Herausfordernde Zeiten fĂŒr den Unterhaltungs-elektronikmarkt

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GfK prognostiziert UmsatzrĂŒckgang fĂŒr das Gesamtjahr 2022

Nach einem pandemiebedingt starken Jahr 2020, kehrte bereits 2021 ErnĂŒchterung im Markt fĂŒr Unterhaltungselektronik in Deutschland ein. Diese Entwicklung setzte sich auch im ersten Halbjahr 2022 fort. Hoffnungen legt die Branche auf das vierte Quartal, da Großereignisse wie die Fußball-Weltmeisterschaft erfahrungsgemĂ€ĂŸ die AbsĂ€tze fĂŒr TV-GerĂ€te nach oben treiben. Trotzdem geht GfK von einem UmsatzrĂŒckgang im Gesamtjahr 2022 aus.

Der Start in das Jahr 2022 war fĂŒr den globalen Markt fĂŒr Unterhaltungselektronik aufgrund zahlreicher Faktoren schwierig. Der Einfluss des Kriegs in der Ukraine und die galoppierende Inflation ließen die Verbraucherstimmung flĂ€chendeckend einbrechen. Hinzu kamen Lockdowns im grĂ¶ĂŸten Absatzmarkt China im FrĂŒhjahr 2022, die dem Umsatz weiter zusetzten. Auch in Deutschland war der Markt rĂŒcklĂ€ufig und verzeichnete von Januar bis Juni 2022 einen UmsatzrĂŒckgang von 4 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf 3,1 Milliarden Euro.

Andreas Peplinski, GfK-Experte im Bereich Consumer Electronics, erklĂ€rt: „Eine Chance, den schwachen Jahresstart auszugleichen, könnte die Fußball-Weltmeisterschaft im vierten Quartal bieten. ErfahrungsgemĂ€ĂŸ steigt vor allem die Nachfrage nach TV-GerĂ€ten vor solchen sportlichen Großereignissen. Angesichts der schlechten Konsumentenstimmung rechnen wir jedoch damit, dass dieser Effekt nicht groß genug sein wird, um den Markt fĂŒr Unterhaltungselektronik fĂŒr das Gesamtjahr 2022 vor einem UmsatzrĂŒckgang zu bewahren.“

Premium wÀchst, TV-EinstiegsgerÀte aktuell nicht gefragt

Der Markt fĂŒr TV-GerĂ€te in Deutschland verzeichnete in den ersten sechs Monaten des Jahres insgesamt ein Umsatzminus von 10 Prozent auf 1,6 Milliarden Euro verglichen mit dem Vorjahreszeitraum. Von dieser Entwicklung waren Fernseher mit fast allen Display-GrĂ¶ĂŸen betroffen, wobei die Nachfrage nach EinstiegsgerĂ€ten besonders zurĂŒckging. Nur bei den Display-GrĂ¶ĂŸen grĂ¶ĂŸer 75 Zoll zeigt sich weiterhin ein AufwĂ€rtstrend. In diesem Segment stieg der Umsatz um 11 Prozent verglichen mit dem ersten Halbjahr 2021. Weiterhin auf starkem Wachstumskurs sind GerĂ€te mit OLED-Technologie. In den ersten sechs Monaten des Jahres 2022 verbuchten sie ein Umsatzplus von 18 Prozent. Der Absatz stieg sogar um 28 Prozent.

Ebenfalls positiv konnten die im vergangenen Jahr neu auf dem Markt eingefĂŒhrten Mini-LED-Bildschirme das erste Halbjahr 2022 abschließen. Innerhalb eines Jahres stieg der Umsatzanteil der Mini-LED-TVs am Gesamtmarkt von 1 Prozent auf 9 Prozent; OLED-TVs stehen bereits fĂŒr 29 Prozent des aktuellen Gesamtumsatzes.

Die positive Entwicklung im Premiumsegment, eine deutlich geringere Nachfrage nach TV-Einstiegsmodellen sowie höhere Produktions- und Logistikkosten auf Herstellerseite fĂŒhrten im ersten Halbjahr zu höheren Verkaufspreisen im Vergleich zum Vorjahr. So betrug der durchschnittliche Verkaufspreis eines TV-GerĂ€ts im ersten Halbjahr 2021 noch 649 Euro, wohingegen dieser von Januar bis Juni 2022 auf 706 Euro stieg. Gleichzeitig sank der durchschnittliche Verkaufspreis eines OLED-GerĂ€ts innerhalb dieses Zeitraums von 1.690 Euro auf 1.560 Euro. Premium-LCD-TVs mit erweitertem Farbraum (inklusive Quantum-Dot- & Mini-LED) verzeichneten insgesamt eine Ă€hnliche Entwicklung. Bei diesen Produkten sank der durchschnittliche Verkaufspreis von 973 Euro auf 882 Euro.

Audio bleibt stabiler

Das Audio-Segment erholte sich im ersten Halbjahr 2022 von seiner rĂŒcklĂ€ufigen Entwicklung im Vorjahr und konnte um 7 Prozent auf 1,4 Milliarden Euro wachsen. So verzeichneten unter anderem stationĂ€re GerĂ€te wie Soundbars mit 5 Prozent sowie Kopfhörer mit 19 Prozent im Bereich der tragbaren AudiogerĂ€te einen Umsatzanstieg.

Auf Wachstumskurs blieben Soundbars, die mit Premiumfeatures wie etwa Dolby Atmos/DTS:X ausgestattet sind. Der Umsatz mit 3D-Klang-fĂ€higen GerĂ€ten stieg im ersten Halbjahr 2022 um 88 Prozent auf 95 Millionen Euro. Immerhin konnten die deutlich gestiegenen Verkaufspreise die leicht sinkende Nachfrage nach Soundbars insgesamt kompensieren und bei einem AbsatzrĂŒckgang von 5 Prozent fĂŒr ein Umsatzplus von 5 Prozent sorgen.

True Wireless Headsets waren – nicht zuletzt getrieben durch das Homeoffice – die Gewinner der letzten Jahre. 2022 sind sie eine von wenigen Warengruppen, deren AbsĂ€tze mit plus 34 Prozent ĂŒberproportional zu einem Umsatzplus von 27 Prozent stiegen.

„Zwischen sinkender Nachfrage und Durchschnittspreisen ist Premium weiterhin das Gebot der Stunde fĂŒr HĂ€ndler und Hersteller“, ergĂ€nzt Andreas Peplinski. „Angesichts knapper werdender Budgets tendieren Konsumenten bei der Kaufentscheidung aktuell eher zu hochwertigen und höherpreisigen Produkten, die mit innovativen Features ausgestattet sind. Entsprechend rechnen wir damit, dass GerĂ€te mit Premiumfunktionen auch langfristig ein Wachstum erzielen können.“

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