuausrichtung der Handelspolitik der US-Administration, die mit der AnkĂĽndigung von starken Zollerhöhungen kurz vor Beginn der Befragungen Anfang April begann, hat offenbar bislang die Stimmung der Verbraucher in Deutschland noch nicht nachhaltig beeinträchtigt. Vermutlich werden etwaige negative Effekte durch den Abschluss der Koalitionsverhandlungen und der Aussicht auf eine baldige voll handlungsfähige Regierung kompensiert,“ erklärt Rolf BĂĽrkl, Konsumexperte beim NIM. „Offenbar ist es fĂĽr die deutschen Verbraucher bislang wichtiger, dass es nun zĂĽgig zu einer Regierungsbildung kommen kann. Damit verliert ein zentraler Auslöser der bisherigen Verunsicherung an Bedeutung – und entsprechend ist auch die Sparneigung zurĂĽckgegangen. Denn aus tiefergehenden Analysen wissen wir, dass Verunsicherung ein wesentlicher Grund fĂĽr die hohe Sparneigung ist. Ob sich der RĂĽckgang der Sparneigung in den kommenden Monaten fortsetzen wird, bleibt jedoch abzuwarten und hängt sicherlich auch davon ab, wie sich der Handelskonflikt zwischen den USA und dem Rest der Welt weiterentwickelt.“ 

Die Einkommenserwartungen steigen spĂĽrbar

Die Einkommenserwartungen nehmen zum zweiten Mal in Folge zu. Nach den moderaten Zuwächsen im Vormonat legt der Einkommensindikator im April mit einem Plus von 7,4 Zählern spĂĽrbar zu. Er klettert damit auf 4,3 Punkte, dem höchsten Wert seit Oktober 2024. Damals wurden 13,7 Zähler gemessen. Im Vergleich zum April 2024 besteht jedoch noch immer ein Minus von 6,4 Punkten. 

FĂĽr die insgesamt positiveren Einkommensaussichten dĂĽrfte auch der Tarifabschluss im öffentlichen Dienst verantwortlich sein, der Anfang April erzielt worden ist. Demnach erhalten die Beschäftigten von Bund und Kommunen zum 1. April 2025 eine Entgelterhöhung von drei Prozent, mindestens jedoch 110 Euro monatlich. Ab dem 1. Mai 2026 gibt es eine weitere Erhöhung von 2,8 Prozent. Dies liegt ĂĽber der gegenwärtig zu erwartenden Preissteigerungsrate von gut zwei Prozent, was der Kaufkraft zugutekommt. 

Die Anschaffungsneigung legt ebenfalls zum zweiten Mal in Folge zu 

Von den deutlich gestiegenen Einkommensaussichten profitiert in diesem Monat auch die Anschaffungsneigung. Sie gewinnt 3,3 Zähler hinzu und weist aktuell -4,9 Punkte auf. Im Vergleich zum entsprechenden Zeitraum des Vorjahres beträgt das Plus 7,7 Punkte. 

Nach wie vor weist die Anschaffungsneigung insgesamt gesehen ein niedriges Niveau auf. Allerdings zeigt sich seit Anfang 2023 (Wert im Januar 2023: -18,7) ein Aufwärtstrend. Ob sich dieser fortsetzen kann, hängt auch davon ab, ob die Inflation bei etwa 2 Prozent, und damit in der Nähe des Zielwertes der Europäischen Zentralbank (EZB), bleibt. Eine erneut zunehmende Verunsicherung, etwa durch einen eskalierenden Handelskonflikt, wĂĽrde eine weitere Erholung der Konsumstimmung allerdings wieder zunichtemachen.    

Die Konjunkturerwartungen nehmen leicht zu 

In diesem Monat legen die Konjunkturerwartungen zum dritten Mal in Folge zu: Mit einem Plus von 0,3 Zählern fällt der Anstieg jedoch gering aus. Der Indikator weist damit im April 2025 einen Wert von 7,2 Punkten auf. Ein besserer Wert wurde zuletzt im Juli 2024 mit 9,8 Zählern gemessen. Im Vergleich zum entsprechenden Zeitraum des Vorjahres beträgt der Zuwachs 6,5 Punkte.  

Damit trotzen die Konjunkturerwartungen der BundesbĂĽrger den unsicheren Entwicklungen auf den Aktienmärkten, die durch die Zollpolitik der amerikanischen Regierung verursacht wurden. Gleichzeitig wurden die Wachstumsprognosen fĂĽr dieses Jahr noch einmal nach unten korrigiert. Es droht nun das dritte Rezessionsjahr in Folge – ein Novum in der Nachkriegsgeschichte der Bundesrepublik. 

Text/Foto: GfK/NIM am 29. April 2025