Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von KrankenhĂ€usern sind immer stĂ€rker gewalttĂ€tigen Ăbergriffen ausgesetzt. Das ergab eine neue Umfrage des Deutschen Krankenhausinstituts (DKI) im Auftrag der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG). 66 Prozent der KrankenhĂ€user gaben an, dass die Zahl der Ăbergriffe in ihren HĂ€usern mĂ€Ăig (42 Prozent) oder deutlich (24 Prozent) gestiegen sei. Betroffen ist weit ĂŒberwiegend die Notaufnahme. 95 Prozent der KrankenhĂ€user haben dort Ăbergriffe registriert.
Neben krankheitsbedingten Ursachen nennen 71 Prozent der KrankenhĂ€user allgemeinen Respektverlust als Hauptgrund fĂŒr die Ăbergriffe, 41 Prozent die langen Wartezeiten in der Notaufnahme. Im Mittelwert sind bei 51 Prozent der gewalttĂ€tigen Ăbergriffe auf Krankenhauspersonal PflegekrĂ€fte betroffen. In 21 Prozent Ărztinnen und Ărzte und in sechs Prozent BeschĂ€ftigte in anderen Bereichen.
âWenn PflegekrĂ€fte angegriffen werden, trifft es vor allem Frauen, denn der Pflegeberuf ist noch immer hauptsĂ€chlich weiblich besetzt. Gewalt im Krankenhaus ist deshalb nicht nur ein Angriff auf einzelne BeschĂ€ftigte; sie steht sinnbildlich auch fĂŒr ein gröĂeres strukturelles Ungleichgewicht. Denn nicht nur im Beruf, auch im Privaten sind es ĂŒberdurchschnittlich hĂ€ufig Frauen, die den GroĂteil der Care-Arbeit leisten. Dass Frauen in Pflegeberufen zusĂ€tzlich Gewalt ausgesetzt sind, macht auf schockierende Weise sichtbar, wie gering der gesellschaftliche Respekt vor Care-Arbeit noch immer ist, und wie wenig diejenigen geschĂŒtzt werden, die diese Arbeit verrichten. Das sollte uns nicht nur am heutigen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen bewusst sein“, erklĂ€rt die stellvertretende Vorstandsvorsitzende der DKG, Prof. Dr. Henriette Neumeyer (Foto).
Auf die Angriffe haben die meisten KrankenhĂ€user reagiert: 77 Prozent der Kliniken schulen bereits BeschĂ€ftigte besonders von Gewalt betroffener Bereiche in Deeskalation, 47 Prozent die BeschĂ€ftigten aller Stationen. DarĂŒber hinaus verfĂŒgen zwei Drittel der Kliniken ĂŒber eine GefĂ€hrdungsbeurteilung und eine Alarmierungskette. Mehr als ein Drittel hat die GebĂ€ude baulich auf GewaltprĂ€vention angepasst. Allerdings haben nur 43 Prozent der KrankenhĂ€user infolge von gewalttĂ€tigen Ăbergriffen Strafanzeige gestellt.
âAuffĂ€llig bleibt das PhĂ€nomen, dass Ăbergriffe nur selten zu Strafanzeigen fĂŒhren. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der KrankenhĂ€user nehmen Ăbergriffe mittlerweile als Teil ihrer Arbeit wahr. Hinzu kommt die Erfahrung, dass Strafanzeigen viel zu oft in eingestellten Verfahren enden oder die Taten anderweitig konsequenzlos bleiben. FĂŒr die Betroffenen, die im Krankenhaus ohnehin schon unter ausufernder BĂŒrokratie leiden, bleibt oft die Erkenntnis, dass eine Strafanzeige mit ihren Zeugenvernehmungen und Formularen zwar sehr zeitaufwendig ist, am Ende aber die Situation nicht verĂ€ndert. Wir können trotz allem nur dazu ermuntern, konsequent Strafanzeige zu stellen. Nur so lĂ€sst sich Bewusstsein fĂŒr das AusmaĂ des Problems erzeugen, das weit ĂŒber die medial bekannt gewordenen besonders brutalen FĂ€lle hinausgeht. Und letztlich mĂŒssen Politik und Justiz handeln, fĂŒr eine angemessene strafrechtliche Grundlage sorgen und Gewalttaten konsequent verfolgen“, erklĂ€rt DKG-Vize Neumeyer.
Die DKG fordert unter anderem die strafrechtliche Gleichstellung von Ăbergriffen auf Krankenhauspersonal mit denen auf EinsatzkrĂ€fte. AuĂerdem sollen KrankenhĂ€usern die Kosten fĂŒr Sicherheitspersonal und anderen Schutz vor Ăbergriffen refinanziert werden.
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Quelle: Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) am 24. November 2025
Foto: Prof. Dr. Henriette Neumeyer (c) DKG
