Die USA stoppen einige wichtige Waffenlieferungen an die Ukraine, die dem Land unter der Regierung von Ex-PrĂ€sident Joe Biden versprochen worden waren. „Diese Entscheidung ist getroffen worden, um die Interessen Amerikas an erste Stelle zu setzen, nachdem das Verteidigungsministerium die militĂ€rische UnterstĂŒtzung und Hilfe unseres Landes fĂŒr andere LĂ€nder auf der ganzen Welt ĂŒberprĂŒft hat“, erklĂ€rte die Vize-Sprecherin des WeiĂen Hauses, Anna Kelly, in einer E-Mail an die Nachrichtenagentur AFP. Sie bestĂ€tigte damit zuvor veröffentlichte Medienberichte.
„Die StĂ€rke der US-StreitkrĂ€fte bleibt unbestritten – es genĂŒgt, den Iran zu fragen“, fĂŒgte Kelly mit Blick auf den US-Angriff auf Atomanlagen in dem Land hinzu. Nach Angaben von „Politico“ und anderen US-Medien betrifft der Stopp der Lieferungen an Kiew Raketen fĂŒr Flugabwehrsysteme vom Typ Patriot sowie PrĂ€zisionsartillerie und Granaten.
Zuvor hatten US-Medien berichtet, dass Washington angesichts eines RĂŒckgangs seiner eigenen MunitionsbestĂ€nde besorgt sei. Laut „Politico“ erklĂ€re ein US-Beamter, der anonym bleiben wollte, eine ĂberprĂŒfung durch das Pentagon habe ergeben, dass die BestĂ€nde einiger der Ukraine zugesagter Waffen zu gering geworden seien, und dass einige anstehende Lieferungen nun nicht verschickt wĂŒrden.
Bislang hat die Regierung von US-PrĂ€sident Trump – trotz der zeitweise konfliktreichen Beziehung zu Kiew – die unter Biden eingeleitete MilitĂ€rhilfe fĂŒr die Ukraine zumindest in Teilen weiter fortgefĂŒhrt. WĂ€hrend der Amtszeit Bidens hatten die USA der Ukraine MilitĂ€rhilfen im Wert von mehr als 60 Milliarden Dollar (rund 51 Milliarden Euro) geliefert.
Der Stopp der Waffenlieferungen könnte ein Ausdruck der neuen PrioritĂ€ten der Regierung Trump sein. Der Rechtspopulist hatte Russland und die Ukraine zur Aufnahme direkter GesprĂ€chen ĂŒber eine Waffenruhe bewegt. Auch beim Erreichen einer möglichen Waffenruhe im Gazastreifen und der Beilegung der wechselseitigen Angriffe zwischen Israel und dem Iran nach zwölf Tagen Krieg in der vergangenen Woche spielte der US-PrĂ€sident eine wichtige Rolle.
Der ukrainische PrĂ€sident Wolodymyr Selenskyj hatte Anfang Juni vor massiven Auswirkungen fĂŒr sein Land gewarnt, falls die USA die UnterstĂŒtzung fĂŒr die Ukraine kĂŒrzen oder ganz einstellen sollten. Die USA, einst gröĂter UnterstĂŒtzer der Ukraine, hatten seit Januar keine neuen Hilfen mehr fĂŒr die von Russland angegriffene Ukraine beschlossen.
Der frĂŒhere US-Botschafter in Moskau, Michael McFaul, ĂŒbte scharfe Kritik an dem Lieferstopp. „Die Trump-Regierung stoppt sogar die Lieferung von Patriots? So ekelhaft und peinlich als ‚AnfĂŒhrer der freien Welt'“, schrieb der zwischen 2012 und 2014 in Moskau eingesetzte US-Diplomat im Onlinedienst X.
Die AnkĂŒndigung des WeiĂen Hauses erfolgte nur wenige Tage nach einem Treffen zwischen Trump und Selenskyj beim Nato-Gipfel in Den Haag. Trump hatte dort Selenskyj gegenĂŒber eine sehr vage Antwort auf die Frage nach einer Lieferung weiterer Patriot-Luftabwehrsysteme gegeben, die sich die Ukraine fĂŒr ihren Verteidigungskrieg dringend wĂŒnscht. „Wir werden sehen, ob wir welche zur VerfĂŒgung stellen können. Sie sind sehr schwer zu bekommen“, sagte Trump dazu.
Die Ukraine sieht sich derzeit verstĂ€rkten russischen Angriffen ausgesetzt. Die Anzahl der von Russland abgefeuerten Drohnen mit hoher Reichweite stieg im Juni im Monatsvergleich um 36,8 Prozent an, wie eine Analyse der AFP am Dienstag ergab. Die Angriffe stellen die Luftabwehr und die erschöpfte Zivilbevölkerung auf eine harte Probe, wĂ€hrend die GesprĂ€che zwischen Kiew und Moskau ĂŒber eine Waffenruhe in dem seit mehr als drei Jahren andauernden Krieg stocken.
Derweil wurde bei einem russischen Drohnenangriff in der ukrainischen Region Charkiw am Mittwochmorgen mindestens ein Mensch getötet. Wie Regionalgouverneur Oleh Synehubow im Onlinedienst Telegram mitteilte, wurde zudem ein weiterer Mensch verletzt. Charkiws BĂŒrgermeister Igor Terechow meldete seinerseits bei Telegram einen russischen Angriff auf den Stadtbezirk Nowobawarskyj.
Text/Foto: Welt Nachrichtensender am 02. Juli 2025
