Staatsdefizit steigt im 1. Halbjahr 2023 auf 42,1 Milliarden Euro

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Maßnahmen im Zusammenhang mit der Energiekrise tragen zu Ausgaben-Anstieg um 7,7 % gegenĂŒber dem Vorjahreszeitraum bei

Nach vorlĂ€ufigen Berechnungen des Statistischen Bundesamtes (Destatis) lag das Finanzierungsdefizit des Staates im 1. Halbjahr 2023 bei 42,1 Milliarden Euro. Somit war das staatliche Defizit um 37,6 Milliarden Euro höher als noch im 1. Halbjahr 2022. Gemessen am Bruttoinlandsprodukt (BIP) in jeweiligen Preisen errechnet sich fĂŒr das 1. Halbjahr 2023 eine Defizitquote von 2,1 %.

Bei den Ergebnissen handelt es sich um Daten in der Abgrenzung des EuropĂ€ischen Systems Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen (ESVG) 2010. Sie bilden die Grundlage fĂŒr die Überwachung der Haushaltslage in den Mitgliedstaaten der EuropĂ€ischen Union (EU) nach dem StabilitĂ€ts- und Wachstumspakt (Maastricht-Kriterien) und sind nicht zu verwechseln mit dem Finanzierungssaldo des Öffentlichen Gesamthaushalts in Abgrenzung der Finanzstatistiken. Aus den Ergebnissen fĂŒr das 1. Halbjahr lassen sich nur begrenzt RĂŒckschlĂŒsse auf das Jahresergebnis ziehen.

Einnahmen steigen um 3,5 %, Ausgaben um 7,7 % gegenĂŒber dem 1. Halbjahr 2022

Das Finanzierungsdefizit des Staates ergibt sich aus der Differenz zwischen Einnahmen in Höhe von 917,2 Milliarden Euro und Ausgaben in Höhe von 959,3 Milliarden Euro. Der Anstieg des Finanzierungsdefizits im 1. Halbjahr 2023 im Vergleich zum Vorjahr beruht insbesondere auf einem starken Anstieg der Ausgaben um 7,7 % bei einem vergleichsweise geringen Anstieg der Einnahmen um 3,5 %.

Bund verzeichnet Finanzierungsdefizit von 39,2 Milliarden Euro

Den grĂ¶ĂŸten Anteil am gesamtstaatlichen Finanzierungsdefizit hatte im 1. Halbjahr 2023 wie bereits im Vorjahreszeitraum der Bund. So war das Finanzierungsdefizit des Bundes mit 39,2 Milliarden Euro um 3,0 Milliarden Euro höher als im 1. Halbjahr 2022. Zum Anstieg des gesamtstaatlichen Finanzierungsdefizits trugen ferner die Defizite der LĂ€nder (3,1 Milliarden Euro) und der Gemeinden (6,8 Milliarden Euro) bei. Im 1. Halbjahr 2022 hatten die LĂ€nder und Gemeinden dagegen auch aufgrund hoher Transfers des Bundes noch FinanzierungsĂŒberschĂŒsse erzielt (18,2 bzw. 5,8 Milliarden Euro). Die Sozialversicherung verzeichnete im 1. Halbjahr 2023 einen Überschuss von 7,0 Milliarden Euro, der damit um 0,7 Milliarden geringer war als im 1. Halbjahr 2022.

Steuereinnahmen gehen zurĂŒck, SozialbeitrĂ€ge steigen

Die Steuereinnahmen gingen im 1. Halbjahr 2023 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um insgesamt 0,3 % zurĂŒck. WĂ€hrend bei der Mehrwertsteuer ein leichter Zuwachs um 0,5 % verzeichnet wurde, sanken die Einnahmen aus der Grunderwerbsteuer infolge spĂŒrbarer KaufzurĂŒckhaltung bei GrundstĂŒcken und Immobilien um 33,5 %. Dies dĂŒrfte vor allem eine Folge zunehmend schlechterer Finanzierungsbedingungen und steigender Baukosten sein.

Die Einnahmen aus Einkommensteuern sanken im 1. Halbjahr 2023 gegenĂŒber dem Vorjahreszeitraum um 0,8 %, was unter anderem auf den im Inflationsausgleichsgesetz geregelten erhöhten Grundfreibetrag zum 1. Januar 2023 zurĂŒckzufĂŒhren ist. Die SozialbeitrĂ€ge erhöhten sich dagegen um 6,5 %, unter anderem aufgrund der weiterhin robusten Entwicklung der sozialversicherungspflichtigen BeschĂ€ftigung, der Anhebung der Beitragsbemessungsgrenzen und der Erhöhung des Beitragssatzes zur Arbeitslosenversicherung um 0,2 Prozentpunkte zum Jahresanfang 2023.

Energiepreisbremsen lassen die Ausgaben steigen

Der starke Anstieg der staatlichen Ausgaben stand vor allem im Zusammenhang mit den Entlastungspaketen der Bundesregierung als Reaktion auf die starke Inflation und die hohen Energiepreise. So fĂŒhrten die Gas- und WĂ€rmepreisbremse, die Strompreisbremse sowie die damit in Verbindung stehenden HĂ€rtefallregelungen fĂŒr KrankenhĂ€user und Pflegeeinrichtungen im 1. Halbjahr 2023 zu einem starken Anstieg der Subventionen um 45,7 % gegenĂŒber dem Vorjahreszeitraum. Neben der Reform des Wohngeldes sowie der Erhöhung des Kindergeldes bewirkten vor allem Mehrausgaben beim BĂŒrgergeld und der gesetzlichen Rente eine Zunahme der monetĂ€ren Sozialleistungen um 7,3 %. Die zum Jahresbeginn 2023 in Kraft getretene Reform der Bundesförderung fĂŒr effiziente GebĂ€ude trug zum Anstieg der InvestitionszuschĂŒsse um 32,8 % bei. Die Zinsausgaben des Staates stiegen im 1. Halbjahr 2023 gegenĂŒber dem 1. Halbjahr 2022 um 38,0 %.

Destatis am 25. August 2023

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