Deutschlands Wirtschaft kommt nicht in Schwung und bleibt als Standort weiterhin unattraktiv, weshalb die âWirtschaftsweisenâ in dieser Woche erneut tiefgreifende Reformen angemahnt haben. Bundeskanzler Friedrich Merz und CDU-GeneralsekretĂ€r Carsten Linnemann fordern deshalb eine höhere Leistungsbereitschaft in der Gesellschaft. Sind die Deutschen zu bequem? Welche Rahmenbedingungen bietet der Staat seinen BĂŒrgern fĂŒr die geforderte Mehrarbeit? Welche neuen Anreize will die schwarz-rote Regierung setzen, um Arbeit wieder attraktiver und produktiver zu machen? Und wie lange werden wir mit Blick auf den demografischen Wandel in Zukunft arbeiten mĂŒssen?
Carsten LinnemannÂ
Der CDU-GeneralsekretĂ€r betont das Tempo, in dem die schwarz-rote Regierung erste Richtungsentscheidungen treffen muss: âWenn wir jetzt nicht am Anfang liefern, werden die Leute uns nicht vertrauen.â Das gilt vor allem fĂŒr die Wirtschaft. Beim Thema Arbeit setzt er auf Eigenverantwortung und Anreize. Er fordert einen MentalitĂ€tswandel in Deutschland und kritisierte im Wahlkampf: âIn Deutschland gibt es gar keine Leistungsbereitschaft mehr.â Zu seinen zentralen ReformvorschlĂ€gen zĂ€hlen die Abschaffung des BĂŒrgergeldes, steuerfreie Ăberstunden, ein steuerfreier Hinzuverdienst fĂŒr Rentner im Rahmen der âAktivrenteâ, und eine neue Wochenarbeitszeitregelung.
Christiane BennerÂ
Die Erste Vorsitzende der IG Metall, der mit mehr als zwei Millionen Mitgliedern gröĂten Einzelgewerkschaft Deutschlands, ist mit ihrer Wahl 2023 die erste Frau in diesem FĂŒhrungsamt. âDie Deutschen sind nicht zu faulâ, entgegnet sie Forderungen, diese mĂŒssten mehr arbeiten. Vielmehr gebe es hinreichend Menschen, die mehr arbeiten möchten, aber nicht können. Etwa Frauen, die gerne ihren Teilzeitjob aufstocken wĂŒrden, aber keine Kinderbetreuung finden. VorschlĂ€ge wie steuerfreie ĂberstundenzuschlĂ€ge wĂŒrden bei den wenigsten ankommen. Die Idee, Feiertage fĂŒr mehr Wirtschaftswachstum abzuschaffen, hĂ€lt sie fĂŒr Ablenkung von den echten Problemen.
Moritz SchularickÂ
Der PrĂ€sident des Kiel Institut fĂŒr Weltwirtschaft sagt, es brauche in Deutschland mehr Arbeitsstunden, um den aktuellen Wohlstand zu erhalten. Gleichzeitig macht er die Rahmenbedingungen dafĂŒr verantwortlich, dass viele Menschen in Deutschland nur in Teilzeit arbeiten. Gerade bei der Kinderbetreuung, der Infrastruktur und den Lohnnebenkosten sei Deutschland nicht gut aufgestellt und hinke im internationalen Vergleich hinterher. Der Ăkonom fordert mehr Mut von der Regierung, insbesondere beim Thema Rente, auch unpopulĂ€re MaĂnahmen zu ergreifen, um fĂŒr mehr Wachstum zu sorgen.