Russland hat die von US-PrĂ€sident Donald Trump angekĂŒndigten Waffenlieferungen fĂŒr die Ukraine und angedrohten Sanktionen als schĂ€dlich fĂŒr die FriedensbemĂŒhungen zurĂŒckgewiesen. Solche Entscheidungen nehme die ukrainische Seite als Zeichen fĂŒr eine Fortsetzung des Krieges wahr, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow der russischen Nachrichtenagentur Interfax zufolge. Moskau hatte den Krieg vor drei Jahren unter dem Vorwand begonnen, die eigene Sicherheit und die der russischen Minderheit im Osten der Ukraine schĂŒtzen zu mĂŒssen.
Russland werde sich Zeit nehmen, die ErklĂ€rungen Trumps zu analysieren. Da einige der ĂuĂerungen direkt an PrĂ€sident Wladimir Putin gerichtet seien, wolle er nicht vorpreschen, sondern dessen Bewertung abwarten, fĂŒgte Peskow hinzu.
Kritik und HĂ€me
Kritik kam auch aus dem AuĂenministerium. Die Waffenlieferungen zeugten davon, dass die Nato den Krieg fortsetzen wolle, sagte Vizeminister Alexander Gruschko. Russland weise alle Versuche zurĂŒck, dem Land Forderungen oder gar Ultimaten aufzuzwingen, erklĂ€rte derweil Sergej Rjabkow, ein weiterer VizeauĂenminister in Moskau.
Zuvor hatten ranghohe Politiker in Russland schon mit HĂ€me auf Trumps AnkĂŒndigungen reagiert. «Wenn das alles ist, was Trump heute zur Ukraine sagen wollte, dann sind die Erwartungen bisher zu hoch gesteckt worden», schrieb der Vizechef des russischen Föderationsrates, Konstantin Kossatschow, am Montagabend bei Telegram. Die Stimmung in Russland werde Trump nicht beeinflussen, allein die US-RĂŒstungsindustrie profitiere und die EuropĂ€er zahlten die Zeche, schrieb er.
Russlands Ex-PrĂ€sident Dmitri Medwedew bezeichnete Trumps ĂuĂerungen am Dienstag als «theatralisches Ultimatum an den Kreml». Die Welt habe wegen der befĂŒrchteten Folgen gezittert, die streitsĂŒchtigen EuropĂ€er seien enttĂ€uscht, «Russland war es egal», schrieb der als Vizechef des nationalen Sicherheitsrats in Moskau nach wie vor einflussreiche Politiker auf X.
Neue Töne von Trump und ein angebliches Telefonat
Trump hatte am Montag nach rund sechsmonatigen VermittlungsbemĂŒhungen im Ukraine-Krieg neue Töne gegenĂŒber Russland angeschlagen. Von Putin sei er enttĂ€uscht, sagte er. Er kĂŒndigte neue Waffenlieferungen fĂŒr die Ukraine an, die die europĂ€ischen Nato-LĂ€nder bezahlen sollen. DarĂŒber hinaus drohte er mit Strafzöllen gegen Russlands Handelspartner, sollte in 50 Tagen noch keine Einigung fĂŒr ein Kriegsende erzielt sein.
Laut einem Bericht der «Financial Times» soll Trump zuvor sogar die Ukraine zu Angriffen tief im russischen Hinterland ermutigt haben. Bei einem Telefonat mit dem ukrainischen PrĂ€sidenten Wolodymyr Selenskyj habe er gefragt, ob Kiew Russlands Hauptstadt Moskau oder die zweitgröĂte Stadt des Landes, St. Petersburg, treffen könne, falls die USA Langstreckenwaffen lieferten, hieĂ es unter Berufung auf zwei mit dem GesprĂ€ch vertraute Personen. Das WeiĂe Haus kommentierte den Bericht nicht, Kremlsprecher Peskow sprach von mutmaĂlichen Falschmeldungen.
Politologe: Keine volle Ăberzeugung bei Trump zu erkennen
Der prominente Moskauer Politologe Fjodor Lukjanow sieht bei Trump ein Zögern, «sich mit voller Wucht in eine Konfrontation mit Russland zu stĂŒrzen». Daher wiederhole er stĂ€ndig, dass dies nicht sein Krieg sei, sondern der von AmtsvorgĂ€nger Joe Biden. «Aus Trumps Sicht ist das, was angekĂŒndigt wurde, ein sehr moderater, kompromissbereiter Ansatz», sagte der Chefredakteur der Politmagazins «Russland in der globalen Politik». Mit dem Kauf der Waffen durch Nato-Staaten wolle Trump eine direkte Konfrontation mit Moskau vermeiden.
«Russland wird diesen Schritt von Trump kaum als Einladung zu GesprĂ€chen verstehen. Das ist Druck, und die russische FĂŒhrung arbeitet nicht unter Druck», sagte Lukjanow. FĂŒr möglich hĂ€lt er, dass sich die militĂ€rische Lage fĂŒr Moskau verschlechtere, aber nicht grundlegend. «Das eigentliche GesprĂ€ch geht an den Fronten weiter.»
Text/Foto: Welt Nachrichtensender am 15. Juli 2025