Omikron-Welle schreitet voran: PCR-Testzahlen in Deutschland mit fast 2 Millionen Tests in einer Woche auf Allzeithoch – jeder vierte davon mit positivem Befund

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Die Omikron-Welle breitet sich in Deutschland weiter rasch aus. Die Anzahl der SARS-CoV-2-Tests steigt in gleichem Maße wie die Inzidenz. In der zurĂŒckliegenden Kalenderwoche (10.01–16.01.2022) wurden in den fachĂ€rztlichen Laboren in Deutschland 1.955.439 SARS-CoV-2-PCR Untersuchungen durchgefĂŒhrt, das ist der höchste Wert seit Beginn der Pandemie und ein Anstieg um 40 Prozent gegenĂŒber der Vorwoche. Auch die Anzahl der positiv befundeten SARS-CoV-2-PCR-Tests erreichte mit 486.319 einen neuen Rekordwert (Vorwoche 327.911). Dieses entspricht einem wiederholten Zuwachs von 48 Prozent gegenĂŒber der ersten Januarwoche.

Die Positivrate stieg ebenfalls auf nunmehr 24,9 Prozent (Vorwoche 23,4 Prozent). An der aktuellen Datenerhebung des ALM e.V. haben sich 182 Labore beteiligt. Die Auslastung der TestkapazitĂ€t der Labore stieg erneut an und lag im bundesweiten Durchschnitt bei 86 Prozent (Vorwoche 64 Prozent). In vielen Regionen ist die KapazitĂ€tsgrenze bereits erreicht oder ĂŒberschritten. Die teilnehmenden Labore konnten ihre PCR-TestkapazitĂ€t erneut deutlich erhöhen und geben fĂŒr die laufende KW 03 mehr als 2,5 Millionen Tests an (Steigerung der KapazitĂ€t um 11 Prozent gegenĂŒber der Vorwoche).

„Die Mitarbeitenden in den Laboren konnten den starken Anstieg an Tests erneut bewĂ€ltigen. Zur Vermeidung von Überlastung appellieren wir an die notwendige konsequente Priorisierung der SARS-CoV-2-Diagnostik bereits bei der Testabnahme nach den Vorgaben der Nationalen Teststrategie“, so Dr. Michael MĂŒller, 1. Vorsitzender der Akkreditierten Labore in der Medizin. „Wir können uns nicht aus der Pandemie heraustesten, es kommt in besonderer Weise auf das Verhalten der Menschen an. Das Impfen mit der Auffrischungsimpfung, die Beachtung der AHA-Regeln sowie die eigene EinschrĂ€nkung der Kontakte sind der wesentliche Beitrag, den jede Person in dieser Situation leisten kann“, so MĂŒller weiter.

Im Hinblick auf die begrenzten LaborkapazitĂ€ten Ă€ußert der Vorsitzende des fachĂ€rztlichen Berufsverbandes: „FĂŒr den Fall weiter steigender Testzahlen kann in den Laboren, insbesondere bei EngpĂ€ssen, auch auf laborbasierte Antigentests zurĂŒckgegriffen werden. So sieht es auch die Nationale Teststrategie vor. Diese liefern ein qualitĂ€tsgesichertes und laborĂ€rztlich befundetes Ergebnis und reduzieren sinnvoll den Bedarf an PCR-Tests, die prioritĂ€r fĂŒr Menschen mit Symptomen, fĂŒr das Kontaktpersonenmanagement sowie den Schutz vulnerabler Gruppen notwendig sind.“ Hinzu komme die neue Regelung fĂŒr die BeschĂ€ftigten in Krankenhaus, Pflege und Eingliederungshilfe, die im Falle einer Infektion nach 7 Tagen sowie 48 Stunden Symptomfreiheit mit einem negativen PCR-Testergebnis freigetestet werden können. Diese könnten somit ihre fĂŒr die Versorgung der Bevölkerung kritische Arbeit in der direkten Patientenversorgung wieder aufnehmen – es entstehe jedoch unter UmstĂ€nden auch ein erheblicher Zusatzbedarf an PCR-Diagnostik.

Labore als Teil der gesamten Patientenversorgung schĂŒtzen

Der stellvertretende Vorsitzende des ALM e.V., Prof. Dr. Jan Kramer, gibt zu bedenken: „Wir in den fachĂ€rztlichen Laboren sichern nicht nur die Versorgung mit SARS-CoV-2-Diagnostik, sondern stellen trotz Pandemie auch alle anderen relevanten Untersuchungen zur Versorgung der Bevölkerung mit medizinisch-Ă€rztlicher Labordiagnostik sicher. Ohne fachĂ€rztliche Labordiagnostik ist in den meisten FĂ€llen keine Diagnose und Behandlung akuter und chronischer Erkrankungen möglich“, so der Internist und Facharzt fĂŒr Laboratoriumsmedizin. „Wir hĂ€tten uns von der Gesundheitsministerkonferenz am gestrigen Montag auch klare Empfehlungen fĂŒr die Priorisierung der SARS-CoV-2-Tests – insbesondere bei der Testabnahme – nach der Nationalen Teststrategie fĂŒr die fachĂ€rztlichen Labore als eine wichtige Maßnahme zur UnterstĂŒtzung gewĂŒnscht. Dazu wĂ€re beispielsweise der Hinweis auf die Beachtung der begrenzten LaborkapazitĂ€ten und die Aufrechterhaltung der generellen Versorgung mit Labordiagnostik durch Vermeidung einer DauerĂŒberlastung der Labore hilfreich gewesen. Wir brauchen jetzt Lösungen zur Vermeidung der Überlastung der Labore.“

LaborkapazitÀten sind nicht beliebig steigerbar

Nach dem Ende der Feiertage sowie der Ferien kommen die Labore in vielen Regionen an die Belastungsgrenzen. Die Kritik an angeblich ‚mangelnden KapazitĂ€ten‘ bei PCR-Tests kann Evangelos Kotsopoulos, Vorstandsmitglied im ALM e.V., nicht teilen: „Die Labore haben die bundesweiten TestkapazitĂ€ten allein in der letzten Woche um 250.000 steigern können, das sind 11 Prozent gegenĂŒber der Vorwoche, was einen erheblichen Kraftakt darstellt. Seit Ende Oktober haben wir die KapazitĂ€t in Eigeninitiative sogar um rund 40 Prozent gesteigert. Wir sind bemĂŒht, diese Anstrengungen fortzusetzen, doch die KapazitĂ€ten sind und bleiben endlich.“ Der Arbeitsmarkt fĂŒr dringend benötigte FachkrĂ€fte sei quasi leergefegt, Ă€hnlich wie beim Pflegepersonal in KrankenhĂ€usern und Senioreneinrichtungen. „Die Anschaffung zusĂ€tzlicher GerĂ€te zur Erhöhung der KapazitĂ€ten kommt nur bedingt in Frage und benötigt hĂ€ufig einen mehrwöchigen Vorlauf. Zur Bedienung und tatsĂ€chlichen Nutzung der KapazitĂ€t braucht es jedoch vor allem unsere hochqualifizierten FachkrĂ€fte – und auch vor diesen macht die Omikron-Welle nicht halt“, so Kotsopoulos weiter.

Mitarbeitende in den Laboren leisten Großartiges

„Nach dem Marathon der vergangenen zwei Jahre kommt nun noch ein 3.000-Meter-Hindernislauf unter ‚Omikron-Bedingungen‘ hinzu, den unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zusĂ€tzlich bewĂ€ltigen mĂŒssen“, sagt Nina Beikert, VorstĂ€ndin des Laborverbandes im Hinblick auf die aktuelle Belastung in den Laboren. „FĂŒr das unglaubliche Engagement im Kampf gegen das Virus gebĂŒhrt den Kolleginnen und Kollegen in unseren Laboren ganz besonderer Dank! Seit nunmehr fast zwei Jahren leisten sie Großartiges, und das mit schier unermĂŒdlichem Einsatz auch an den Wochenenden, in Nachtschichten und an Feiertagen“, so Beikert weiter.

Appell an die Vernunft

Der Vorstand des ALM e.V. wiederholt erneut: „Wir alle mĂŒssen uns konsequent an die wichtigen Grundregeln zur Infektionsvermeidung halten: Kontakte reduzieren, Abstand halten, Hygiene beachten, Alltagsmaske tragen, LĂŒften in InnenrĂ€umen“, betont der 1. Vorsitzende Dr. Michael MĂŒller. „Alle, die noch nicht geimpft sind oder denen die Booster-Impfung noch fehlt, sind aufgerufen, dies schnellstens nachzuholen. Damit schĂŒtzen wir nicht nur uns selbst und andere, sondern tragen auch zum Schutz der wichtigen Infrastruktur bei.“

Quelle ALM e.V.

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