TransidentitÀt: Wenn Kinder ihr Geschlecht ablehnen

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Um psychische SchĂ€den zu vermeiden, sollten Eltern ihre Sprösslinge bei der IdentitĂ€tssuche unterstĂŒtzen

Baierbrunn (ots). Lieber ein anderer Name und gerne auch andere Kleidung und Frisur: Wenn Kinder oder Jugendliche ihr zugewiesenes Geschlecht ablehnen, gehören sie zu den 1,5 bis 2 Prozent der transidenten jungen Menschen. Um das Kind bei seiner IdentitĂ€tssuche zu unterstĂŒtzen, sollten Eltern es unbedingt darin bestĂ€rken so zu sein, wie es ist – andernfalls drohen gravierende Folgen. „Als die Person angesehen zu werden, die man ist, hat enorme Auswirkungen auf die Psyche. Auch VierjĂ€hrige können depressiv werden und Suizid-Gedanken entwickeln, wenn das selbst empfundene Geschlecht nicht mit dem zugewiesenen ĂŒbereinstimmt und sie das nicht offen zeigen können“, erklĂ€rt Milena Siebald, Psychologin am UniversitĂ€tsklinikum MĂŒnster, im Apothekenmagazin „Baby und Familie“.

Eltern brauchen Geduld – auch mit sich selbst

In ihrer Sprechstunde am Klinikum begleitet Siebald Kinder und Jugendliche auf ihrem Weg zu einer neuen GeschlechteridentitĂ€t. Die Psychologin weiß, dass es Eltern oft nicht leicht fĂ€llt, sich auf die TransidentitĂ€t ihres Kindes einzustellen. „Wichtig ist, Geduld mit sich zu haben. Man ist kein schlechter Elternteil, weil man sich Sorgen macht und sich vielleicht auch einen weniger steinigen Lebensweg fĂŒr sein Kind wĂŒnscht“, sagt sie. Am Ende gehe es darum, zu erkennen, dass man mit dieser Umstellung ein glĂŒckliches Kind gewinnen könne.

Geschlechtervariantes Verhalten ist oft eine Phase

Medizinischen Handlungsdruck gibt es bei jungen Kindern noch nicht, dieser entsteht erst mit Beginn der PubertĂ€t. Und: Nicht jedes Kind, dass mal in eine andere Geschlechterrolle schlĂŒpft ist automatisch transident, erklĂ€rt Siebald: „Geschlechtervariantes Verhalten zeigen viele Kinder vorĂŒbergehend einmal. Letztlich ist damit jedes Verhalten gemeint, das nicht den gĂ€ngigen Stereotypen entspricht, die ohnehin zu hinterfragen sind. HĂ€ufig handelt es sich nur um eine Phase.“

Das Apothekenmagazin „Baby und Familie“ 08/2022 liegt aktuell in den meisten Apotheken aus.

Symbolfoto/pixabay