Wer in Magdeburg durch Stadtteile wie Buckau, Altstadt oder Sudenburg schlendert, kommt an ihnen nicht vorbei: den prächtigen Altbauten mit ihren hohen Decken, Stuckfassaden und historischem Charme. Diese Gründerzeithäuser prägen das Stadtbild und bieten ein besonderes Wohngefühl. Doch die Romantik hat ihren Preis – gerade wenn es um Energiekosten geht. Alte Fenster, ungedämmte Wände und veraltete Heizsysteme lassen die Nebenkostenabrechnung schnell zur unangenehmen Überraschung werden.
Die gute Nachricht: Auch ohne Eigentum und mit begrenztem Budget lässt sich in Altbauwohnungen einiges an Energie einsparen. Viele Maßnahmen kosten wenig bis gar nichts und zahlen sich bereits nach kurzer Zeit aus. Gerade in Zeiten steigender Energiepreise lohnt es sich, die eigenen vier Wände genauer unter die Lupe zu nehmen.
Heizverhalten optimieren statt Heizung aufdrehen
Der größte Energiefresser im Altbau ist und bleibt die Heizung. In schlecht gedämmten Gründerzeithäusern verschwinden bis zu 70 Prozent der Heizenergie einfach durch Wände, Fenster und Dach. Trotzdem lässt sich auch hier clever sparen – und zwar ohne zu frieren.
Ein simpler Trick: Die Raumtemperatur um nur ein Grad senken spart bereits etwa sechs Prozent Heizkosten. In wenig genutzten Räumen wie dem Schlafzimmer reichen 16 bis 18 Grad völlig aus. Im Wohnbereich sorgen 20 bis 21 Grad für Behaglichkeit. Wer tagsüber außer Haus ist, kann die Temperatur auf 18 Grad absenken – komplett ausschalten sollte man die Heizung aber nicht, denn das Wiederaufheizen ausgekühlter Räume verschlingt mehr Energie als kontinuierliches Heizen auf niedrigerer Stufe.
Moderne Technik kann hier unterstützen. Ein intelligentes Energiemanagementsystem lernt die Heizgewohnheiten und passt die Temperatur automatisch an. Solche Systeme lohnen sich besonders in größeren Altbauwohnungen mit mehreren Räumen. Für Mieter ohne großes Budget sind programmierbare Thermostate eine günstige Alternative – sie kosten zwischen 10 und 30 Euro pro Stück und lassen sich ohne Eingriff in die Bausubstanz anbringen.
Zugluft bekämpfen ohne Fenster zu tauschen
Alte Kastenfenster sind der Klassiker im Gründerzeitbau – und leider auch wahre Energieschleudern. Ein Komplettaustausch steht für Mieter meist nicht zur Debatte und würde ohnehin Tausende Euro kosten. Doch es gibt praktikable Zwischenlösungen.
Dichtungsbänder aus dem Baumarkt kosten nur wenige Euro und halten Zugluft draußen. Selbstklebende Schaumstoff- oder Gummidichtungen lassen sich an Fenster- und Türrahmen anbringen und reduzieren Wärmeverluste spürbar. Wichtig: Vor dem Anbringen die Rahmen gründlich reinigen, damit die Klebestreifen gut haften.
Schwere Vorhänge vor den Fenstern wirken wie eine zusätzliche Dämmschicht. Gerade nachts, wenn die Temperaturen sinken, halten dicke Stoffe die Wärme im Raum. Wer es noch effektiver mag, greift zu speziellen Thermovorhängen mit isolierender Rückseite. Auch Rollläden oder Jalousien helfen – sind sie nachts geschlossen, bildet sich ein Luftpolster zwischen Fenster und Abdeckung, das die Kälte draußen hält.
Ein oft übersehenes Detail: die Fensterbank. Verdeckt diese den Heizkörper oder steht ein Sofa direkt davor, kann die Wärme nicht richtig zirkulieren. Ein Abstand von mindestens 30 Zentimetern zur Heizung macht bereits einen Unterschied.
Richtig lüften statt Fenster kippen
Das gekippte Fenster ist in Altbauwohnungen weit verbreitet – und leider eine der größten Energieverschwendungen überhaupt. Über Stunden entweicht warme Luft, während kaum frische Luft nachströmt. Die Wände kühlen aus und müssen danach mühsam wieder aufgeheizt werden.
Stoßlüften ist die bessere Alternative: Fenster für fünf bis zehn Minuten komplett öffnen, am besten gegenüberliegende Fenster für Durchzug. Die Raumluft wird vollständig ausgetauscht, während die Wände ihre Wärme behalten. Im Winter reichen drei bis vier Stoßlüftungen pro Tag. Während des Lüftens die Heizung herunterdrehen – das spart zusätzlich.
In Altbauten mit hohen Räumen sammelt sich warme Luft gerne unter der Decke. Ein Deckenventilator, im Winter auf niedriger Stufe im Uhrzeigersinn laufend, verteilt die Wärme gleichmäßiger im Raum. Das kostet nur wenige Euro Strom im Jahr und sorgt für spürbar mehr Behaglichkeit.
Heizkörper entstauben und entlüften
Heizkörper in Altbauten sind oft jahrzehntealt und entsprechend verstaubt. Staub und Schmutz zwischen den Rippen wirken aber wie eine Isolierschicht und reduzieren die Heizleistung erheblich. Zweimal im Jahr sollten Heizkörper daher gründlich gereinigt werden – am besten mit einer speziellen Heizkörperbürste oder einem Staubsaugeraufsatz.
Gluckert die Heizung oder wird nicht richtig warm, ist meist Luft im System. Das Entlüften dauert nur wenige Minuten: Heizung aufdrehen, Entlüftungsschlüssel ansetzen und vorsichtig öffnen, bis Wasser austritt. Ein kleines Gefäß darunter halten, fertig. Diese simple Maßnahme kann die Heizleistung um bis zu 15 Prozent verbessern.
Auch Heizkörpernischen, typisch für viele Gründerzeithäuser, lassen sich optimieren. Eine Reflexionsfolie hinter dem Heizkörper reflektiert die Wärme zurück in den Raum statt sie durch die dünnere Außenwand entweichen zu lassen. Diese Folien gibt es im Baumarkt für wenige Euro pro Quadratmeter.
Warmwasser bewusster nutzen
Nach der Heizung ist Warmwasser der zweitgrößte Energieverbraucher im Haushalt. Gerade in Häusern mit zentraler Warmwasserversorgung zahlt sich bewusster Umgang aus.
Duschen statt Baden spart enorm viel Energie – eine Badewannenfüllung verbraucht etwa dreimal so viel Warmwasser wie eine fünfminütige Dusche. Ein Sparduschkopf reduziert den Durchfluss von üblicherweise 12 bis 15 Liter pro Minute auf 6 bis 9 Liter, ohne dass der Komfort leidet. Die Investition von 20 bis 40 Euro amortisiert sich in wenigen Monaten.
Beim Händewaschen reicht kaltes oder lauwarmes Wasser völlig aus – für die Hygiene ist die Temperatur nebensächlich, entscheidend ist gründliches Einseifen. Wer konsequent auf heißes Wasser beim Händewaschen verzichtet, spart über das Jahr gerechnet mehrere Dutzend Euro.
Elektrogeräte clever nutzen
Auch wenn Heizung und Warmwasser die größten Posten sind – bei den Stromkosten lässt sich ebenfalls sparen. Alte Kühlschränke in Altbauwohnungen verbrauchen teilweise das Dreifache moderner Geräte. Mieter sollten mit dem Vermieter sprechen, ob ein Austausch möglich ist. Die Investition rechnet sich schnell.
Ansonsten gilt: Kühlschrank nicht neben Heizung oder Herd stellen, regelmäßig abtauen und die Temperatur auf 7 Grad einstellen – das reicht für normale Lebensmittel. Im Gefrierfach sind minus 18 Grad optimal.
Beim Kochen Deckel auf den Topf, Restwärme nutzen und Wasserkocher statt Herdplatte zum Erhitzen verwenden. LED-Lampen statt Glühbirnen verwenden – das ist mittlerweile Standard, macht aber gerade in Altbauten mit vielen Räumen einen spürbaren Unterschied.
Standby-Geräte komplett ausschalten spart über das Jahr ebenfalls einige Euro. Schaltbare Steckdosenleisten helfen dabei, mehrere Geräte auf einmal vom Netz zu nehmen.
Lokale Förderungen nicht vergessen
Magdeburg investiert zunehmend in die energetische Sanierung bestehender Gebäude. Wie beispielsweise beim Buckauer Bahnhof, wo das Land Umbaumaßnahmen mit 400.000 Euro fördert, gibt es auch für private Haushalte verschiedene Unterstützungsmöglichkeiten. Mieter können ihren Vermieter auf Förderprogramme hinweisen – gerade bei größeren Maßnahmen wie Fenstertausch oder Dämmung können Zuschüsse den Ausschlag geben.
Energiesparen im Altbau ist kein Hexenwerk. Mit überschaubarem Aufwand und kleinem Budget lassen sich die Heizkosten spürbar senken – und ganz nebenbei wird das Raumklima angenehmer. Die historischen Magdeburger Gründerzeithäuser danken es mit weiterhin zeitlosem Charme, nur eben ein bisschen energieeffizienter.
Quelle/pedom
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