Fehlende Verhandlungsbereitschaft des Kremls im Ukraine-Krieg und Verletzungen des Nato-Luftraums durch Russlands Luftwaffe haben nach Angaben der US-Regierung eine Kehrtwende von Präsident Donald Trump ausgelöst. «Ich denke, dass die Ukraine mit Unterstützung der Europäischen Union in der Lage ist, die gesamte Ukraine in ihrer ursprünglichen Form zurückzugewinnen», verkündete Trump nach einem Treffen mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj am Rande der UN-Generaldebatte in New York.
Russland sei schwach und wirke nach dreieinhalb Jahren ohne echte Erfolge auf dem Schlachtfeld wie ein «Papiertiger», schrieb Trump auf seiner bevorzugten Plattform Truth Social. Zuvor hatte er sich auch für den Abschuss russischer Flugzeuge in Nato-Territorium ausgesprochen. Bei einem Treffen mit Frankreichs Präsident Emmanuel Macron sagte der US-Präsident zudem, seine Beziehung zu Russlands Präsident Wladimir Putin habe «leider nichts bedeutet».
Trump hatte sich in der Vergangenheit mehrfach eines hervorragenden Drahts zu Putin gerühmt. Nun sei er «unglaublich frustriert wegen Putin und Russland», sagte die Sprecherin des Weißen Hauses, Karoline Leavitt.
Die Ukraine ist nach Einschätzung Trumps zusammen mit ihren Verbündeten in der Lage, ihre von russischen Kräften besetzten Gebiete zurückzuerobern – und vielleicht sogar «noch weiter» zu gehen, wie er in seinem Post schrieb. «Putin und Russland stecken in GROẞEN wirtschaftlichen Schwierigkeiten, und es ist Zeit für die Ukraine zu handeln.» Man werde die Nato weiterhin mit Waffen beliefern, «damit die NATO damit machen kann, was sie will.»
Nachhaltige Abkehr von Putin?
Es ist längst nicht Trumps erster Kurswechsel im Ukraine-Krieg. Dennoch hoffen neben den Ukrainern auch ihre europäischen Verbündeten und Diplomaten bei der UN-Vollversammlung in New York auf eine echte Wende im Krieg und eine nachhaltige Abkehr Trumps vom russischen Präsidenten Putin. In der Vergangenheit wurde dem US-Präsidenten immer wieder vorgeworfen, dem Angreifer Russland gegenüber zu viel Nachsicht zu zeigen, Putin zu hofieren und ihm teils nach dem Mund zu reden – während es mit Selenskyj im Februar vor laufenden Kameras im Weißen Haus zum offenen Eklat kam.
Nach seinem Treffen mit Putin im August in Alaska sah sich Trump harter Kritik ausgesetzt, den weitgehend isolierten Kremlchef auf die Weltbühne zurückgeholt und ihm buchstäblich den roten Teppich ausgerollt zu haben, ohne dass Russland substanziellen Zugeständnisse gemacht hätte. Auch zu einem angekündigten Treffen zwischen Selenskyj und Putin kam es nicht.
Trumps Außenminister Marco Rubio erklärte Trumps neuen Ton mit Russlands Verschleppung eines Friedensprozesses. Der US-Präsident habe «außerordentliche Geduld» bewiesen und auf einen diplomatischen Durchbruch zur Beendigung des Ukraine-Kriegs gehofft. Doch nach einer Phase der Stagnation sei nun «eine Phase potenzieller Eskalation eingetreten».
Rubio: Trumps Geduld ist nicht unendlich
«In den letzten Nächten und davor gab es die historisch höchste Zahl an Angriffen», sagte Rubio. Zudem beobachteten die USA, dass Lufträume verletzt werden und Drohnen und Flugzeuge ins Hoheitsgebiet benachbarter Länder eindringen.
Rubio drohte Moskau mit wirtschaftlichen Sanktionen und Waffenlieferungen an Kiew. Trump habe «echte Optionen» und werde bei fortgesetzten Aggressionen Russlands die notwendigen Schritte ergreifen. «Der Präsident ist ein sehr geduldiger Mann. Er setzt sich sehr für den Frieden ein, aber seine Geduld ist nicht unendlich», sagte Rubio.
Selenskyj hofft auf entscheidende Wende
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj – von Trump und dessen Vize JD Vance im Februar vor den Augen der Weltöffentlichkeit gedemütigt und unverrichteter Dinge nach Hause geschickt – begrüßte die Kehrtwende und äußerte die Erwartung, dass Trump nun einen Frieden erwirkt. «Moskau fürchtet Amerika und schenkt ihm stets Beachtung», sagte er vor dem UN-Sicherheitsrat. Am Mittwoch spricht Selenskyj dann vor der UN-Vollversammlung.
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Text/Foto: Welt Nachrichtensender am 24. September 2025
