Inge (54), Klaus (53) und Uwe (44) hatten und haben es nicht leicht im Leben. Der Vater gab sie ins Heim, als die Mutter viel zu frĂŒh starb. Inge Kurbjuweit hat es zur gefĂŒrchteten Stationsleitung im Krankenhaus gebracht. Ihr Bruder Klaus hat ein Alkoholproblem und deswegen gerade den FĂŒhrerschein verloren. Das Ende seines Jobs als Taxifahrer. AuĂerdem will ihn seine Frau Monika nicht mehr sehen. Ihr jĂŒngerer Bruder Uwe fĂŒhrt als schwuler Single die Hunde anderer Leute Gassi. Einzig Inges Tochter Jule scheint als Medizinstudentin einen besseren Start ins Leben zu finden.
Die Geschwister sind sich in herzlicher Abneigung verbunden. Umso gröĂer der Schock, als sie bei der Testamentseröffnung erfahren, dass sie innerhalb von 14 Tagen zusammen nach Polen reisen mĂŒssen, um die Asche des Vaters an ausgewĂ€hlten Orten zu verstreuen.
Als Pfadfinder und Aufpasser dient ihnen der junge polnische Notar Krzysztow. Der kann nicht fassen, wie schlimm die Geschwister miteinander umgehen und schon gar nicht, dass der fĂŒhrerscheinlose Klaus den alten Mercedes-Wohnbus so ĂŒbermĂŒtig fĂ€hrt, dass sie nach einer SchlĂ€gerei mit der polnischen Polizei fast im Knast landen.
Erst danach kommen alle langsam zur Besinnung, wĂ€hrend sie immer mehr ĂŒber das dramatische Schicksal ihres Vaters erfahren, der als Kind die Mutter und spĂ€ter die geliebte Frau verlor â und immer von der RĂŒckkehr in die geliebte Heimat getrĂ€umt hatte.
Die endlosen Weiten OstpreuĂens mit seinen Seen und Feldern beruhigt die GemĂŒter und fördert zarte Liebesbande zwischen dem jungen Notar und Jule. SchlieĂlich lotst Krzysztow sie zur traditionellen Hochzeit seiner Schwester, wo seine Ex-Freundin Nina vehement ihre Rechte einfordert und Inge der Hof gemacht wird.
Nur Klaus bekĂ€mpft seine Ăngste vorm Verlassenwerden weiter mit Alkohol und landet mit Uwe mitten in der Hochzeitstorte. Aber ausgerechnet der junge schwule Bruder ebnet ihm noch einmal den Weg zu Monika. Ăber all die persönlichen VerĂ€nderungen wird das Ziel der Reise â das Erbe â immer unwichtiger. Was auch gut ist, denn schlieĂlich ist alles ganz anders als gedacht.
Mehr zum Film
„Heimat ist kein Ort“ vereint das Erfolgsteam aus „Eins ist nicht von Dir“ erneut fĂŒr ein Roadmovie der ungewöhnlichen Art: Udo Witte verfilmte ein Buch von Lo Malinke und Philipp MĂŒller. Vor der groĂartigen Kulisse der polnischen Landschaft auf der Ostseeinsel Wollin und in Stettin kollidieren polnische Herzlichkeit und deutsche Biestigkeit. Die Reise auf Vaters Spuren wird fĂŒr die Geschwister zu einer unfreiwilligen Reise zu sich selbst. Das ist neben dem exzellenten Buch auch dem lustvollen Spiel von Jörg SchĂŒttauf und Marie Gruber geschuldet, die ihren geschwisterlichen Schlagabtausch auf Augenhöhe fĂŒhren. Als roter Faden zieht sich die ruhige erzĂ€hlende Stimme Dieter Manns durch den Film, der ein Schicksal schildert, wie es viele von Vertreibung und Flucht heimgesuchte ostpreuĂische Familien erlebt haben. Sönke Möhring, der jĂŒngere Bruder von Wotan Wilke, machte 2009 von sich reden, als er in Quentin Tarantinos „Inglourious Basterds“ mitspielte. ErgĂ€nzt wird das Team durch Karolina Lodyga als Inges Tochter Jule und Piotr Witkowski, der der als charmanter junger Rechtsanwalt Krzysztow dem Treiben der Familie immer wieder nur mit Staunen zu begegnen vermag.
Laufzeit: 90 Minuten
Genre: Drama, D 2015
Regie: Udo Witte
FSK: 6
Schauspieler:
Inge Marie Gruber
Klaus Jörg SchĂŒttauf
Uwe Sönke Möhring
Jule Karolina Lodyga
Krzysztof Piotr Witkowski
Stimme des Vaters Dieter Mann