Warum haben in Sachsen-Anhalt nur wenige PflegekrÀfte einen Migrationshintergrund?
Magdeburg. Die Pflege in Sachsen-Anhalt steht vor groĂen Herausforderungen: Immer mehr Menschen sind auf UnterstĂŒtzung angewiesen, wĂ€hrend zugleich zahlreiche PflegekrĂ€fte in den Ruhestand gehen. Trotz des wachsenden Personalbedarfs gelingt es in Sachsen-Anhalt bislang kaum, Menschen mit auslĂ€ndischer Staatsangehörigkeit langfristig fĂŒr Pflegeberufe zu gewinnen. Eine Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung zeigt: Bundesweit haben bereits 13âŻ% der PflegekrĂ€fte eine Migrationsgeschichte â bezogen auf Migranten ohne deutsche Staatsangehörigkeit. In Sachsen-Anhalt liegt ihr Anteil bei unter 1âŻ%.
Impulse fĂŒr Lösungen liefert das Forschungsprojekt MIASA (âMigration und Integration stĂ€rken in die Altenpflege in Sachsen-Anhalt“) an der Hochschule Magdeburg-Stendal. Dazu soll untersucht werden, welche HĂŒrden bestehen, welche AnsĂ€tze bereits funktionieren und wie Integration langfristig gelingen kann.
âUnser Ziel ist es, wirksame MaĂnahmen zu entwickeln und vorhandene Angebote stĂ€rker sichtbar zu machen“, sagt Steven Biere (Foto), wissenschaftlicher Mitarbeiter im Projektteam. âViele Programme mit gutem Ansatz erreichen die Einrichtungen nicht. Wir wollen herausfinden, woran das liegt. Und ob wir zusĂ€tzlich MaĂnahmen entwickeln können, die passgenau auf die BedĂŒrfnisse vor Ort abgestimmt sind.“
Im Fokus steht insbesondere die Frage, wie die zugewanderten PflegekrĂ€fte auf Dauer gehalten werden können, denn viele verlassen Sachsen-Anhalt nach kurzer Zeit wieder. âDer Markt fĂŒr Rekrutierung ist gut ausgestaltet. Aber was passiert nach Abschluss des Arbeitsvertrages in der Einrichtung? Da beginnt die eigentliche Integrationsarbeit“, erklĂ€rt Steven Biere. âEs geht nicht nur um anerkannte AbschlĂŒsse oder berufliche Qualifizierung â entscheidend ist auch, wie das Umfeld gestaltet ist: Wie reagiert das Team, wie die pflegebedĂŒrftigen Menschen? Gibt es bezahlbaren Wohnraum? Sprachliche UnterstĂŒtzung? Möglichkeiten der sozialen Teilhabe? Auch der Einsatz digitaler Hilfsmittel im Arbeitsalltag spielt eine Rolle. All das wird bislang kaum erforscht.“
Derzeit lĂ€uft eine landesweite Online-Befragung, die an rund 700 Pflegeeinrichtungen versendet wurde. AuĂerdem können interessierte Unternehmen das Projektteam kontaktieren. Darauf aufbauend werden im kommenden Jahr ExpertengesprĂ€che unter anderem mit PflegekrĂ€ften, Einrichtungsleitungen, TrĂ€gern und politischen Akteuren gefĂŒhrt.
Die Ergebnisse liefern die Basis fĂŒr Handlungsempfehlungen, die sich an Einrichtungen und Politik richten â und helfen, bestehende Angebote gezielter zu nutzen und neue Konzepte zu entwickeln. âWir wollen den Einrichtungen einen echten Mehrwert bieten. Durch wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse, mit denen sie sich besser fĂŒr die Zukunft aufstellen können“, betont Biere.
Pflegeeinrichtungen in Sachsen-Anhalt sind eingeladen, sich an der Online-Befragung zu beteiligen.
FĂŒr RĂŒckfragen
Projekt MIASA
Hochschule Magdeburg-Stendal, Fachbereich Soziale Arbeit, Gesundheit und Medien
Projektleitung: Prof. Dr. Josefine Heusinger
Tel: (0391) 886 41 17
E-Mail:Â josefine.heusinger@h2.de
Webseite:Â h2.de/miasa
Foto: Steven Biere, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Projekts MIASA. (c) Norbert Doktor