Cannabisgesetz bleibt hinter den Erwartungen zurĂŒck

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Nicole Anger (Foto), gesundheitspolitische Sprecherin der Fraktion Die Linke, betont in der heutigen Landtagsdebatte um die Legalisierung von Cannabis:

„Die Verbotspolitik der letzten Jahre hat gezeigt, dass dies nicht dazu fĂŒhrt, Menschen vom Konsum von Cannabis abzubringen. Das Verbot von Cannabis fĂŒhrte nicht dazu, dass nicht konsumiert wird. Die Verbotspolitik hat dazu gefĂŒhrt, dass auch der Schwarzmarkt stetig anwachsen konnte. Außerdem wurden durch die bisherige Gesetzeslage viele Personen kriminalisiert, weil der THC-Wert auch noch Tage und Wochen im Blut nachweisbar ist, obwohl die rauschende Wirkung lĂ€ngst nicht mehr vorhanden ist. Dann setzen langwierige Verfahren ein, es folgen Fahrverbote bis hin zu Jobverlusten.

Cannabis-Konsum muss bewusst und achtsam erfolgen. Das gelingt nur mit AufklĂ€rung und PrĂ€vention. Die Legalisierung von Cannabis zu Genusszwecken markiert im Bereich der Gesundheits- und Drogenpolitik einen langersehnten Bruch mit der althergebrachten Verbotspolitik der VorgĂ€nger-Regierungen. Als Linke begrĂŒĂŸen den lĂ€ngst ĂŒberfĂ€lligen Schritt, der Weg fĂŒhrt von einer Politik der Bevormundung und Drangsalierung und hin zu einer gesundheitsschutzorientierten Freigabe von Cannabis an VolljĂ€hrige.

Die Bundesregierung versĂ€umt es, eine umfassende Entkriminalisierung zu schaffen. Eine zu repressive Gesetzgebung birgt das Risiko, das alte Probleme der Prohibition fortbestehen bzw. gesetzte Ziele verfehlt werden. Aber noch unverstĂ€ndlicher ist es, dass einige LĂ€nder nun ĂŒber den Bundesrat noch gegen das Inkrafttreten vorgehen wollen. Da kann man sich ja fast freuen, dass manche SPD-Vertreter:innen wie auch die Gesundheitsministerin dieses Landes nur eine Verschiebung des beschlossenen Gesetzes um sechs Monate fordern. Aber was bitte soll denn in sechs Monaten anders sein?

Dass das durch den Bundestag beschlossene Gesetz ein richtiger Schritt ist, zeigt sich deutlich am Widerstand der Konservativen. So viel Eifer und so einen lauten Aufschrei wĂŒrde ich mir von Ihnen bei vielen anderen Themen auch wĂŒnschen. Zum Beispiel bei Themen wie Alkohol ab 16 Jahren oder gar beim Thema betreutes Trinken ab 14 Jahren, bei der Anzahl der Kinder, die in Armut aufwachsen – jedes vierte Kind in Sachsen-Anhalt – oder auch beim Thema Bundeswehr in Schule. Das gefĂ€hrdet das Wohl der Kinder und Jugendlichen. Hier mĂŒssen Sie endlich ebenso mal auf die Einhaltung des Kinder- und Jugendschutzes beharren und die Kinderrechte ernstnehmen! Kinder- und Jugendschutz ist nichts, was man mal eben aus der Kiste holt, wenn es einem gerade politisch passt!

Die Kritik am Gesetz der Innen- und Justizminister:innen, auch aus Sachsen-Anhalt, ist an der Stelle selbstgemachtes Leid. Ein Gesetz, welches einen immensen bĂŒrokratischen Aufwand beinhaltet. Die Zeit ist reif fĂŒr eine umfassende Liberalisierung statt einer bĂŒrokratischen Entkriminalisierung. Das aktuelle Cannabisgesetz ist deutlich hinter unseren Erwartungen. Die hohen HĂŒrden spielen dem Schwarzmarkt in die HĂ€nde. Hier muss dringend nachgebessert werden!

Gesundheits- und Jugendschutz haben fĂŒr uns PrioritĂ€t. Strafverfolgung gehört eingesetzt, wo Dealer an MinderjĂ€hrige verkaufen. Wir brauchen flĂ€chendeckende AufklĂ€rungs-, PrĂ€ventions- und Therapieangebote sowie eine Forschungsförderung der gesundheitlichen Folgen von Cannabis. Finanziert aus den dafĂŒr zweckgebundenen Steuereinnahmen. Eine anstĂ€ndige PrĂ€vention schĂŒtzt Kinder und Jugendliche, aber auch Erwachsene – und zwar vor allem vor dem Dreck auf dem Schwarzmarkt. Denn das schadet der Gesundheit! Jetzt gilt es, Dampf zu machen und das Gesetz zum 1. April in Kraft treten lassen!“

Quelle: Fraktion Die Linke im Landtag von Sachsen-Anhalt am 20. MĂ€rz 2024

Foto (c) Ben Gross