Der ifo Forscher Joachim Ragnitz hĂ€lt den von der neuen Ampel vorgeschlagenen, steuerfinanzierten Renten-Kapitalstock von 10 Milliarden Euro fĂŒr sinnlos. âDas ist keine geeignete MaĂnahme zur Sicherung der Nachhaltigkeit der Rentenfinanzenâ, sagt er. âDie EinfĂŒhrung eines Kapitalstocks in der Gesetzlichen Rentenversicherung belastet insbesondere die erwerbstĂ€tige Bevölkerung zusĂ€tzlich. Wenn der Fonds spĂ€ter aufgelöst wird, bekĂ€me jeder zukĂŒnftige Rentner bloĂ etwa einen Euro pro Monat. Letzten Endes kommt diese Idee kurzfristig nur den VerkĂ€ufern von Wertpapieren zugute, denn die Rentenkasse soll die 10 Milliarden Euro am Kapitalmarkt anlegen.â
Ragnitz fĂŒgte hinzu, der tiefere Sinn einer Kapitaldeckung liege darin, einen Kapitalstock aufzubauen, den man dann spĂ€ter dafĂŒr verwenden könne, Renten aus dessen Auflösung zu finanzieren. âDerzeit haben rund 41 Millionen Versicherte in Deutschland einen Anspruch auf spĂ€tere Rentenzahlungen. Mit einem Kapitalstock von nur 10 Milliarden Euro kann man also jedem Rentner einmalig etwa 240 Euro auszahlen. Selbst wenn man unterstellt, dass die Rentenversicherung mit dem ihr anvertrauten Geld eine ĂŒberdurchschnittlich hohe Rendite erwirtschaften könnte, ist das nur ein Tropfen auf den heiĂen Stein, der keinem Rentner wirklich etwas nĂŒtzt.â Um tatsĂ€chlich eine Stabilisierung der gesetzlichen Rente zu erreichen, mĂŒsste man einen weitaus höheren Kapitalstock aufbauen als es jetzt vorgesehen ist.
Die Gesetzliche Rentenversicherung (GRV) sei nach dem Umlageverfahren organisiert, ergĂ€nzt Ragnitz. Eingenommene BeitrĂ€ge wĂŒrden sofort fĂŒr die Renten ausgegeben. Dies mache die Umstellung auf ein Kapitaldeckungsverfahren so schwierig, denn die Generation der Steuer- und Beitragszahler sei dann immer doppelt belastet: Mit den Zahlungen fĂŒr die aktuellen Rentner und mit den Zahlungen fĂŒr den Aufbau des Kapitalstocks fĂŒr ihre eigene Rente. âAngesichts der aktuellen demographischen Situation kann man das System nicht mehr umstellen; das hĂ€tte man â wenn man es gewollt hĂ€tte â schon vor 20 oder 30 Jahren angehen mĂŒssen. Wichtigste Aufgabe ist es jetzt, die unausweichlichen Belastungen aufgrund des Renteneintritts der geburtenstarken JahrgĂ€nge fair zwischen Rentnern sowie Steuer- und Beitragszahlern aufzuteilen, aber nicht, einen grundlegenden Systemwechsel in der Rentenversicherung einzuleiten.â
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