Privatschulen in Sachsen-Anhalt drohen dem Land mit Verfassungsbeschwerde

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Halle (ots) – Sachsen-Anhalts freie Schulen fĂŒrchten „existenzbedrohende Folgen“ und kĂŒndigen eine Verfassungsbeschwerde an, sollte der Landtag ein von Bildungsministerin Eva Feußner (CDU) ausgearbeitetes neues Finanzierungsmodell beschließen. Das berichtet die in Halle erscheinende Mitteldeutsche Zeitung (Wochenendausgabe). In einem ungewöhnlichen Schritt wollen der Verband Deutscher Privatschulen (VDP), die evangelische und die katholische Kirche am Dienstag (22.10.2024) öffentlich protestieren. Dabei geht es um die ZuschĂŒsse, die das Land freien TrĂ€gern gewĂ€hrt. „Dieses Finanzierungsmodell ist verfassungswidrig“, sagte VDP-GeschĂ€ftsfĂŒhrer JĂŒrgen Banse der MZ. „Den freien Schulen dĂŒrfen keine Sonderopfer abverlangt werden, die staatliche Schulen nicht leisten mĂŒssen.“

FĂŒr öffentliche Schulen will die Landesregierung die Ausgaben bis 2026 deutlich steigern: Bei Personalkosten ist im Haushaltsplan ein Plus von zehn Prozent vorgesehen. Bei den Privatschulen hingegen sollen die ZuschĂŒsse fĂŒr Personal- und Sachkosten um elf Prozent sinken. VDP-GeschĂ€ftsfĂŒhrer Banse setzt darauf, die KĂŒrzungen durch politische GesprĂ€che noch verhindern zu können. Sollte das scheitern, werde man das Landesverfassungsgericht anrufen, kĂŒndigte Banse an. Das wĂ€re ein Novum.

Bildungsministerin Feußner verteidigt ihre PlĂ€ne. Sie verweist auf einen starken Anstieg der Ausgaben fĂŒr private Schulen in den Jahren 2012 bis 2023. Ihren Angaben zufolge zahlte das Land im vergangenen Jahr pro SchĂŒler an öffentlichen Schulen 7.000 Euro, an privaten Schulen 7.900 Euro. Die Zahlen sind indes nicht vergleichbar, da die Sachkosten fĂŒr private Schulen enthalten sind, nicht aber die fĂŒr öffentliche Schulen. Ministeriumssprecher Elmer Emig sagte, der Gesetzgeber habe „einen Gestaltungsspielraum“ bei der Förderung von freien Schulen, den man nutze.

Unmut ĂŒber das Vorgehen der Landesregierung gibt es allerdings auch unter Abgeordneten der Koalition. „Statt froh zu sein, dass freie TrĂ€ger etwas aufgebaut haben, gibt es erneut Streit um die Finanzierung. Das Ă€rgert mich maßlos“, sagte der CDU-Abgeordnete Detlef GĂŒrth. Er warnte, dass das öffentliche Schulsystem es nicht auffangen könnte, wĂŒrden freie Schulen ins Aus getrieben. SPD-Fraktionschefin Katja PĂ€hle mahnte Ministerin Feußner indirekt, es nicht auf eine Klage der Schulen ankommen zu lassen. „Langwierige gerichtliche Auseinandersetzungen kann niemand wollen“, sagte PĂ€hle der MZ.

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