Stadtarchiv erwirbt unbekannten Umgebungsplan von Magdeburg aus dem 18. Jahrhundert

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Zugang fĂŒr die Kartensammlung

Das neue Jahr 2022 beginnt fĂŒr das Magdeburger Stadtarchiv mit einem Neuzugang. Mit UnterstĂŒtzung des Kulturhistorischen Museums konnte das Archiv ein einzigartiges Zeitdokument fĂŒr seine Kartensammlung erwerben. Es handelt sich um eine kolorierte Federzeichnung der GewĂ€sserlandschaft und des Wegenetzes in der Umgebung von Magdeburg aus der Zeit um 1770.

Der Plan umfasst in etwa das heutige Stadtgebiet Magdeburgs, u. a. mit den damals noch selbstĂ€ndigen Orten Groß- und Kleinottersleben, WesterhĂŒsen, Salbke, Fermersleben und Buckau. Aufgenommen wurden Flurnamen wie Kroatenberg, Silberberg und Vogelgesang, die man heut noch kennt, aber auch Feldmarken, die glĂŒcklicherweise in Vergessenheit gerieten, wie z. B. der Olvenstedter Galgen oder der Galgen in der NĂ€he der Neustadt. Die Orte, ebenso wie Teile der Magdeburger Festungsanlagen, sind schematisch abgebildet. Besonders detailreich ist dagegen das GewĂ€sser- und Wegenetz dargestellt. In einem Beitext wird erlĂ€utert, dass die Querung von FlĂŒssen und BĂ€chen durch unterschiedliche Farben charakterisiert sind. Wörtlich ist zu lesen: „roth gezeignete BrĂŒcken sind von Stein gewoelbt und die Schwartz marquirten höltzerne BrĂŒcken, wo aber von beiden Arten nichts marquiret ist, solches sind Fohrten, wo man durchreiten aber nicht gehen kann“. AusfĂŒhrlich wird auch auf die Situation am BĂ€chlein „DĂŒrre Schrote“ eingegangen, das heute unter dem Namen Faule Renne bekannt ist.

Solcherart Karten sind Unikate, die fĂŒr einen bestimmten Zweck angefertigt wurden, der zurzeit allerdings noch rĂ€tselhaft ist. Es ist zu vermuten, dass der Plan fĂŒr militĂ€rische Zwecke erarbeitet wurde. Möglich ist aber auch, dass Hochwasserschutz der Grund fĂŒr die Aufnahme dieser Karte war.

Eine Signatur in der rechten unteren Ecke des Plans lĂ€sst vermuten, dass Johann Friedrich Goldbeck (1748-1812) die Karte entworfen hat. Goldbeck war ein Theologe und Topograph aus Ostpreußen, der 1771 einen preußischen Adligen nach Magdeburg begleitete. Im folgenden Jahr arbeitete er fĂŒr kurze Zeit als Lehrer an der Schule des Klosters Berge, bevor er ein Jahr spĂ€ter Feldprediger beim Infanterieregiment in Graudenz (Westpreußen) wurde.

Nachdem bereits 2015 mit UnterstĂŒtzung des Fördervereins „Freunde des Stadtarchivs“ zwei wichtige und interessante PlĂ€ne zum Elbverlauf bei Magdeburg aus der Zeit um 1700 erworben werden konnten, wird nun die Kartensammlung mit einem weiteren historischen Plan bereichert. PD Dr. Christoph Volkmar, Leiter des Stadtarchivs, stellt erfreut fest: „Es ist doch eine außerordentlich glĂŒckliche FĂŒgung, dass uns diese wertvolle ErgĂ€nzung unserer Sammlung in dem Moment gelingt, in dem wir intensiv an dem Projekt ‚Historischer StĂ€dteatlas Magdeburgs‘ arbeiten.“ Der Atlas umfasst historische StadtplĂ€ne, Umlandkarten, Stadtansichten, Themen- und Entwicklungskarten sowie ein Textheft.

Zum Projektende 2023 sollen die Forschungsergebnisse fĂŒr alle Magdeburger*innen im Buchhandel und im Internet verfĂŒgbar sein – eine Einladung, die verborgenen Seiten der Elbestadt neu zu entdecken.

Der jetzt erworbene Plan wird in den kommenden Tagen zunĂ€chst von den Mitarbeitenden des Archivs erschlossen, konservatorisch behandelt, verpackt und dann der Öffentlichkeit zur Nutzung bereitgestellt.

Foto: Umgebungsplan aus dem 18. Jahrhundert (Copyright: Stadtarchiv Magdeburg)