Doku: Können wir Krieg? – Bundeswehr in der Zeitenwende (Das Erste 20:15 – 21:00 Uhr)

Veröffentlicht in: Mediathek | 0

182.000 MĂ€nner und Frauen dienen in der Bundeswehr. Sie gelten als sehr gut ausgebildet und hoch motiviert. Doch auch die beste Armee ist nur so gut wie ihre AusrĂŒstung. Die Bundeswehr steckt in einer beispiellosen Materialmisere: Von allem zu wenig, zu alt, zu spĂ€t, so beklagen es die Wehrbeauftragten seit Jahrzehnten.

Wie drastisch das den Soldatenalltag bestimmt, zeigt sich bei der Instandsetzungskompanie der Clausewitz-Kaserne in der NĂ€he von Magdeburg. Dort werden jĂ€hrlich hunderte Bundeswehrfahrzeuge gewartet und repariert. Doch vor Ort lagern fast gar keine Ersatzteile. Jedes SchrĂ€ubchen muss bestellt und individuell von der Industrie gefertigt werden. Gerade bei komplexen Waffensystemen dauert es Wochen und Monate, bis die Ersatzteile vorliegen. Die GerĂ€te können in der Zwischenzeit nicht eingesetzt werden. Im Ernstfall wĂŒrden diese Strukturen das Leben der Soldatinnen und Soldaten gefĂ€hrden. Weil ihnen im Gefecht die Ersatzteile fehlen. Die Notlösung: borgen, leihen, verschieben.

In der „Battlegroup“ an der NATO-Ostflanke in Litauen ist das der Normalzustand. In diesem Verband mit 1.700 MĂ€nnern und Frauen aus sechs Nationen hat Deutschland das Kommando. Um die Truppe auszustatten, muss die Bundeswehr Material aus verschiedenen deutschen Standorten zusammenkratzen. Die BĂŒndnispartner loben die Zusammenarbeit in der „Battlegroup““ – doch die RĂŒstungsdefizite und mangelnde EinsatzfĂ€higkeit kritisieren sie scharf. Allen voran die USA werfen den Deutschen vor, ihre Versprechen an die NATO nicht zu erfĂŒllen. Und speziell die VerbĂŒndeten aus den baltischen LĂ€ndern haben große Zweifel, ob die Deutschen im Ernstfall fĂŒr sie in den Krieg ziehen wĂŒrden. Schuld daran seien jedoch nicht die Soldaten, sondern die Politiker in Berlin – „die AnzugtrĂ€ger, nicht die UniformtrĂ€ger“, wie es US-General Ben Hodges formuliert.

Wichtige Protagonisten der militÀrischen Zeitenwende berichten

Jetzt rĂ€cht sich, dass Bundeskanzler, Minister und Abgeordnete die deutschen StreitkrĂ€fte jahrzehntelang vernachlĂ€ssigt, ignoriert und kaputtgespart haben. Seit der Wiedervereinigung herrschte in der deutschen Politik ein trĂŒgerisches GefĂŒhl ewigen Friedens. Die meisten Politikerinnen und Politiker gehen in diesen Jahren auf Distanz zur Bundeswehr. Sie schließen Kasernen, verschrotten KriegsgerĂ€t, verkleinern die Armee. Deutschland macht es sich als „Friedensmacht“ bequem. Mit dem schrecklichen Erwachen nach Ausbruch des Ukrainekriegs mĂŒssen dieselben Politiker nun dafĂŒr sorgen, dass die Bundeswehr wieder ihre Hauptaufgabe erfĂŒllen kann: den Schutz von Land und BĂŒndnis, ĂŒber die Zeitenwende hinaus.

FĂŒr diesen Film sind alle wichtigen Protagonisten der militĂ€rischen Zeitenwende vor die Kamera getreten: der neue Verteidigungsminister Boris Pistorius und seine VorgĂ€nger Christine Lambrecht und Thomas de MaiziĂšre; die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses Marie-Agnes Strack-Zimmermann; der ehemalige Generalinspekteur der Bundeswehr Eberhard Zorn; der Kommandeur der Battlegroup in Litauen Marco Maulbecker; Lettlands Verteidigungsminister Artis Pabriks und der frĂŒhere Chef der US Army in Europa Ben Hodges sowie natĂŒrlich eine Reihe aktiver und ehemaliger Bundeswehrsoldaten. (Das Erste)

Genre: Dokumentation, D 2023

Film verfĂŒgbar bis 03.04.2024 ∙ 20:15 Uh