David gegen Goliath: Wieso die kleinen Nationen im Fußball immer wieder die Großen ärgern können!

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Vor jedem großen Fußballturnier stehen die Favoriten eigentlich schon fest. Die Buchmacher mit den besten Quoten geben einen klaren Einblick darauf, wen sie zum Verlierer und wen zum Sieger deklariert haben. Und trotzdem kommt es oft anders, als man denkt! Das hat bei der WM 2022 in Katar schon in der Vorrundenphase mehrfach für Überraschungen gesorgt. Argentinien verlor gegen Saudi-Arabien, Deutschland unterlag Japan. Aber woran liegt es, dass gerade die Underdogs immer wieder für kleine Sensationen sorgen?

Häufig unterschätzt – wenn kleine Mannschaften überraschen

Die WM in Katar ist eine Seltenheit. Während sich Magdeburg auf den ersten Schnee vorbereitet, ist Deutschland parallel im Fußballfieber. Das gab es noch nie und diesmal ist alles anders. Eines hat sich aber nicht geändert, die klaren Favoritenrollen der großen Teams. Ein Fehler, der immer wieder gemacht wird. Wenn Deutschland gegen Japan spielt, scheint doch klar zu sein, wer diese Runde gewinnt. Und am Ende ist dann ein ganzes Land im Freudentaumel (Japan) und einer der Favoriten wurde herbe ausgebremst (Deutschland).

Es ist ein Fehler, der bei WMs immer wieder gemacht wird – die Kleinen werden unterschätzt. Vermeintliche Experten geben ihre Prognosen ab, nehmen den Gegner nicht ernst und die Teams werden nachlässig. Wer denkt bei einem Spiel zwischen Argentinien und Saudi-Arabien auch daran, dass Lionel Messi einmal nicht performt und das Spiel zur Niederlage wird?

Die Schlagzeilen der namhaften Zeitungen überschlagen sich, wie war das möglich? Fakt ist: Selbst kleine Gegner können überraschend zu den ganz großen Gefahren werden, denn sie werden unterschätzt. Wenn ein Land wie Japan weiß, dass es in der Gruppenphase auf Deutschland stößt, bereitet es sich vor. Es analysiert Fehler und Schwächen, es nutzt jede Lücke und dann droht plötzlich das Aus in der Vorrunde!

Die Kleinen bereiten sich explizit auf die großen Gegner vor

Bei der WM 2022 ist ausgerechnet Austragungsland Katar der größte Underdog im Fußball. Beim Eröffnungsspiel unterlag die Mannschaft dann auch, wobei Ecuador ebenfalls nicht zu den Favoriten des Turniers gehörte. Wenn aber klein gegen groß auf dem Rasen steht, ist die Vorbereitung essenziell! Der Druck auf ein Team wie Japan ist groß, wenn sie gegen Favoriten wie Deutschland und Spanien antreten müssen. Die Presse geht klar von einem Sieg der Großen aus, die Kleinen werden mild belächelt.

Das erhöht den Druck ganz massiv und sorgt dafür, dass sich die Kleinen vorbereiten. Diese gute Spielvorbereitung kann dafür sorgen, dass es plötzlich zu einer Überraschung kommt. Die größten Schwächen der „Giganten“ werden zur größten Stärke der „Kleinen“.

Jede große Fußballnation hat einen gewissen Spielstil. Jeder weiß, dass die Deutschen eher defensiv spielen und dass Manuel Neuer eine der größten Stärken auf dem Rasen ist. Es fällt der DFB-Elf äußerst schwer, sich an einen anderen Spielstil anzupassen und genau hier konnten die pfeilschnellen Japaner bei der WM 2022 punkten. Solche Effekte zeigten sich aber auch immer wieder in anderen Spielen, bei anderen großen Teams.

Erinnern wir uns an die WM 2014 zurück, als Deutschland die Brasilianer mit einem 7:1 Erfolg schlug. Die Brasilianer gingen als klarer Favorit ins Turnier, hatten zwar Ehrfurcht, waren aber trotzdem siegessicher. Sie kannten die Taktiken der Deutschen, hatten sich darauf vorbereitet. Als die DFB-Elf nun aber offensiv spielte, aufs Tor pushte und nicht zu halten war, hatte das Team vom Zuckerhut das Nachsehen. Bis heute gilt das 7:1 Spiel als traumatisches Erlebnis für die Brasilianer und wird sie bei allen weiteren Begegnungen wohl begleiten.

Das Spiel dominieren – Ausweitung auf das gesamte Feld

Im Idealfall für eine Mannschaft spielt sich das Spiel überwiegend in der Nähe des Strafraumes ab. Viele Torschüsse, viele Gelegenheiten. Underdogs wird immer wieder nachgesagt, dass sie sich mit ihren Spielern fast ausschließlich vor dem eigenen Strafraum befinden, um Tore zu verhindern. Das zwingt den starken Gegner zum Druckaufbau, darauf richten sie sich im Training ein.

Wenn ein Underdog nun aber die Taktik ändert und das Spiel über den gesamten Rasen ausdehnt, geraten die Großen schnell ins Straucheln. Jetzt heißt es plötzlich alles verändern, defensiver spielen und am Ende sogar den eigenen Kasten schützen.

Es wird von nahezu allen Trainern davon ausgegangen, dass kleine Mannschaften defensiv bleiben und sich selbst erst gar keine Torchancen einräumen. Mit einem offensiven Underdog rechnet niemand und entsprechend hoch ist das Überraschungsmoment. Kommen die Kleinen dann in den Vorteil der Führung, sorgt das für mächtig Verwirrung auf dem Platz. Die Großen kommen aus dem Takt, wissen nicht recht mit den angreifenden Gegnern umzugehen und schon ist der Sieg in Gefahr.

Massive Laufbereitschaft und ein extremer Kampfgeist führen außerdem dazu, dass Kleine den Großen die Spielführung aus der Hand nehmen können. Es kommt nicht immer nur auf die fußballerischen Leistungen an, manchmal sind Faktoren wie emotionaler Zusammenhalt und Teambuilding sehr viel entscheidender.

Underdogs haben den Support im Rücken – sie sind beliebt

Sie sind keine Favoriten, sie haben nicht die Klassespieler der Großen und es fehlt ihnen an Stärke. Aber trotzdem sind sie bei den Fans wahre Helden, wie kommt das? Als Eintracht Frankfurt als Underdog die Europa League gewann, war ein Freudentaumel der Fans zu verzeichnen. Niemand hatte an die Mannschaft geglaubt und am Ende kamen sie ins Finale und gewannen. Genau das lieben die Fans und genau deswegen sind Underdogs so beliebt.

Der Fanjubel und der Ruhm werden sehr stark unterschätzt, der 12. Mann ist aber entscheidend für das Feeling der Mannschaft. Herz, Leidenschaft und der Wunsch, die Fans zu beglücken, beflügeln. Der Jubel über ein geschossenes Tor macht glücklich und das führt zu noch mehr Elan auf dem Spielfeld. Allein der Antrieb und die Motivation durch die Fans können dafür sorgen, dass ein Underdog auf dem Spielfeld zum Gamemaster wird.

Fazit: Unterschätzte kleine Teams sind die ganz große Gefahr

„Keine echten Gegner“ – so werden die kleinen Mannschaften bei Weltmeisterschaften gern bezeichnet. Wer als Favorit gegen Länder wie USA, Japan oder Saudi-Arabien antritt, sieht keine große Gefahr und wähnt sich bereits sicher eine Runde weiter. Ein großer Fehler, wie sich bei jeder WM aufs Neue zeigt. Es gibt gute Gründe, warum die Kleinen ernstzunehmen sind, denn wenn sie sich vorbereiten und loslegen, sind sie für eine Überraschung gut.

Foto: unsplash/Abigail Keenan

Text: Gambler/pedom