In Sachsen-Anhalt sind Flächen für Landwirtschaft, Industrie und erneuerbare Energien begehrt. Um Nutzungskonflikte zwischen Erneuerbaren und Landwirtschaft zu vermeiden, könnte in den kommenden Jahren verstärkt Agri-Photovoltaik zum Einsatz kommen. Es geht dabei um Photovoltaikanlagen, die so auf einer Ackerfläche montiert werden, dass auch landwirtschaftliche Nutzung möglich bleibt. Mit finanzieller Unterstützung des Energieministeriums hat ein Team der Hochschule Anhalt nun Methoden entwickelt, mit denen sich Vorrangflächen und Potenziale für Freiflächen- und Agri-Photovoltaik-Anlagen besser bestimmen lassen. Am heutigen Freitag hat sich Energieminister Prof. Dr. Armin Willingmann im Rahmen seiner Sommertour auf dem Campus in Bernburg über die Untersuchungsergebnisse informiert.
„Natürlich liegt es nicht in unserem Interesse, die besonderes fruchtbaren Böden in Sachsen-Anhalt mit Photovoltaik zu überbauen“, betonte Willingmann. „Doch gerade in Gebieten, in denen Ackerbau ohnehin überschaubar oder nur unter erschwerten Bedingungen möglich ist, könnten Agri-PV-Lösungen dazu beitragen, Konflikte um die Nutzung von Flächen zu entschärfen. Insbesondere in besonders trockenen Landesteilen könnte eine stärkere Verschattung sogar hilfreich für den Ackerbau sein. Die Studie leistet daher einen wichtigen Beitrag, um Flächen für Agri-PV besser zu identifizieren.“
Das Forschungsvorhaben wurde unter der Leitung von Prof. Dr. Matthias Pietsch am Campus Bernburg durchgeführt, fachlich begleitet durch die Landesanstalt für Landwirtschaft und Gartenbau Sachsen-Anhalt. Gefördert wurde es vom Energieministerium mit 120.197 Euro. Im Mittelpunkt der Arbeiten stand die Analyse, wie landwirtschaftlich wertvolle Flächen geschützt und gleichzeitig neue Potenziale für Freiflächen- und Agri-Photovoltaik erschlossen werden können. Dafür wurden Daten zur Bodenqualität und zum Wasserspeichervermögen für jede zusammenhängend bewirtschaftete Fläche, auf Feldblockebene, ausgewertet. Zudem sorgte eine spezielle Auswertung dafür, dass sich alle Regionen nach vergleichbaren Maßstäben untersuchen lassen – unabhängig von ihrer Lage.
Die Ergebnisse wurden in eine digitale Kartenanwendung überführt. Fachleute können dort Schwellenwerte einstellen – etwa für die Bodenqualität – und direkt sehen, welche Flächen betroffen wären. Auch das Anzeigen von besonderen Standortmerkmalen ist möglich. Die Veröffentlichung im Landesportal ist für 2025 vorgesehen. Danach ist das digitale Werkzeug für alle interessierten Nutzerinnen und Nutzern verfügbar. „Mit dieser Methode und der Bereitstellung in einem WebGIS wird der Schutz klimaresilienter Böden unter Berücksichtigung der naturräumlichen Ausstattung in Sachsen-Anhalt realisiert und die Ausweisung landwirtschaftlicher Vorrangflächen unterstützt“, so Pietsch. „Gleichzeitig lassen Nutzungskonflikte bei der Standortsuche für (Agri)-Photovoltaik-Anlagen frühzeitig erkennen sowie Bereiche für die eine kombinierte Nutzung von Landwirtschaft und Energieerzeugung ableiten.“
Quelle: Ministerium fĂĽr Wissenschaft, Energie, Klimaschutz und Umwelt des Landes Sachsen-Anhalt am 18. Juli 2025
Symbolfoto: Agri-Photovoltaik / pixabay