AvD: Tempolimit ist ein ideologischer Popanz

Veröffentlicht in: Autofahrer | 0
  • Praxiserkenntnisse zeigen, dass Tempolimit ohne Effekt bleiben wird
  • BefĂŒrworter nutzen Scheinargumente und Fehlinformationen
  • Nur knapp zwei Prozent der Autofahrer schneller als Tempo 160 unterwegs

Der Automobilclub von Deutschland (AvD) lehnt weiterhin ein generelles Tempolimit auf Autobahnen ab und fordert alle Akteure und Institutionen auf, nicht bei jeder sich bietenden Gelegenheit erneut reflexartig dieses hinlÀnglich diskutierte Thema aus der Versenkung zu holen.

Das Potenzial fĂŒr CO2-Einsparungen durch ein allgemeines Tempolimit von 130 km/h schĂ€tzt selbst die Agora Verkehrswende mit maximal zwei Millionen Tonnen pro Jahr. Angesichts der jĂ€hrlichen bundesdeutschen CO2-Gesamtemission von rund 762 Millionen Tonnen wĂŒrde Tempo 130 den CO2-Ausstoß also lediglich um 0,26 Prozent senken. In der Praxis dĂŒrfte selbst diese Annahme zu hoch gegriffen sein, da sich ein Tempolimit lediglich auf einen kleinen Teil der Verkehrsteilnehmer auswirken wĂŒrde. Auswertungen von VerkehrszĂ€hlstationen zeigen, dass knapp 80 Prozent der Autofahrer auch auf Strecken ohne Tempolimit nicht schneller als 130 km/h fahren. Auf den 1,4 Prozent des deutschen Straßennetzes ohne Tempolimit fahren nicht einmal zwei Prozent der Autofahrer schneller als 160 km/h, wovon die HĂ€lfte am spĂ€ten Abend oder in der Nacht erfasst wurde. Die zunehmende Verbreitung von Elektroautos trĂ€gt ein Übriges dazu bei, dass ein generelles Tempolimit fĂŒr den Klimaschutz immer bedeutungsloser wird und mehr in die Mottenkiste einer gestrigen Ideologie gehört.

Hintergrund: Die Bundesrepublik Deutschland unterhĂ€lt aktuell ein Straßennetz mit rund 644.000 Kilometern GesamtlĂ€nge. Die StreckenlĂ€nge der Bundesautobahnen betrug zum Jahresende 2019 13.141 Kilometer, was einem Anteil von zwei Prozent am gesamten Straßennetz entspricht. In der Summe sind rund 3.900 Autobahnkilometer (30 Prozent) mit einer TempobeschrĂ€nkung belegt, auf den restlichen gut 9.100 Kilometern besteht kein Tempolimit, vielmehr gilt dort eine Richtgeschwindigkeit von 130 km/h. Der Anteil der Straßen ohne gesetzliche Geschwindigkeitsbegrenzung am deutschen Straßennetz betrĂ€gt mithin lediglich 1,4 Prozent.

AvD GeneralsekretĂ€r Lutz Leif Linden: „Die Diskussion um ein generelles Tempolimit hat sich lĂ€ngst zu einem politischen Popanz entwickelt, der bei jeder sich irgendwie bietenden Gelegenheit von Neuem auf den Tisch kommt. Nun soll es dem Energiesparen dienen. Doch dazu bedarf es keiner staatlichen Bevormundung der BundesbĂŒrgerinnen und BundesbĂŒrger. Die sind in der durchaus in der Lage selbst zu entscheiden, ob sie durch langsames Fahren Energie sparen wollen oder nicht. Das ist gelebte Basisdemokratie.“

Der AvD ist sicher, dass von der EinfĂŒhrung eines generellen Tempolimits keine Lenkungswirkung auf das Verhalten des Marktes und der Konsumenten ausgeht – ganz so, wie bei vielen frĂŒheren dirigistischen Eingriffen des Staats. Auch wird ein Tempolimit kurz- bis mittelfristig zunĂ€chst keine relevanten Auswirkungen auf den Absatz leistungsstarker Fahrzeuge aus der Produktion deutscher Hersteller haben. Das zeigt schon ein Blick ins Ausland, wo z. B. in Österreich oder der Schweiz leistungsstarke Sportmodelle vergleichbare StĂŒckzahlen erzielen, wie in Deutschland – trotz kleinerer Marktvolumina, Ă€ußerst streng ĂŒberwachter Tempolimits und drakonischer Strafen. Doch langfristig wird ein Tempolimit nicht allein dem deutschen Automobilbau, sondern der deutschen Industrie insgesamt einen erheblichen Imageverlust bescheren. Denn international wird deutschen Autos gerade wegen des fehlenden Tempolimits durchweg ein besonders hoher technischer Standard zugesprochen, weil sie „developed for the Autobahn“ sind. Das trĂ€gt zum exzellenten Ruf des „german engineering“ bei, der durch die EinfĂŒhrung eines Tempolimits mittel- bis langfristig nicht nur an Strahlkraft verlieren wird und damit seine Funktion als Wettbewerbsvorteil einbĂŒĂŸen dĂŒrfte.

Foto © shutterstock – Herr Loeffler