Willingmann: „Abwasserdaten sind wertvolles Instrument im Pandemiemanagement“

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Landesamt fĂŒr Umweltschutz weitet Corona-Screening deutlich aus

Halle/Saale. Das seit MĂ€rz 2021 laufende Pilotprojekt des Landesamtes fĂŒr Umweltschutz (LAU) zum Corona-Screening des Abwassers wird deutlich ausgeweitet. Ab Herbst 2022 sollen an zwölf landesweit reprĂ€sentativen KlĂ€rwerksstandorten wöchentlich Proben genommen und im Labor auf SARS-CoV-2-Viren untersucht werden. Bislang erfolgt dies in Halle, Magdeburg, Weißenfels und Bernburg. Hinzu kommen kĂŒnftig Dessau, Köthen, Naumburg, Zeitz/Göbitz, Schönebeck, Halberstadt, Silstedt und Stendal-Stadtforst. Geplant ist zudem, die Daten auf der LAU-Webseite https://lau.sachsen-anhalt.de zu veröffentlichen.

„Das Pilotprojekt hat gezeigt: Die regelmĂ€ĂŸige Untersuchung von Abwasser auf Corona-Viren liefert Informationen, mit denen sich das Infektionsgeschehen zuverlĂ€ssig einschĂ€tzen lĂ€sst. Dies gilt umso mehr, wenn insgesamt weniger getestet wird. Das Abwasser-Screening wird die klinischen Tests zwar nicht komplett ersetzen können; es hilft aber dabei, die Dunkelziffer einzuordnen und zu verringern. Denn auch wenn weniger Menschen sich testen, erzeugen sie ja trotzdem weiterhin Abwasser. Das macht die Daten aus unseren KlĂ€rwerken zu einem wertvollen, ergĂ€nzenden Instrument im Pandemiemanagement“, sagte Umweltminister Prof. Dr. Armin Willingmann heute bei der Vorstellung des regelmĂ€ĂŸigen Monitorings im Gentechnischen Überwachungslabor des LAU in Halle (Saale).

Die Ergebnisse des Pilotprojekts aus den vier KlĂ€ranlagen zeigen deutlich einen Zusammenhang zwischen den – bisher auf klinischen Tests basierenden – Inzidenzzahlen und den im Abwasser nachgewiesenen Corona-Genom-Fragmenten. Die Methode funktioniert unabhĂ€ngig von der Teststrategie und der Testbereitschaft der Bevölkerung. Sie erfasst zudem auch asymptomatisch Infizierte und jene, die Testangebote nicht wahrnehmen. Bei Bedarf können außerdem die Anteile aller bekannten Corona-Varianten bestimmt werden. GrundsĂ€tzlich lassen sich mit dem Verfahren auch andere Krankheitserreger aufspĂŒren.

FĂŒr weitreichende Vorhersagen in Form eines FrĂŒhwarnsystems eignet sich das Abwasser-Screening allerdings nicht, erlĂ€uterte LAU-Virologin Dr. Swetlana Rot: „Bei der Delta-Variante hatten wir einen Vorlauf von etwa einer Woche, bis auch die offiziellen RKI-Zahlen stiegen. Bei Omikron ist der Vorlauf auf 3 bis 4 Tage geschrumpft.“ Hauptgrund hierfĂŒr sei die geringere Inkubationszeit.

VollstĂ€ndig ersetzen können die Abwasseruntersuchungen die klinischen Tests jedoch nicht: Einerseits ist keine Zuordnung zum Individuum möglich und andererseits lĂ€sst sich auch die konkrete Anzahl von Infizierten in einem Stadtgebiet nicht berechnen. DafĂŒr werden jedoch Trends und Hotspots schnell und sicher erkannt.

Bei der Auswahl der zwölf beteiligten KlĂ€ranlagen wurde vor allem auf Bevölkerungsdichte und GrĂ¶ĂŸe des Einzugsgebiets sowie auf die Verteilung der Standorte im Land geachtet. Eine Rolle spielte auch die Beschaffenheit des Abwassernetzes: Da Genfragmente sehr instabil sind, muss die Verweilzeit des Abwassers im Kanalsystem möglichst kurz sein. Wenn das Wasser die Anlage geklĂ€rt wieder verlĂ€sst, sind ĂŒbrigens keinerlei Viren mehr enthalten – auch das wurde im Pilotprojekt eindeutig nachgewiesen.

Fotos (c) MWU Sachsen-Anhalt