MONITOR: Elektronische Bauteile fĂŒr russische Waffen?

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Durchsuchungen bei deutscher Firma wegen Verstoßes gegen EU-Sanktionen gegen Russland

Köln (ots) – Die Kölner Staatsanwaltschaft durchsucht seit den frĂŒhen Morgenstunden die GeschĂ€ftsrĂ€ume dreier Gesellschaften im Rhein-Erft-Kreis (Kerpen und HĂŒrth) sowie die WohnrĂ€ume von drei Beschuldigten. Dies bestĂ€tigt die Kölner Staatsanwaltschaft gegenĂŒber dem ARD-Magazin Monitor, das HintergrĂŒnde ĂŒber den Fall bereits am Morgen veröffentlicht hat.

Gegenstand der seit Januar diesen Jahres laufenden Ermittlungen sind laut Kölner Staatsanwaltschaft GeschĂ€ftsbeziehungen (Verkauf, Ausfuhr und Lieferung von Waren aus dem IT- und Elektrobereich mit einem Volumen von 15,5 Mio. US-Dollar) einer Kerpener Gesellschaft mit einem Unternehmen mit Sitz in der TĂŒrkei, die den Verdacht der Umgehung von EU-Wirtschaftssanktionen gegen Russland begrĂŒnden.

Bei der Kerpener Firma handelt es sich nach MONITOR-Informationen um die Kerpener Smart Impex GmbH, die im Verdacht steht, ĂŒber eine Firma in der TĂŒrkei elektronische Bauteile nach Russland verkauft zu haben, die auch militĂ€risch genutzt werden können. Solche Bauteile sind auch in Überresten von russischen Raketen gefunden worden, die in der Ukraine untersucht wurden.

Bei der russischen EmpfĂ€ngerfirma handelt es sich um die „Fast Impex“ in Moskau. Deren MitgrĂŒnder Jaroslaw Z. ist zugleich einer der Gesellschafter der deutschen Smart Impex GmbH.

Bauteile, wie die von der deutschen Firma verkauften, die beispielsweise auch in Computern eingesetzt werden können, spielen fĂŒr das russische MilitĂ€r offenbar eine große Rolle. Solche elektronischen Bauteile „sind das HerzstĂŒck russischer Waffen“, sagt James Byrne vom britischen Think Tank RUSI (Royal United Services Institute). Das Forschungsinstitut ist auf Sicherheit und Verteidigung spezialisiert.

Nach Kriegsbeginn wurde der Verkauf dieser Bauteile von der deutschen Firma eingestellt, das GeschĂ€ft ging nach MONITOR-Recherchen jedoch weiter. Die gleiche Ware kam nun allerdings aus der TĂŒrkei – von der AZU International, einer Firma mit Sitz in Istanbul.

Das Unternehmen wurde nur wenige Wochen nach Kriegsbeginn gegrĂŒndet, und zwar von GöktĂŒrk A., der zugleich GeschĂ€ftsfĂŒhrer und Gesellschafter der deutschen Smart Impex GmbH ist. Im vergangenen Jahr verkaufte das tĂŒrkische Unternehmen elektronische Komponenten im Wert von ĂŒber 20 Millionen Dollar nach Moskau.

Auf schriftliche MONITOR-Anfrage schreibt die Smart Impex: „Wir lassen derzeit die VorwĂŒrfe [
] genauestens prĂŒfen. [..] Die bisherigen PrĂŒfungen belegen, dass unsere verkauften GĂŒter nicht sanktioniert waren/sind.“

Foto (c) WDR