Zwischen den Erzfeinden Israel und Iran ist auch am zweiten Tag nach Beginn des Krieges keine Deeskalation in Sicht. Israel wurde nach Angaben der StreitkrÀfte im Morgengrauen erneut mit Raketen angegriffen. Auch in der iranischen Hauptstadt Teheran war in der Nacht Berichten zufolge wieder die Luftabwehr aktiv. Augenzeugen und örtliche Medien meldeten Explosionen im Zentrum und Nordosten der Millionenstadt.
Im Zentrum Israels wurden Berichten zufolge mehrere Menschen beim Einschlag einer Rakete verletzt und WohngebÀude schwer beschÀdigt. Die Bevölkerung könne die SchutzrÀume inzwischen wieder verlassen, solle sich aber weiterhin in ihrer NÀhe aufhalten, teilte die israelische Armee mit.
Berichte ĂŒber Dutzende Verletzte
Bereits bei den vorherigen Angriffswellen des Irans wurden laut Medien Dutzende Menschen in Israel verletzt. Eine Frau erlag ihren Verletzungen. Obwohl die USA ihrem VerbĂŒndeten laut unbestĂ€tigten Medienberichten bei der Raketenabwehr halfen, schlugen mehrere Raketen im GroĂraum Tel Aviv ein. Im Vorort Ramat Gan wurden laut örtlichen Medien neun GebĂ€ude zerstört.
Der Iran habe mit Angriffen auf zivile Ziele eine rote Linie ĂŒberschritten und werde einen «sehr hohen Preis» zahlen, drohte Israels Verteidigungsminister Israel Katz. Ein ranghoher israelischer Sicherheitsbeamter wurde in heimischen Medien mit der Aussage zitiert, Israel werde iranische Ăl-Anlagen ins Visier nehmen, wenn der Iran Bevölkerungszentren in Israel angreifen sollte.
IAEA: Anlage fĂŒr Uran-Anreichung teilweise zerstört
Irans Attacken sind die Antwort auf den GroĂangriff, den Israel in der Nacht auf Freitag gestartet hatte. Israel ist die einzige Atommacht in der Region und nahm mit seinem GroĂangriff vor allem Irans Atomprogramm ins Visier. Getroffen wurden nach israelischen Angaben mehr als 100 Ziele unter anderem in den iranischen MillionenstĂ€dten Teheran, Tabris und Schiras sowie die Uran-Anreicherungsanlage Natans.
UN-Chef fordert Ende der gegenseitigen Angriffe
UN-GeneralsekretĂ€r AntĂłnio Guterres rief beide LĂ€nder eindringlich zur Deeskalation auf. «Israelische Bombardierung iranischer Nuklearanlagen. Iranische Raketenangriffe auf Tel Aviv. Genug der Eskalation», schrieb er auf X. Frieden und Diplomatie mĂŒssten sich durchsetzen.
Danach sieht es jedoch derzeit nicht aus. Ein ranghoher iranischer Beamter sagte dem US-Sender CNN, der Iran werde seine Angriffe auf Israel verstĂ€rken und die regionalen StĂŒtzpunkte aller LĂ€nder ins Visier nehmen, die Israel verteidigen.
Warnung vor FlÀchenbrand
«Noch nie war die Region so nah an einem ausgewachsenen FlĂ€chenbrand wie jetzt», sagte Ali Vaez, Leiter der Iran-Abteilung beim Thinktank International Crisis Group, dem arabischen Sender Al-Dschasira. Zwar sei unklar, wie viele Waffen und Verteidigungssysteme ihres Erzfeindes die Israelis zerstört hĂ€tten. Der Iran verfĂŒge aber definitiv weiterhin ĂŒber Angriffspotenzial – und habe nicht nur eines der am weitesten entwickelten und umfangreichsten Arsenale von Marschflugkörpern im Nahen Osten, sondern auch starke VerbĂŒndete in der Region wie die Huthi-Miliz im Jemen.
Auch die palĂ€stinensische Terrororganisation Hamas und die libanesische Hisbollah-Miliz werden maĂgeblich von Teheran unterstĂŒtzt. «Wenn das so weitergeht, kann es also sehr schnell sehr hĂ€sslich werden», warnte Vaez.
«Wir stehen erst am Anfang»
«Wir stehen erst am Anfang eines Ereignisses, das sich wahrscheinlich stark von frĂŒheren direkten ZusammenstöĂen zwischen Israel und dem Iran unterscheiden wird», sagte Danny Citrinowicz vom israelischen Institut fĂŒr Nationale Sicherheitsstudien dem «Wall Street Journal». Die Folgen des jetzigen Konflikts könnten seiner Ansicht nach weitreichend und bedeutend fĂŒr die Zukunft des Irans und der StabilitĂ€t der gesamten Region sein.
Text/Foto: Welt Nachrichtensender am 14. Juni 2025