ZDF-Politbarometer Juni II 2025 / Fünf-Prozent-Ziel NATO: Zwei Drittel für deutliche Erhöhung der Verteidigungsausgaben / Geteilte Meinung zu US-Angriff auf Atomanlagen im Iran

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Am Mittwoch haben die NATO-Mitgliedsstaaten auf ihrem Gipfel beschlossen, spätestens ab 2035 jährlich fünf Prozent des Bruttoinlandsproduktes in Verteidigung und Sicherheit zu investieren. Knapp zwei Drittel (65 Prozent) der Befragten und sichtbar mehr West- (68 Prozent) als Ostdeutsche (49 Prozent) befürworten eine deutliche Erhöhung der Verteidigungsausgaben Deutschlands, um dieses Fünf-Prozent-Ziel zu erreichen. Insgesamt 30 Prozent lehnen das ab (Rest zu 100 Prozent hier und im Folgenden jeweils „weiß nicht“).

Auf dem NATO-Gipfel hat sich US-Präsident Trump zwar zum Verteidigungsbündnis bekannt, dennoch sind lediglich 21 Prozent der Befragten der Meinung, dass die USA unter Trump weiterhin die militärische Sicherheit Europas garantieren werden, 73 Prozent widersprechen dem. Folglich ist es für einen Großteil (90 Prozent) der Befragten wichtig, dass sich die europäischen Verbündeten auch ohne die USA militärisch selbst verteidigen können (nicht wichtig: 9 Prozent).

Mehrheitliche Unterstützung für (Wieder-)Einführung der Wehrpflicht

Vor diesem Hintergrund wird auch intensiv über das Thema Wehrpflicht diskutiert: Für deren Wiedereinführung für Männer sprechen sich 17 Prozent der Befragten aus, weitere 45 Prozent sind für eine Wehrpflicht für Männer und Frauen und für 35 Prozent sollte es gar keine Wehrpflicht geben, darunter rund die Hälfte (52 Prozent) der 18- bis 34-Jährigen.

Militärische Auseinandersetzungen mit dem Iran

Im Zuge des Krieges zwischen Israel und dem Iran haben die USA am vergangenen Sonntag drei Atomanlagen im Iran angegriffen. Aus Sicht von 42 Prozent der Befragten war dieser Angriff richtig, für 47 Prozent war er nicht richtig. Lediglich in der Anhängerschaft der Union stößt das Eingreifen der USA auf mehrheitliche Zustimmung (58 Prozent), in allen anderen Anhängergruppen wird es überwiegend kritisiert. Zudem glauben trotz der mittlerweile vereinbarten Waffenruhe nur 27 Prozent an eine baldige Beruhigung der militärischen Auseinandersetzungen zwischen Israel und dem Iran, mehr als zwei Drittel (69 Prozent) zweifeln daran.

Projektion: Erneut keine Mehrheit für Schwarz-Rot

Wenn am nächsten Sonntag Bundestagswahl wäre, würde sich die CDU/CSU auf 29 Prozent (plus 2) verbessern, die AfD stünde etwas verschlechtert bei 22 Prozent (minus 1). Die SPD käme nach wie vor auf 15 Prozent, die Grünen blieben bei 12 Prozent (beide unverändert). Die Linke hätte leichte Einbußen und würde 10 Prozent (minus 1) erreichen, das BSW und die FDP könnten erneut mit jeweils 3 Prozent (beide unverändert) rechnen. Die anderen Parteien erhielten zusammen 6 Prozent (unverändert), darunter keine Partei, die mindestens drei Prozent erzielen würde. Mit diesem Ergebnis würde eine Regierung aus CDU/CSU und SPD eine parlamentarische Mehrheit ganz knapp verfehlen.

Top Ten: Fast alle mit Verlusten

Bei der Beurteilung von Politikerinnen und Politikern nach Sympathie und Leistung („Was halten Sie von?“) führt Verteidigungsminister Boris Pistorius nach wie vor mit Abstand das Ranking an. Er wird auf der Skala von +5 bis -5 mit einem Durchschnittswert von 2,1 (hier und im Folgenden Vergleichswert aus Juni I: 2,3) eingestuft. Auf Platz zwei und drei stehen erneut Lars Klingbeil mit 0,6 (0,8) und Johann Wadephul mit 0,5 (0,7). Es folgt Friedrich Merz, der sich als Einziger verbessern kann und 0,3 (0,0) erreicht. Dann kommen Katharina Reiche mit minus 0,2 (0,0), Robert Habeck mit minus 0,4 (minus 0,1), Markus Söder mit minus 0,4 (0,0) und Alexander Dobrindt mit ebenfalls minus 0,4 (minus 0,2). Auf Platz neun findet sich Sahra Wagenknecht mit minus 2,0 (minus 1,7). Schlusslicht bleibt Alice Weidel mit minus 2,5 (minus 2,5).

Positive Beurteilung der Arbeit von Bundeskanzler Merz

Rund sieben Wochen nach seinem Amtsantritt kann Friedrich Merz nicht nur sein Image verbessern, zum ersten Mal sind auch mehr als die Hälfte (57 Prozent) der Befragten mit seiner Arbeit als Bundeskanzler eher zufrieden (eher unzufrieden: 34 Prozent). Noch etwas besser schneidet Merz im Bereich der internationalen Politik ab: Dass er hier seine Sache eher gut macht, sagen 63 Prozent der Befragten, 29 Prozent stellen dem Kanzler in diesem Politikfeld ein schlechtes Zeugnis aus.

Geteilte Meinung zu Klingbeil und Bas als SPD-Parteivorsitzende

Auf dem Bundesparteitag der SPD am Wochenende sollen Lars Klingbeil und Bärbel Bas als Parteivorsitzende (wieder-)gewählt werden. Dies stößt in der Bevölkerung auf ein geteiltes Echo: 41 Prozent glauben, dass Klingbeil und Bas die SPD erfolgreich in die Zukunft führen werden, 40 Prozent bezweifeln das. In den Reihen der SPD-Anhängerinnen und -Anhänger ist hingegen eine klare Mehrheit von 73 Prozent optimistisch, 14 Prozent sind skeptisch. Geht es um Lars Klingbeil als Finanzminister, fällt das Urteil überwiegend positiv aus: 47 Prozent aller Befragten meinen, dass Klingbeil seine Sache eher gut macht, darunter genauso viele Unions- wie SPD-Anhängerinnen und -Anhänger (jeweils 67 Prozent). Insgesamt 27 Prozent sind mit seiner Arbeit als Finanzminister unzufrieden.

Neuer Bundeshaushalt: Mehrheit für Aufnahme sehr hoher Schulden

Die Bundesregierung hat den Haushaltsentwurf 2025 beschlossen, in dem die Aufnahme von Schulden in Rekordhöhe vorgesehen ist. Mit 55 Prozent ist mehr als die Hälfte der Befragten der Meinung, dass die Aufnahme dieser sehr hohen Schulden angesichts der aktuellen Herausforderungen richtig ist, 39 Prozent halten das für nicht richtig. Während die Anhängergruppen von Union (70 Prozent), SPD (66 Prozent), Grünen (76 Prozent) und Linke (52 Prozent) diese Rekordschulden mehrheitlich befürworten, äußern sich die meisten Anhängerinnen und Anhänger von AfD (79 Prozent), BSW (80 Prozent) und FDP (61 Prozent) kritisch.

Die Umfrage zum Politbarometer wurde wie immer von der Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen durchgeführt. Die Interviews wurden in der Zeit vom 24. bis zum 26. Juni 2025 bei 1.378 zufällig ausgewählten Wahlberechtigten telefonisch und online erhoben. Dabei wurden sowohl Festnetz- als auch Mobilfunknummern berücksichtigt. Die Befragung ist repräsentativ für die wahlberechtigte Bevölkerung in Deutschland. Der Fehlerbereich beträgt bei einem Anteilswert von 40 Prozent rund +/- drei Prozentpunkte und bei einem Anteilswert von 10 Prozent rund +/-zwei Prozentpunkte. Daten zur politischen Stimmung: CDU/CSU 33 Prozent, AfD 15 Prozent, SPD 16 Prozent, Grüne 18 Prozent, Linke 10 Prozent, BSW 3 Prozent, FDP 3 Prozent.

Das nächste Politbarometer sendet das ZDF am Freitag, 25. Juli 2025.

Foto (c) ZDF/Forschungsgruppe Wahlen am 27. Juni 2025