Haldensleber Ratsfischerhaus wird wieder hergerichtet

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Haldensleben. Das als Ratsfischerhaus bezeichnete Wohnhaus geht auf die Zeit vor dem DreißigjĂ€hrigen Krieg zurĂŒck und ist eines der Ă€ltesten FachwerkhĂ€user der Stadt. Es steht in der Stendaler Straße gegenĂŒber dem Amtsgericht Haldensleben. In das GebĂ€ude ist eine Hofdurchfahrt integriert. Seit 1766 befand sich das Haus im Besitz der Familie Reps. Die Familie war bis 1932 als Ratsfischer tĂ€tig, wodurch sich der zweite Name des GebĂ€udes ergibt. Im Jahr 1936 renovierte der Kunstmaler Uffrecht das Haus. Dabei wurde auch die zu diesem Zeitpunkt verputzte straßenseitige Fachwerkfassade des Hauses freigelegt.

Das GebĂ€ude ist stark sanierungsbedĂŒrftig und bedarf einer dringenden Sicherung. In Abstimmung mit der unteren Denkmalschutzbehörde des Landkreises Börde soll das GebĂ€ude mit Fördermitteln des Bundes und des Landes Sachsen-Anhalt aus dem StĂ€dtebauförderprogramm „Lebendige Zentren“ umfassend gesichert und fĂŒr eine moderne Nutzung vorbreitet werden. Der Bund und das Land Sachsen-Anhalt fördern diese Einzelmaßnahme sogar mit 90 Prozent.

Um die Maßnahmen der GebĂ€udesicherung sach- und fachgerecht umsetzen zu können, wurde ein PlanungsbĂŒro mit der planerischen Begleitung des Vorhabens beauftragt. Im Rahmen der Bestandsaufnahme wurde das GebĂ€ude im Vorfeld entrĂŒmpelt und nicht historische Einbauten und Bekleidungen entfernt. Seitdem wurde das GebĂ€ude ĂŒber eine Laservermessung in seiner kompletten Bestandskubatur aufgenommen. Mit diesem Verfahren konnten die am GebĂ€ude im Laufe der Zeit entstandenen Verformungen sehr gut dokumentiert werden. Außerdem wurde ein dendrochronologisches Holzgutachten erstellt, dass das Alter und die noch verbleibende Dauerhaftigkeit des Holztragwerkes ermittelt. Das Gutachten ermöglicht es zudem, das genaue Baujahr des GebĂ€udes zu ermitteln.

Auf der Grundlage des Holzgutachtens wurde eine statische Berechnung durchgefĂŒhrt, die das GrundgerĂŒst der erforderlichen Sicherungsarbeiten bildet. Hierauf aufbauend konnte eine belastbare Kostenberechnung fĂŒr das Projekt erstellt und die denkmalrechtliche Genehmigung beantragt werden. Seit im November 2022 konnten die ersten Gewerke beauftragt werden. Im nĂ€chsten Schritt ist die Ausschreibung des eigentlichen Lehmbaus vorgesehen, welcher aus WitterungsgrĂŒnden von Mai bis September 2023 stattfinden muss. DarĂŒber hinaus werden noch die Erneuerung der Dacheindeckung und die notwendigen Zimmererarbeiten ausgeschrieben. Insgesamt sind fĂŒr das Vorhaben 495.400 € vorgesehen.

Im Anschluss an die Sanierungsarbeiten soll auf dem Hof in Zusammenarbeit mit der UniversitÀt Braunschweig mittels 3D-Druck ein LehmgebÀude errichtet und ein Kompetenzzentrum Lehm etabliert werden. Lehm ist ein guter, traditioneller Baustoff mit vielen ökologischen und nachhaltigen Eigenschaften. Mit dem Forschungsprojekt soll herausarbeitet werden, wie Lehm auch in der Zukunft als Baustoff zum Einsatz kommen kann.

Fotos: Der aktuelle Zustand des Ratsfischerhauses gehört bald der Vergangenheit an und das Haus wird fit fĂŒr die Zukunft gemacht.

Text/Fotos: Stadt Haldensleben / Stefanie Stirnweiß