Renndirektor Scot Elkins: „Die DTM ist anders als alle anderen GT-Serien“

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  • Zielsetzung fĂŒr 2023: „DafĂŒr sorgen, dass wir alle an einem Strang ziehen“
  • Großes Starterfeld als Herausforderung: „Hat sehr gut funktioniert“
  • Mit Kamerasystem gegen Track-Limit-VerstĂ¶ĂŸe: „Kontroverse etwas beruhigt“

MĂŒnchen (23.11.2022). Am Ende seiner ersten Saison als Renndirektor der DTM und der DTM Trophy zieht Scot Elkins ein ĂŒberaus positives Fazit: „Es war ein großartiges Jahr!“ Dabei stellte gerade die DTM mit ihrem großen Starterfeld mehr als nur eine Herausforderung an den US-Amerikaner. „Die DTM ist anders als alle anderen GT-Serien, die ich gesehen habe“, so die EinschĂ€tzung von Elkins, den auch das Umfeld der Traditionsserie erstaunt hat. „Die AtmosphĂ€re, die Stimmung bei jedem Rennen sind unglaublich, und die Fans sind großartig.“ Im Interview spricht der 52-JĂ€hrige, der unweit der legendĂ€ren Rennstrecke in Indianapolis aufgewachsen ist, ĂŒber den gegenseitigen Respekt zwischen Fahrern, FunktionĂ€ren und ihm, ĂŒber das neue Kamerasystem zur Feststellung von VerstĂ¶ĂŸen gegen Track-Limits sowie ĂŒber faire Beurteilungen von Fahrverhalten.

Aus der Sicht eines Motorsport-Enthusiasten: Wie hat Ihnen Ihre erste Saison in der DTM mit den beiden von Ihnen verantworteten Rennserien DTM und DTM Trophy gefallen?
Scot Elkins: â€žEs war ein großartiges Jahr, vor allem, wenn man bedenkt, dass ich außerhalb meines vertrauten Territoriums war, sozusagen wie „ein Fisch auf dem Trockenen“. Ich kam neu in die DTM, meine Deutsch-Kenntnisse waren und sind weiterhin eher eingeschrĂ€nkt, aber es war toll, von der gesamten DTM-Familie so aufgenommen zu werden.“

Wieviel Potenzial, Charisma und Strahlkraft hat die gesamte DTM-Plattform?
„Die DTM ist anders als alle anderen GT-Serien, die ich gesehen habe. Die AtmosphĂ€re, die Stimmung bei jedem Rennen sind unglaublich, und die Fans sind großartig.“

Schon vor der Saison hatten Sie es als Herausforderung angesehen, 27 und mehr Spitzenfahrer unter Kontrolle zu halten. Wie schwierig war es wirklich?
„Es war tatsĂ€chlich die Herausforderung, die ich mir vorgestellt hatte, und fĂŒr mein Empfinden hat es sehr gut funktioniert. Ich glaube, dass es gelungen ist, einen gegenseitigen Respekt zwischen Fahrern, FunktionĂ€ren und mir aufzubauen. Das hat die Arbeit viel, viel angenehmer gemacht.“

Sie haben von Anfang an auf eine enge Zusammenarbeit und gute Kommunikation gesetzt. Hat das so gut funktioniert, wie Sie gehofft hatten?
„Absolut! Von allen, angefangen bei der ITR ĂŒber das Team des AvD bis hin zu den Teammanagern und den Fahrern, war die Zusammenarbeit sehr offen und positiv.“

Streckenbegrenzungen, nicht nur in der DTM, sind im modernen Motorsport, auf modernen Rennstrecken, offenbar eine Art Seuche. Welche Möglichkeiten sehen Sie, dieses Thema wieder mehr in den Hintergrund zu rĂŒcken?
„Ganz ehrlich gesagt glaube ich, dass das Thema bereits etwas in den Hintergrund gerĂŒckt ist. Wir haben in eine neue Technologie investiert, in ein Kamerasystem zur automatischen Feststellung von Track-Limit-VerstĂ¶ĂŸen. Damit hat sich die Kontroverse etwas beruhigt. Mit diesem System wissen wir eindeutig, ob es ein Vergehen gibt oder nicht, und wir können den Fahrern auch entsprechende Fotos zur VerfĂŒgung stellen.“

Es gab Kritik an den Fahrnormen und den entsprechenden Strafen. Wie hat sich diese Kritik auf Sie ausgewirkt? Wie sind Sie damit umgegangen? 
„Das ist ein Thema, mit dem jeder Renndirektor zu tun hat. Das ist einfach Teil des Jobs. Ich glaube, in jeder Situation gibt es immer eine Partei, die nicht zufrieden ist. Unser Anspruch ist es, so fair wie möglich zu urteilen sowie Fahrern und Teams gegenĂŒber sehr deutlich zu sein, was unsere Erwartungen und Anforderungen sind, wenn es um das Fahrverhalten geht.“

Wie besonders war es und wie sehr hat es Ihnen gefallen, mit den Fahrern, den Teams und der Race Control-Crew zusammenzuarbeiten?
„Das war wirklich speziell. Es fĂŒhlt sich irgendwie an, als ob ich eine „neue Familie“ gefunden hĂ€tte.“

Welche Punkte stĂŒnden bei einer VerlĂ€ngerung ganz oben auf Ihrer To-Do-Liste fĂŒr die Zukunft?
„Das fortzusetzen, was wir 2022 gemacht haben und zu erweitern. Das bedeutet, Fahrer und Teammanager in die Entwicklung des Reglements miteinzubeziehen und dafĂŒr zu sorgen, dass wir alle an einem Strang ziehen.“

Zum Schluss noch zwei persönliche Fragen: Ist Ihnen wÀhrend der DTM-Tour 2022 eine deutsche Eigenart besonders ans Herz gewachsen?
„Ich habe angefangen, eine Sprach-App zu verwenden, um etwas mehr von der Sprache zu lernen und ich bin aktuell bei 160 Wörtern, aber das sind alles Wörter, die mit Orten und Restaurants zu tun haben. Ich war immer schon ein Fan der deutschen Kultur, und ich kann es kaum erwarten, meine Kenntnisse zu erweitern.“

Und die letzte Frage: Was sind Ihre PlĂ€ne fĂŒr den Winter? Wie werden Sie sich von einer intensiven Saison erholen?
„FĂŒr mich gibt es keine Pause, da ich noch bei der Extreme E im Einsatz sein werde und ab Dezember schon wieder die Vorbereitungen fĂŒr den Start der Formel-E-Saison laufen. Daher gibt es keine Verschnaufpause.“

Foto: Scot Elkins, Renndirektor DTM und DTM Trophy (c) DTM