„Wir sind gerufen, den Frieden groß werden zu lassen“
Der Landesbischof der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM), Friedrich Kramer (Foto), stellt in seinem Weihnachtswort die Friedensbereitschaft in den Mittelpunkt:
Mitten im schlimmsten Krieg, im Ersten Weltkrieg, da haben die Soldaten aufgehört zu schießen, denn sie hörten die anderen ein Weihnachtslied singen. Und sie riefen: „Wenn ihr nicht schießt, schießen wir auch nicht.“ Alle Kampfbefehle wurden missachtet und der Weihnachtsfriede brach mitten in den Schützengräben aus. Geschenke, gemeinsames Singen, sogar Fußball wurde miteinander gespielt. Weil sie es noch wussten in ihren Herzen: Zu Weihnachten soll Friede auf Erden sein. So hatten es die Engel einst gesungen: „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden!“
Wie schwer ist es, Frieden zu machen! Wir erleben es, jeden Tag: Wie schwer es ist, aus Verstrickungen von Streit, Kränkung und Gewalt zurückzufinden in ein friedliches Miteinander. Aber es ist möglich!
Und Gott zeigt uns, wie: in einem kleinen Kind, das selbst der Friede ist. Wir Christen bekennen: „Christus ist unser Friede“.
Und so wie jeder vernünftige Mensch einem kleinen Baby keine Gewalt antut, sondern es beschützt, es nährt und es groß werden sehen will, so soll es auch mit dem Frieden sein. Und sich anfühlen wie der liebevolle Blick auf ein Neugeborenes.
Wir sind gerufen, den Frieden groß werden zu lassen und dazu die Friedensbereitschaft in unseren Herzen zu stärken. Dass wir für den Frieden einstehen: in unserer Nachbarschaft, in unserem persönlichen Umfeld. Auch für den Frieden in mir. Dass wir uns bereitmachen für die Hoffnung, dass Frieden möglich ist. Dass er wächst und gedeiht – in den Schützengräben dieser Welt, und in unseren eigenen Abgründen, und dass er kommt wie ein kleines Kind.
Der kleine Friede wird wachsen, wenn wir auf Liebe und Vertrauen setzen. Wenn wir uns für sanften Mut und Barmherzigkeit entscheiden, wenn wir von der Weihnacht singen, dann kann Frieden werden. Erinnern wir uns. So kann es sein. So soll es sein!
Und so wünsche ich Ihnen eine friedvolle und fröhliche Weihnacht.
Ihr Friedrich Kramer, Landesbischof der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland
Foto © EKM/Anne Hornemann