2. April 2023, 15:00 Uhr im Kreismuseum Haldensleben: Lesung „Träumer von einer besseren Welt“ von Hans Christian Andersen

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Haldensleben. Ingrid von Koppelow beschreibt und liest am Sonntag, den 2. April 2023, um 15:00 Uhr, im Museum Haldensleben anlässlich des 218. Geburtstages von Hans Christian Andersen die Geschichte und das Leben des Autors.

Hans Christian Andersen erzählte Märchen nicht nur, er lebte sie auch. Die Geschichte seiner Herkunft war vielleicht nicht die erste, aber wohl die erfolgreichste fantastische Geschichte, über die Andersen in seinem Leben berichtete. Ohne es zu wissen, appellierte der am 2. April 1805 geborene Sohn eines Schusters und einer Waschfrau damit an die Rousseau-Begeisterung der gebildeten Schichten, die vom Ideal des unverbildeten Naturkindes schwärmten.

Eigentlich wollte er Sänger werden, aber mit dem Stimmbruch zerplatzte dieser Traum und obwohl er in der Ballettschule nur Trolle tanzen durfte und er in der Obhut eines grausamen Schulmeisters landete, der ihn für seinen mädchenhaften Charakter verspottete, wurde so der Grundstein für eine einzigartige Karriere gelegt.

Befördert wurde sie durch die Figuren seiner Märchen. 160 soll er geschrieben haben, die teils in 125 Sprachen übersetzt worden. Das erste entstand 1830 und wurde bereits 1835 als „Der Reisekamerad“ ins Deutsche übersetzt. Es war ein seltsames Völkchen, zu dem ein einbeiniger Zinnsoldat, ein nackter Kaiser, ein Mädchen mit den Schwefelhölzchen ebenso zählten wie eine feinfühlige Prinzessin und eine eiskalte Königin aus dem hohen Norden. Im Märchen fand Andersen sein Lebensthema, obwohl seine Reisebeschreibungen, die Autobiografie und die Gedichte darüber zu Unrecht in den Hintergrund traten. Der unverheiratete Mann, der romantische Männerfreundschaften jeder Beziehung zu einer Frau vorzog, traf wie kein anderer den Ton von Kindern und Erwachsenen.

Nachdem sich sein Ruhm über Deutschland in ganz Europa ausgebreitet hatte, bekam er auch in seinem Heimatland Dänemark den literarischen Stellenwert, den er verdiente. Für die internationale Resonanz sorgte Andersen selbst. Als eigener Agent unternahm er mehr als 30 Reisen durch Europa und den Orient. 1831 machte er auch in Halle und Magdeburg Station. Später sollten Herrscherhäuser wie Sachsen-Weimar und Bayern in seine Tourneeplanung einbezogen werden.

Unterwegs machte er prominente Bekanntschaften, die er als Beweis seiner Bedeutung an die skeptischen Gönner daheim meldete. Ludwig Tieck, Charles Dickens, Franz Liszt und Felix Mendelssohn Bartholdy fanden so in seinen Berichten ihren Platz.

Sein eigentliches Reich war jedoch nicht von dieser Welt. In ihr hatte sich die Technik märchenhaft schnell entwickelt. Es gab Dampfmaschinen und Telegrafen, Eisenbahnen und Fotoapparate. Dies alles negierte der Romantiker

Andersen nicht. Er nahm lebhaften Anteil an dem Fortschritt seiner Zeit, aber als Erzähler konnte er sich in den Zustand der Unschuld eines Kindes zurück träumen.

In Andersens Märchenschatz gibt es eine Geschichte, die von dem ausgestoßenen hässlichen Enten-Küken erzählt, welches sich später als schöner weißer Schwan entpuppt. Es könnte seine eigene menschliche Lebensgeschichte sein. Als Hans Christian Andersen am 4. August 1875 in Kopenhagen starb, war er längst Millionär und seine Gönner waren zu seinen Schuldnern geworden. Doch was er hinterließ, ist mit Gold ohnehin nicht aufzuwiegen.

Text/Foto: Landkreis Börde