ADAC Test: Reisen mit der Bahn – viel Licht, aber auch Schatten

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30 Strecken im Fernverkehr ĂŒberprĂŒft / Personal und Komfort ĂŒberzeugten – PĂŒnktlichkeit, Hygiene und WLAN nicht


Um zu ĂŒberprĂŒfen, wie gut die QualitĂ€t von Bahnreisen auf Fernstrecken ist, hat der ADAC im vergangenen Sommer seine Tester 30-mal durch Deutschland fahren lassen. Die Testkategorien spiegeln wider, was Reisenden beim Bahnfahren besonders wichtig ist: Information und PĂŒnktlichkeit sowie Zustand und Hygiene der sanitĂ€ren Einrichtungen wurden dabei am stĂ€rksten gewichtet. Danach folgen Sitz- und Reisekomfort, Personal sowie Handynetz und WLAN. Das Ergebnis fĂ€llt gemischt aus: Vor allem das kompetente Personal konnte die Tester ĂŒberzeugen, auch der Sitz- und Reisekomfort schnitt gut ab. PĂŒnktlichkeit, Hygiene und WLAN lassen aber teilweise zu wĂŒnschen ĂŒbrig.

Dabei gilt fĂŒr den ADAC, dass eine hohe QualitĂ€t und ein passgenaues Angebot wichtig sind, damit mehr Menschen die Bahn als Alternative zum Auto nutzen und diese ihrer hohen Bedeutung fĂŒr Klimaschutz im Verkehr gerecht werden kann.

Insgesamt gut schneidet die Bahn heute schon beim Sitz- und Reisekomfort ab: Sitzplatzreservierung, Ausstattung und Sauberkeit sowie das gastronomische Angebot zahlen auf diese Kategorie ein. 19 ZĂŒge erhielten hier eine sehr gute Bewertung. Der pandemiebedingte freie Nachbarsitzplatz bei Reservierungen wurde im Test immer freigehalten und die UnterstĂŒtzung fĂŒr Rollstuhlfahrer durch die Bahn hĂ€tte auf jeder Fahrt funktioniert. Aber beim Thema gesonderte Ruhe- und Handybereiche mussten die Tester feststellen, dass diese in der 2. Klasse in IC-ZĂŒgen nicht vorhanden waren. Auch auf ein gastronomisches Angebot können sich Reisende nicht immer verlassen. Positiv bewertet wurden die Zugbegleiter, die kompetent und fast immer schnell in den ZĂŒgen zu finden waren. Bei den 30 Fahrten konnten die Tester 27-mal die Bestnoten vergeben.

PĂŒnktlich waren im Test 43 Prozent der ZĂŒge, also insgesamt zwölf. Sieben hatten maximal sechs Minuten VerspĂ€tung, weitere sechs blieben unter 16 Minuten. Aber bei drei Verbindungen waren die VerspĂ€tungen teils sehr viel grĂ¶ĂŸer. 92 Minuten nach der eigentlichen Ankunftszeit kam der Zug mit der grĂ¶ĂŸten VerspĂ€tung an. Und zwei der ursprĂŒnglich 30 geplanten Fahrten konnten die ADAC Tester nicht antreten, da die ZĂŒge ganz ausfielen.

Im Bereich Information waren die Ergebnisse insgesamt gut. Alternative Verbindungen wurden rechtzeitig angekĂŒndigt, bei Gleiswechsel oder VerspĂ€tungen erhielten die Passagiere E-Mails oder Push-Nachrichten. Nur in einem Zug gab es keine Durchsagen.

Beim Thema Hygiene sieht der ADAC deutlichen Verbesserungsbedarf: In zwölf ZĂŒgen (43 Prozent) gab es eine auffĂ€llige Keimbelastung, neun Proben waren sogar potenziell gesundheitsgefĂ€hrdend. Zwar waren die Toiletten optisch sauber, TĂŒrklinken und Toilettenbrillen aber dennoch keimbelastet. Außerdem war in zwei ZĂŒgen die barrierefreie Toilette dauerhaft gesperrt. Menschen mit MobilitĂ€tseinschrĂ€nkungen können diese ZĂŒge also entweder gar nicht oder nur mit dieser EinschrĂ€nkung nutzen. Hier muss die Bahn nach Ansicht des Clubs dringend nachbessern. GrĂŒndlichere Reinigungen der Toiletten, aber auch das zuverlĂ€ssige Bereitstellen von Hygienebeuteln und in Pandemiezeiten vor allem von Desinfektionsmitteln sollten Bahnfahrende erwarten dĂŒrfen.

Durchwachsen waren die Ergebnisse beim WLAN-Empfang: FĂŒnf ZĂŒge (18 Prozent) hatten gar kein WLAN und nur bei knapp der HĂ€lfte der Fahrten hatten die Tester immer guten Empfang. Das Testurteil „gut“ gab es bereits ab 2 Mbit pro Sekunde. Streaming ist mit einer solchen Bandbreite allerdings schlecht möglich. Die Handynetz-QualitĂ€t war in vier von zehn ZĂŒgen durchwegs gut.

UnabhĂ€ngig von den Testfahrten hat der ADAC auch die Preisunterschiede zwischen der Deutschen Bahn und dem Mitbewerber FlixTrain auf zehn Strecken an je zwei Buchungszeitpunkten untersucht. Dabei bot FlixTrain durchwegs gĂŒnstigere Preise: Die Preisdifferenz betrug zwischen 16 und 79 Prozent. Allerdings unterscheidet sich die Anzahl der angebotenen Verbindungen erheblich: FlixTrain fĂ€hrt die meisten Strecken nur ein- bis zweimal am Tag, wĂ€hrend die Bahn die Verbindungen hĂ€ufig im Ein- oder Zwei-Stunden-Takt anbietet.

Symbolfoto/pixabay