Dokumentarfim: GlĂŒcklichsein um jeden Preis (Arte 20:15 – 21:40 Uhr)

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Hinter dem gesellschaftlich verordneten Zwang zum GlĂŒck steht eine ganze Industrie. Die sich in unserer Gesellschaft immer weiter verbreitende Selbstoptimierungs-Ideologie schĂŒrt den Kult des Optimismus, der Resilienz und der persönlichen Leistung. Doch macht Selbstoptimierung wirklich glĂŒcklich? Und was steckt hinter einer solchen glĂŒcksbesessenen Gesellschaft?

GlĂŒck wird heutzutage allerorts zur Schau getragen. Es prĂ€sentiert sich in Bestsellern, Managementberatungen, Selbstoptimierungs-Apps und personalisierten Coachings. Von der legendĂ€ren spirituellen Lehrerin Lise Bourbeau ĂŒber den Star der Persönlichkeitsentwicklung Anthony „Tony“ Robbins bis zur AufrĂ€umexpertin Marie Kondo ist das GlĂŒck vor allem eine Industrie, die Milliarden von Euros generiert und MillionĂ€re hervorbringt.

Unter den vielen Bedeutungen des Wortes „GlĂŒck“, die die Geschichte hervorgebracht hat, beinhaltet die uns heute verkaufte Variante ganz besondere Werte: das eigene Ich finden, die innere Kraft stĂ€rken, Resilienz beweisen, negative GefĂŒhle unterdrĂŒcken und Optimismus entwickeln. Die plausibel klingenden Rezepte aufdringlich lĂ€chelnder Coaches verbergen eine historisch gewachsene Denkrichtung, eine Ideologie: die Glorifizierung der persönlichen Leistung und der Willenskraft – ein tief in der Geschichte des US-amerikanischen Liberalismus verankertes Ideal, verkörpert im Mythos vom Selfmademan. Das aktuelle Ideal von GlĂŒck vermittelt die Überzeugung, ein schönes Leben winke denen, die es sich verdient haben.

Doch wĂ€hrend sich diese Ansicht heute in pĂ€dagogischen und politischen Programmen niederschlĂ€gt, spricht das reale Leben eine andere Sprache: Der Konsum von Antidepressiva erhöht sich stĂ€ndig, Depressionen und Burn-outs nehmen zu, der Arbeitsmarkt fĂŒhrt zu immer höheren Belastungen.

Dieser starke Gegensatz zwischen dem GlĂŒcksgebot und der allgemeinen Niedergeschlagenheit regt zum Nachdenken an. Ist das Streben nach GlĂŒck Ausdruck einer vollkommenen Gesellschaft, die sich endlich um das Wohlbefinden der Menschen kĂŒmmert? Oder ist es die Maske eines depressiven Syndroms, einer Gesellschaft, die den Optimismus nur zwangsweise verordnet?

Was sich hinter der aktuellen GlĂŒcksbesessenheit verbirgt, erhellt dieser investigative Dokumentarfilm anhand der gegensĂ€tzlichen Positionen von Christophe AndrĂ©, Eva Illouz, Martin Seligman, Julia de FunĂšs, den BegrĂŒndern und Verbreitern dieser Bewegung, der es scheinbar um das GlĂŒcklichsein um jeden Preis geht, sowie deren Kritikern.

Original-Titel: Le business du bonheur
Laufzeit: 85 Minuten
Genre: Dokumentation, F 2022
Regie: Jean-Christophe Ribot

Film:

VerfĂŒgbar: Vom 23/08/2022 bis 25/02/2023