Orgeljubiläum – 15 Jahre Hauptorgel im Magdeburger Dom / Meister der Orgel Kevin Bowyer heute zu Gast

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Magdeburg. Heute am Donnerstag, dem 24.08.2023 um 19:30 Uhr gastiert Kevin Bowyer im Festjahr der Magdeburger Schuke-Orgel Dom anlässlich des 15. Orgeljubiläums.

Die neue, große Domorgel im Magdeburger Dom wurde am Sonntag Trinitatis 2008 eingeweiht. Seitdem wurden die fünf-jährigen Jubiläen mit Konzerten namhafter, besonderer Organisten markiert. So spielten in der Vergangenheit 2013 Peter Planyavsky (Stefansdom Wien), 2018 Olivier Latry (Notre Dame de Paris) und nun Kevin Bowyer.

Im Dom wird er einen sehr kurzweiligen und unterhaltsamen Orgelabend bieten mit Stücken von Jack Strachey: Up with the Curtain, Antony Baldwin: A Little Suite, Sergei Rachmaninow: Prelude in cis-Moll bis hin zu Peter Tranchell: Festive Overture und Marco Enrico Bossi.

Kevin Bowyer gewann in der Vergangenheit bedeutende Orgelwettbewerbe u.a. in Odense, Paisley und Calgary. Er wurde 1961 in Southend-on-Sea, etwa 50 km von London entfernt, geboren. Seine ersten Schritte zur Orgel waren etwas unorthodox. Die Reise begann mit dem Singen in einem Kirchenchor, so ist meist der Weg von Organisten in ihren Anfängen auf dem Weg zur weiteren musikalischen Laufbahn. Darauf folgten autodidaktische Versuche auf einer Supermarkt-üblichen „Akkordorgel“, danach Unterricht auf dem Akkordeon. Ab 1975 erhielt er schließlich Orgelunterricht vom Organisten der Kirche, in der er sang; vier Jahre später war er bereits Student an der Royal Academy of Music in London. Nach seinem Abschluss an der RAM studierte er vertiefend bei David Sanger. In dieser Zeit entwickelte er für sich eine besondere Strategie, die ihm ermöglicht, sich in außerordentlich kurzer Zeit schwierigste Musik anzueignen.

Nicht ganz zufällig keimte in diesen Jahren sein Interesse für das Werk des englischen Komponisten Parsi-Abstammung Kaikhosru Sorabji auf; zusammen mit Thomas Trotter gab er 1987 die Uraufführung der ersten Sinfonie dieses rätselhaften Komponisten. Das Werk hat eine Dauer von drei Stunden, ist 1925 im Druck erschienen, aber blieb ungespielt – da angeblich „unspielbar“. In den 1990er Jahren verstärkte Kevin seine Unterrichtstätigkeit, unter anderem an der Royal Northern College of Music und St. Giles‘ Organ School in London, aber gab alle Lehrverpflichtungen 2008 ab, um im Rahmen einer Doktorarbeit, eine Ausgabe der zweiten Sinfonie von Sorabji vorzulegen – noch länger (7 ½ Stunden) und noch komplexer als die Erste. Er hat, als Einziger, dieses opus summum mehrmals aufgeführt, unter anderem in der Elbphilharmonie. Seit 2005 ist er auch Universitätsorganist in Glasgow.

Es liegen sehr viele CD’s verschiedenster Art vor; Kevin Bowyer sagt, nach dem Hundertsten hat er nicht mehr gezählt. Neben den vielen Aufnahmen „schwierigster, unspielbarer“ Musik findet man auch zwei mit dem Titel Organ X-Plosion und fünf Folgen vom Organ Party! Hier beschäftigt er sich mit leichterer und unterhaltsamer Kost. In der Coronazeit wand Kevin sich einem anderen Metier zu und wurde Schriftsteller. Sein erster Roman, The House on Boulby Cliff, erschien 2020 und ist nicht allein geblieben. Es folgten In the Silence of Time (2 Bände), Close to the Silence, Babylon House, Cadmun Gale und Splinters of Silence.

Tickets gibt es für 12 € / ermäßigt 10 € ab 18:30 Uhr an der Abendkasse im Dom.

Foto: Kevin Bowyer (c) Katy Cooper

Text: Isabel Tönniges / Dommusik Magdeburg