AvD erteilt Idee autofreier Tage eine Absage

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  • Idee des Audi-Chefs nicht mit seinem Handeln im Einklang
  • Unausgegorene Ideen auf dem RĂŒcken der Belegschaft und der Kunden
  • Anbiederung an den Zeitgeist ist keine Hilfestellung fĂŒr SchlĂŒsselindustrie

Die AusfĂŒhrungen des Vorstandsvorsitzenden der Audi AG, Markus Duesmann sind beim Automobilclub von Deutschland (AvD) auf UnverstĂ€ndnis gestoßen. Der Audi-Chef hatte in einem Zeitungsinterview erklĂ€rt: „Um uns in Deutschland besser einzustimmen auf die Lage und die Notwendigkeit des Sparens, könnte es auch wieder autofreie Tage geben, so wie in den 1970er Jahren.“ Doch die autofreien Sonntage wĂ€hrend der Öl-Krise der 1970er-Jahre haben nicht wirklich zum RĂŒckgang des bundesdeutschen Energieverbrauchs beigetragen.

Eine RĂŒckbesinnung auf dieses offensichtlich stumpfe Schwert wirkt wie der populistische Versuch eines Managers, dem eigenen Tun ein grĂŒnes MĂ€ntelchen umzuhĂ€ngen und symbolhaft gesellschaftliche Verantwortung zu demonstrieren. Denn anders als 1972 existiert keineswegs eine weltweite Energiekrise. Erdöl ist auf dem Weltmarkt in ausreichendem Umfang erhĂ€ltlich. Dass sich in Deutschland eine Erdgasverknappung anbahnt, ist auch der Weigerung der Bundesregierung geschuldet, jene norddeutschen Erdgasvorkommen zu erschließen, die groß genug sind, den nationalen Gasbedarf fĂŒr die kommenden 20 Jahre zu decken.

Auch in den von bestimmten Kreisen bei jeder sich bietenden Gelegenheit vorgebrachten Ruf „Tempolimit“ einzustimmen, wirkt wie ein verzweifelter Versuch des „green washing“. Fakt ist: Nur auf zwei Prozent der deutschen Straßen existiert keine ausdrĂŒckliche Limitierung. Die EinfĂŒhrung von Tempo 130 auf allen deutschen Autobahnen wĂŒrde allenfalls zu einer CO2-Einsparung in Höhe von 0,02 Prozent fĂŒhren. Die Kraftstoff-Ersparnis leitet sich Ă€quivalent ab. Bei Tempo 100 schĂ€tzen Experten das Einsparpotenzial auf circa ein Prozent.

Es scheint, als Ă€ußere sich Audi-Chef Duesmann in Interviews anders als er tatsĂ€chlich handelt. So hat er erst vor wenigen Wochen den Formel-1-Einstieg seiner Marke verkĂŒndet. Die plant zwar zur Effizienzsteigerung der Rennwagen stĂ€rker auf Elektropower zu setzen, doch allein die ReisetĂ€tigkeit des mit 22 Events in 2022 weltweit auftretenden Rennzirkus ist alles andere als ein Beitrag zur Ressourcenschonung. Vor diesem Hintergrund wollen Duesmanns Aussagen so gar nicht ins Bild passen.

Ginge es Herrn Duesmann tatsĂ€chlich um einen Beitrag zum Energiesparen, wĂ€re es wirksamer, alle Audi-Werke fĂŒr jeweils einen Tag pro Woche komplett stillstehen zu lassen. Bei vollem Lohnausgleich fĂŒr die BeschĂ€ftigten. SelbstverstĂ€ndlich wĂŒrde kein klar denkender Manager einen derartigen Vorschlag jemals erwĂ€gen. Allein schon aus dem Pflichtbewusstsein, die ArbeitsplĂ€tze der Belegschaft nicht leichtfertig zu gefĂ€hrden und die Position seines Unternehmens in einem schwierigen globalen Wettbewerb nicht zu untergraben.

Es erscheint höchst fraglich, ob es bei den Kunden der hochpreisigen und deckungsbeitragsstarken Produkte der Marke gut ankommt, wenn der Audi-Chef darĂŒber fabuliert, man solle die teuer erworbenen Fahrzeuge besser stehen lassen. Solche Aussagen wirken wie der kaum verhohlene Rat, in Zukunft besser bei einem anderen Hersteller zu kaufen. Die Zeche dafĂŒr zahlt in letzter Konsequenz die Belegschaft, deren ArbeitsplĂ€tze gefĂ€hrdet werden.

AvD GeneralsekretĂ€r Lutz Leif Linden: „Die VorschlĂ€ge des Herrn Duesmann sind klar erkennbar ein fragwĂŒrdiger Versuch, einem vermeintlichen Zeitgeist hinterherzurennen und sich bei selbsterkannten UmweltschĂŒtzern und Auto-Gegnern anzubiedern. Ich bin ĂŒberzeugt, dass mit derartigen Appeasement-Aktionen der deutschen SchlĂŒsselindustrie nicht im Mindesten geholfen ist. Vielmehr hat Herr Duesmann mit seinen Aussagen der gesamten Automotive-Branche einen BĂ€rendienst erwiesen.“

Nur wenige Tage nachdem seine Aussagen öffentlich geworden sind, hat Herr Duesmann mit einem offenen Brief an die Audi-Belegschaft nun versucht die Wogen zu glÀtten. Seine Ideen seien missverstÀndlich dargestellt worden und so gar nicht gemeint gewesen.

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