Leuchtende Nachtwolken – Magischer Silberschleier am Nordhimmel

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In den kommenden Wochen können Nachteulen in wolkenfreien NĂ€chten mit etwas GlĂŒck ein ganz besonderes Himmelsspektakel bestaunen: Hell schimmernde, feinste Wolkenschleier erleuchten bis etwa Mitternacht und dann wieder ab etwa 3 Uhr morgens den Nordhimmel. Was es mit diesem PhĂ€nomen auf sich hat, erklĂ€rt Björn Goldhausen, Meteorologe und Pressesprecher von WetterOnline.

Was sind Leuchtende Nachtwolken?

Björn Goldhausen: „Wolken entstehen normalerweise nur in den untersten Schichten der AtmosphĂ€re bis in eine Höhe von etwa 13 km. Im Sommer jedoch können bei entsprechenden Bedingungen Leuchtende Nachtwolken beobachtet werden, die in der MesosphĂ€re in einer Höhe von etwa 81 bis 85 km entstehen. Sie bestehen aus kleinsten Eiskristallen und sind so dĂŒnn und transparent, dass sie tagsĂŒber unsichtbar sind“.  

Wie entstehen Leuchtende Nachtwolken?

Björn Goldhausen: „Kurioserweise ist der Entstehungsprozess von Leuchtenden Nachtwolken bis heute nicht vollkommen geklĂ€rt. Klar ist, dass zu ihrem Entstehen Feuchtigkeit, Staubteilchen und extreme Temperaturen von weniger als minus 120 Grad benötigt werden. Staubpartikel dienen als Kondensationskerne. Sie sind winzige Reste von in der ErdatmosphĂ€re verglĂŒhten Meteoren oder feinste RĂŒckstĂ€nde gewaltiger VulkanausbrĂŒche. Im Gegensatz zu erdnahen Luftschichten heizt sich die MesosphĂ€re im Sommer nicht auf, sondern kĂŒhlt im Gegenteil sogar stark ab. Daher wird die fĂŒr die Entstehung der Leuchtenden Nachtwolken benötigte extrem niedrige Temperatur nur im Hochsommer erreicht. Leuchtende Nachtwolken sind deshalb ausschließlich rund um die Sommersonnenwende im Juni und Juli zu beobachten.“  

Wo entstehen Leuchtende Nachtwolken?

Björn Goldhausen: „Leuchtende Nachtwolken bilden sich meist ĂŒber polaren Regionen, weil dort die MesosphĂ€re am kĂ€ltesten ist. Dort können sie allerdings nicht beobachtet werden, da die Sonne in den nördlichen Breiten im Sommer nicht untergeht. Es ist dann schlicht zu hell und die Leuchtenden Nachtwolken bleiben unsichtbar.“  

Warum leuchten die Leuchtenden Nachtwolken?

Björn Goldhausen: „Damit Leuchtende Nachtwolken sichtbar werden, muss es einerseits dunkel genug sein, anderseits muss Sonnenlicht noch die Eiskristalle in großer Höhe erreichen. Diese Bedingungen sind gegeben, wenn die Sonne nachts mindestens 6 Grad und maximal 16 Grad unter dem Horizont steht, also kurz nach Sonnenuntergang oder kurz vor Sonnenaufgang. Nur dann wird das Licht der Sonne von den Leuchtenden Nachtwolken noch reflektiert.“  

Welche Farben und Formen haben Leuchtende Nachtwolken?

Björn Goldhausen: „Leuchtende Nachtwolken erscheinen ĂŒberwiegend in silbrigen Blautönen und gelegentlich auch noch in blass gelblichen Farbtönen. Alle anderen Farbbestandteile des Lichtes werden durch die ErdatmosphĂ€re und die Ozonschicht gefiltert. Unmittelbar ĂŒber dem Horizont erkennt man oft auch noch einen rötlichen Schimmer, der aber durch die Morgen- bzw. AbenddĂ€mmerung in der unteren AtmosphĂ€re entsteht und nicht die Leuchtenden Nachtwolken erreicht. Diese erscheinen oft als leuchtende Schleier mit faserigen Strukturen. Sie können aber auch als Streifen, BĂ€nder, Wirbel und Wellen mit diffusen oder scharfen Kanten auftreten. FĂŒr den Betrachter am Erdboden ergibt sich immer ein beeindruckender Farbverlauf mit faszinierenden Mustern.“ 

Foto: Im Juni und Juli kann man Leuchtende Nachtwolken beobachten. Quelle: WetterOnline