Umbau der Tierhaltung / Gemeinsamer Brief an Bundeslandwirtschaftsminister Özdemir

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Landwirtschaftsministerinnen und -minister: „Verbesserung der Agrarstruktur ist Aufgabe der LĂ€nder“

Die Agrarministerinnen und -minister von Baden-WĂŒrttemberg, Bayern, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen fordern in einem gemeinsamen Schreiben an Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir den Erhalt ihrer agrarstrukturellen Entscheidungsmöglichkeiten beim Umbau der Nutztierhaltung.

Der Bund plant, den Umbau der Tierhaltung mit einem Bundesprogramm zu flankieren und hatte die LĂ€nder kĂŒrzlich informiert, wie der von der Regierung im Koalitionsvertrag festgeschriebene Umbau in Deutschland umgesetzt und finanziert werden soll.

Ausgeglichen werden sollen demnach neben den Investitionen auch die laufenden Mehraufwendungen der Landwirte. Finanzierung und Abwicklung erfolgen ĂŒber den Bund. Dies sei ein zwingender Baustein, um die Herausforderungen mit der Landwirtschaft gemeinsam umsetzen zu können, heißt es vom Bund.

Mit der Entscheidung, die Investitionsförderung als reines Bundesprogramm auszugestalten, ĂŒbernimmt die Bundesregierung die bei den LĂ€ndern liegende ZustĂ€ndigkeit fĂŒr die Agrarstruktur. Eine transparente Abstimmung dazu ist nicht erfolgt. „Diese Vorgehensweise empfinden wir als irritierend, insbesondere vor dem Hintergrund, dass Bund und LĂ€nder auf der Herbst-AMK eine transparente und partizipative Kommunikation vereinbart haben“, heißt es im Schreiben der LĂ€nder.

Landwirtschaftsminister Peter Hauk MdL: „Die Herausnahme der Finanzmittel zum Umbau der Tierhaltung aus der Gemeinschaftsaufgabe fĂŒr Agrarstruktur und KĂŒstenschutz (GAK) ist kontraproduktiv. Der Bund missachtet damit die originĂ€re Aufgabe der LĂ€nder fĂŒr die Agrarstruktur. Die strukturellen Besonderheiten der LĂ€nder mĂŒssen BerĂŒcksichtigung finden, dies gilt insbesondere fĂŒr die Tierhaltung.“

Sven Schulze (Foto), Landwirtschaftsminister von Sachsen-Anhalt und Vorsitzender der Agrarministerkonferenz (AMK), sagt: „Was auf den ersten Blick nach einer Entlastung der LĂ€nderfinanzen aussieht, kommt einem Aushöhlen der Kompetenzen der LĂ€nder gleich und ist nicht hinnehmbar. Die LĂ€nder hĂ€tten kein Mitspracherecht mehr, wenn es darum geht, die Bedingungen einer Förderung festzulegen. Damit lĂ€ge es allein in der Hand des Bundes, zu entscheiden, wer finanzielle UnterstĂŒtzung erhĂ€lt. Dabei ist die Verbesserung der Agrarstruktur originĂ€re Aufgabe der LĂ€nder.“

Michaela Kaniber, Bayerische Landwirtschaftsministerin: „Wir LĂ€nder wollen auch in Zukunft die Investitionsförderung fĂŒr unsere Tierhaltungsbetriebe in eigener Hand behalten. Nur so ist gewĂ€hrleistet, dass die strukturellen Besonderheiten in den LĂ€ndern abgebildet werden. Ein einziges Bundesprogramm, das fĂŒr kleinere sĂŒddeutsche Strukturen ebenso gelten wĂŒrde wie fĂŒr ost- oder norddeutsche, kann dies niemals leisten.“

Werner Schwarz, Landwirtschaftsminister von Schleswig-Holstein: „Die tierhaltenden Betriebe sind bereit, ihre Tierhaltung nachhaltig und gesellschaftlich akzeptiert umzubauen. Doch Ihnen fehlt derzeit weiterhin die Perspektive und Planungssicherheit. Die vom Bund vorgelegten EntwĂŒrfe fĂŒr ein Tierhaltungskennzeichnungsgesetz sowie die geplanten Änderungen in der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung sind rechtlich fragwĂŒrdig und werden in dieser Form von Schleswig-Holstein nicht mitgetragen. Die vorgesehenen Regelungen wĂŒrden nicht nur die Schweinehaltung in Deutschland weiter schwĂ€chen, sondern auch das bestehende, praxisbewĂ€hrte Initiative-Tierwohl-System des Lebensmitteleinzelhandels sowie das damit verbundene Finanzierungssystem gefĂ€hrden. Bislang fehlt ein verbindliches Gesamtkonzept, das die grundlegenden Voraussetzungen zur Finanzierung der Stallumbauten und der höheren laufenden Kosten sowie Fragen zur Änderung des Genehmigungsrechts klĂ€rt. Eine nachhaltige Transformation der Nutztierhaltung kann nur auf Grundlage der VorschlĂ€ge der Borchert-Kommission erfolgreich umgesetzt werden.“

Foto (c) CDU Sachsen-Anhalt