Sachsen-Anhalts einzige giftige Schlangenart gehört zugleich zu den seltensten: Die Kreuzotter (Vipera berus) gilt nach der „Roten Liste“ des Landes als vom Aussterben bedroht. Um dem extrem selten gewordenen Reptil in Sachsen-Anhalt eine Zukunft zu geben, arbeitet das Landesamt für Umweltschutz an einem Artenhilfsprogramm. Ein wesentlicher Baustein für den Erhalt der Kreuzotter im Land ist die 2023 eingerichtete Zuchtstation, deren Betrieb der BUND-Landesverband Sachsen-Anhalt übernommen hat. Diese wichtige Arbeit im BUND-Umweltzentrum Franzigmark im Petersberger Ortsteil Morl (Saalekreis) nördlich von Halle (Saale) ist nun vorerst bis 2029 gesichert. Grundlage dafür ist ein Förderbescheid, den Umweltminister Prof. Dr. Armin Willingmann heute vor Ort an BUND-Landeschef Ralf Meyer überreicht hat.
Das Umweltministerium unterstützt das Projekt des BUND-Landesverbands zum Kreuzotter-Schutz in Sachsen-Anhalt mit knapp 750.000 Euro, davon kommen 80 Prozent aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds zur Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) und 20 Prozent vom Land Sachsen-Anhalt. Das Vorhaben läuft von Oktober 2025 bis März 2029 und umfasst neben dem Betrieb der Zuchtstation auch die Renaturierung von Lebensräumen der Kreuzotter sowie die Umweltbildung. So können Schulklassen, Kindergärten oder Familien bereits seit April 2025 unter dem Motto „ECHSistenz in Gefahr“ mit den seltenen heimischen Reptilien auf Tuchfühlung gehen.
Willingmann betonte: „Der Erhalt der Artenvielfalt hat in Sachsen-Anhalt hohe Priorität. Das gilt auch für die Kreuzotter, wenngleich manche Menschen dieser Schlangenart aufgrund ihrer Giftigkeit vielleicht lieber nicht in freier Wildbahn begegnen möchten. Dennoch hat auch die Kreuzotter eine wichtige Funktion im Ökosystem. Einerseits ernährt sie sich unter anderem von Mäusen und Fröschen, anderseits kann sie Greifvögeln und Mardern auch als Beute dienen. Daher geben wir mit der Förderung des BUND-Projekts zum Kreuzotter-Schutz einen wichtigen Impuls für den Erhalt der Artenvielfalt in unserem Land.“
„Es freut mich sehr, dass der BUND mit diesem Projekt Lebensräume für diese seltene Art wiederherstellen kann und mit der Auswilderung gezüchteter Tiere einen Beitrag leisten wird, dass auch unsere Enkel und deren Kinder diese faszinierende heimische Schlangenart noch in den Wäldern und Mooren Sachsen-Anhalts beobachten können“, ergänzt Ralf Meyer, Landesvorsitzender des BUND Sachsen-Anhalt.
Ziel der Zucht ist die Auswilderung von Kreuzottern im Harz, im Raum Zeitz sowie in der Altmark. 2023 und 2024 sind im Rahmen einer Ausnahmegenehmigung von dort jeweils Tiere aus der Wildnis entnommen worden; 2024 wurden die ersten zwei Schlüpflinge im Raum Zeitz ausgewildert. Die Zuchtstation umfasst Terrarien für Futtertiere und Gehege für Kreuzottern, die nur alle zwei Jahre Jungtiere bekommen. Aktuell leben dort 3 Männchen, 9 Weibchen und 22 Jungtiere. Ziel des Projektes ist es, von 2027 an 17 Zuchtpaare und jährlich mindestens 50 Jungtiere zu erreichen.
Die Kreuzotter ist streng geschützt und darf auch in Sachsen-Anhalt nicht gefangen oder getötet werden. Sie bevorzugt sonnige Waldränder, Moore und Heidegebiete. Diese Lebensräume werden beispielsweise durch Landwirtschaft und Tourismus bedroht. Das Gift der Kreuzotter ist für den Menschen schmerzhaft aber nicht lebensbedrohlich. Es kann zu schmerzhaften Schwellungen und Rötungen an der Bissstelle sowie in seltenen Fällen auch zu Übelkeit, Erbrechen oder Atembeschwerden führen.
Quelle: Ministerium für Wissenschaft, Energie, Klimaschutz und Umwelt des Landes Sachsen-Anhalt am 07. August 2025
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Foto: Kreuzotter (c) BUND
