Polizeiliche Kriminalstatistik / Erfasste Straftaten weiterhin unter 200.000

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Magdeburg. Im vergangenen Jahr ist die Zahl der erfassten Straftaten in Sachsen‑Anhalt um 8,6 Prozent auf ĂŒber 190.000 Delikte angestiegen. Auch bundesweit haben die Straftaten im letzten Jahr zugenommen. Der Anstieg um 15.362 Straftaten im Vergleich zum Vorjahr auf nunmehr 193.812 Straftaten (2022: 178.450) geht aus der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) fĂŒr das Jahr 2023 hervor, die Innenministerin Dr. Tamara Zieschang am Dienstag gemeinsam mit Landespolizeidirektor Mario Schwan vorstellte:

„Trotz der Zunahme der polizeilich erfassten Straftaten konnte die AufklĂ€rungsquote auf knapp 56 Prozent gesteigert werden. Das ist ein Verdienst der professionellen und motivierten Arbeit unserer gesamten Landespolizei. Und sie wird auch weiterhin tagtĂ€glich engagiert fĂŒr die Sicherheit der BĂŒrgerinnen und BĂŒrger in unserem Land einstehen.“, so Innenministerin Dr. Tamara Zieschang.

Die AufklĂ€rungsquote konnte gegenĂŒber dem Vorjahr um 1,3 Prozentpunkte auf 55,9 Prozent gesteigert werden. So wurden vergangenes Jahr 108.431 FĂ€lle (2022: 97.486) von der Polizei aufgeklĂ€rt.

Im Jahr 2023 wurden insgesamt 71.066 TatverdĂ€chtige und damit 7.308 bzw. 11,5 Prozent mehr als im Vorjahr (2022: 63.758) ermittelt. 78,7 Prozent der ermittelten TatverdĂ€chtigen waren Erwachsene, 7,4 Prozent Heranwachsende und 8,3 Prozent Jugendliche sowie 5,5 Prozent Kinder; insoweit gibt es im Wesentlichen keine VerĂ€nderungen zum Vorjahr.

Der Anteil der nichtdeutschen TatverdĂ€chtigen liegt 2023 bei 28,4 Prozent (2022: 22,6 Prozent). Sie verĂŒbten 14,6 Prozent bzw. 28.325 der im Jahr 2023 erfassten Gesamtstraftaten (2022: 11,4 Prozent). Von den 20.163 nichtdeutschen TatverdĂ€chtigen waren wiederum 14.336 Zuwanderer, also nichtdeutsche Personen, die sich unerlaubt oder erlaubt mit dem Aufenthaltsstatus Asylbewerber, einer Duldung, als Kontingent- und BĂŒrgerkriegsflĂŒchtling oder als Schutz- und Asylberechtigte in der Bundesrepublik Deutschland aufhalten. Zuwanderer haben einen Anteil von 20,2 Prozent (2022: 10,9 Prozent) an den insgesamt ermittelten TatverdĂ€chtigen im Jahr 2023.

Unter allen TatverdĂ€chtigen werden 981 der Gruppe der IntensivtĂ€ter zugerechnet. Das heißt, dass ihnen mehr als neun Einzeltaten im Berichtszeitraum angelastet werden. Sie machen einen Anteil von 1,4 Prozent an allen TatverdĂ€chtigen aus. Dabei werden ihnen 15,5 Prozent aller aufgeklĂ€rten Straftaten zugerechnet: vorrangig Ladendiebstahl, Hausfriedensbruch sowie einfache Körperverletzung und Bedrohung.

Im Bereich der JugendkriminalitĂ€t, welche Straftaten von Jugendlichen sowie Heranwachsenden umfasst, wurden im vergangenen Jahr 17.409 Straftaten registriert. Das waren 1.524 FĂ€lle bzw. 9,6 Prozent mehr als im Jahr 2022. Diese Entwicklung beruht auf gestiegenen Fallzahlen insbesondere bei Körperverletzungs- und Bedrohungsdelikten sowie LadendiebstĂ€hlen. So wurden bspw. bei den Körperverletzungen insgesamt 3.052 Straftaten erfasst und damit 341 FĂ€lle mehr als im Vorjahr.

5.286 TatverdĂ€chtige waren Heranwachsende und 5.921 TatverdĂ€chtige waren Jugendliche; dies ist ein Anstieg um 12,8 Prozent bzw. um 10,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Von Kindern unter 14 Jahren wurden 3.903 als TatverdĂ€chtige festgestellt. Ihnen wurden im letzten Jahr insgesamt 3.986 Straftaten zugeordnet, was im Vergleich zum Vorjahr ein Anstieg um 658 FĂ€lle (2022: 3.328) bzw. um 19,8 Prozent ist.

Innenministerin Dr. Tamara Zieschang zum erneuten Anstieg im Bereich der JugendkriminalitĂ€t: „Der Anstieg der JugendkriminalitĂ€t muss uns allen Sorgen bereiten. Es gilt kriminellen Karrieren frĂŒhzeitig entgegenzuwirken. Jugendliche mĂŒssen viel frĂŒher an die Hand genommen und zu einem sozial adĂ€quaten Verhalten bewegt werden, um ihnen einen geordneten Lebensweg zu ermöglichen. Hier sind insbesondere das Elternhaus, aber auch Schulen, soziale Einrichtungen und kommunale PrĂ€ventionsarbeit gefragt.“

Bereits seit 2009 ist die Jugendberatung bei der Polizei (JUBP) als Teil der aktiven BekĂ€mpfung der JugendkriminalitĂ€t implementiert. Ihre Aufgabe ist insbesondere, delinquente und von Delinquenz bedrohte Kinder, Jugendliche und Heranwachsende in ihrer oft schwierigen Situation, zu beraten und zu unterstĂŒtzen. Ziel ist es, weitere Straftaten zu vermeiden und „kriminelle Karrieren“ zu verhindern.

Landespolizeidirektor Mario Schwan erklĂ€rt hierzu: „Die Jugendberatung bei der Polizei ist eine prĂ€ventive Erfolgsgeschichte, weil sie sehr zeitnah zum Tatgeschehen, aber losgelöst von der polizeilichen Ermittlungsarbeit erfolgt.“

Zu einzelnen Straftatengruppen:

Die Diebstahlsdelikte bildeten im vergangenen Jahr mit 58.043 FĂ€llen erneut den Großteil der polizeilich registrierten Straftaten. Das ist ein Anteil von knapp 30 Prozent am Gesamtstraftatenaufkommen. Nach einem RĂŒckgang der Fallzahlen in den Jahren der Corona-Pandemie stiegen die Fallzahlen von 2022 (52.736 FĂ€lle) zu 2023 um 5.307 FĂ€lle bzw. rund 10 Prozent an.

Im Vergleich mit dem Vor-Corona-Jahr 2019 ist dennoch ein RĂŒckgang feststellbar. So wurden 2019 insgesamt 62.138 Diebstahlsdelikte erfasst und damit 4.095 FĂ€lle mehr als im vergangenen Jahr. Im Jahr 2023 sind insbesondere die Fallzahlen bei den DiebstĂ€hlen unter erschwerenden UmstĂ€nden um 1.369 FĂ€lle auf 28.920 FĂ€lle gestiegen. Außerdem wurden mit 11.787 LadendiebstĂ€hlen ein Drittel mehr FĂ€lle als im Jahr 2022 (8.869 FĂ€lle) registriert. Die Zahl der FahrraddiebstĂ€hle war hingegen leicht rĂŒcklĂ€ufig.

Bei den Diebstahlsdelikten konnten 7.676 TatverdĂ€chtige (2022: 5.964) ermittelt werden, wovon 5.090 mĂ€nnlich und 2.586 weiblich waren. Den Großteil der TatverdĂ€chtigen bildeten Erwachsene mit 5.043 ermittelten TatverdĂ€chtigen. Des Weiteren konnten in dem PhĂ€nomenbereich 2.512 nichtdeutsche TatverdĂ€chtige ermittelt werden.

Innenministerin Dr. Tamara Zieschang: „In den StĂ€dten sind grundsĂ€tzlich hĂ€ufiger LadendiebstĂ€hle festzustellen als in lĂ€ndlichen Gegenden. Eine höhere Anzahl von GeschĂ€ften und Einkaufsmöglichkeiten bieten potenziellen Dieben in der Regel bessere Tatgelegenheiten. Zudem herrscht in belebten Einkaufsstraßen und Einkaufszentren eine grĂ¶ĂŸere AnonymitĂ€t fĂŒr Diebe, die dadurch unentdeckter bleiben können. Die Polizei steht allen Ladenbesitzern im Land beratend zur Seite. Entsprechende prĂ€ventive Beratungen können bei den örtlichen Polizeidienststellen eingeholt werden.“

Die Landespolizei Sachsen-Anhalt betrachtet den (Wohnungs-) Einbruchsschutz als einen Schwerpunkt ihrer PrĂ€ventionsarbeit. Im Jahr 2023 ist die Zahl der WohnungseinbruchsdiebstĂ€hle zwar nur geringfĂŒgig gestiegen, mit dem Eindringen der TĂ€ter in den höchstpersönlichen Lebensbereich wird aber das SicherheitsgefĂŒhl der Opfer oftmals nachhaltig beeintrĂ€chtigt. Dabei ließe sich eine erhebliche Anzahl von EinbrĂŒchen durch effektive Sicherungstechnik, aber auch durch erhöhte Achtsamkeit hinsichtlich einfacher Sicherungsmaßnahmen verhindern. Dass solcherlei Maßnahmen Wirkung zeigen, indiziert der hohe Anteil von rund 50 Prozent an Versuchsstraftaten im Bereich des Wohnungseinbruchsdiebstahls.

„Um dies weiter zu forcieren, startet die Landespolizei jĂ€hrlich zum Tag des Einbruchschutzes Ende Oktober die PrĂ€ventionskampagne ‚Sicher wohnen mit Einbruchsschutz‘ und bietet kostenfreie sicherheitstechnische Beratungen fĂŒr Haus- und Wohnungsinhaber in den Polizeirevieren an.“, sagt Landespolizeidirektor Mario Schwan.

Bei den Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung ist im Jahr 2023 eine Zunahme der Fallzahlen um 289 FĂ€lle bzw. 10,1 Prozent auf 3.149 FĂ€lle zu verzeichnen (2022: 2.860). Der Hauptanteil sind mit 38,3 Prozent Straftaten im Zusammenhang mit der Verbreitung pornografischer Schriften mit 1.207 FĂ€llen (2022: 984). Davon wurden allein 1.130 FĂ€lle mit dem Tatmittel Internet begangen. Von den insgesamt 1.207 FĂ€llen handelte es sich in 870 FĂ€llen (2022: 741) um das Verbreiten kinderpornografischer Schriften, wovon 835 FĂ€lle mit dem Tatmittel Internet begangen wurden. Die FĂ€lle von Vergewaltigungen (2023: 322; 2022: 323) und die Straftaten im Bereich des sexuellen Missbrauchs von Kindern (2023: 555; 2022: 561) liegen auf dem Niveau des Vorjahres.

Die polizeiliche PrĂ€vention ist ein elementarer Bestandteil der ganzheitlichen BekĂ€mpfung der Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung. Insbesondere sollen Kinder und Jugendliche sowie deren Familien fĂŒr einen verantwortungsvollen Umgang mit Bilddateien sensibilisiert und auf die Gefahren bei der Verbreitung von freizĂŒgigen Fotos sowie der Darstellung des sexuellen Missbrauchs von Kindern und Jugendlichen aufmerksam gemacht werden. Hierbei steht ebenso die AufklĂ€rung bspw. ĂŒber PhĂ€nomene wie das „Cybergrooming“ (die gezielte Manipulation junger Menschen im Internet, mit dem Ziel der Anbahnung sexueller Kontakte und des sexuellen Missbrauchs), das „Sexting“ (ein Verhalten, mit dem gezielten Versand sexuell eindeutiger Nachrichten, Fotos oder Videos) oder das „Upskirting“ (den nicht erlaubten Blick oder die Bildaufnahme unter den Rock einer Frau) im Fokus.

Im vergangenen Jahr wurden 33.173 Straftaten gegen die persönliche Freiheit bzw. Rohheitsdelikte registriert. Das waren 3.204 FĂ€lle bzw. 9,7 Prozent mehr als im Vorjahr. Mit 20.263 FĂ€llen wurden 1.777 mehr Körperverletzungsdelikte als im Jahr 2022 erfasst. Einen Anstieg gab es jeweils auch bei den Bedrohungen (2023: 8.255; 2022: 7.152) und Raubstraftaten (2023: 1.269; 2022: 1.156).

Von den insgesamt 37.278 (2022: 33.803) registrierten Vermögens- und FĂ€lschungsdelikten wurden erneut mehr als 40 Prozent bzw. 16.464 FĂ€lle mit dem Tatmittel Internet begangen. Einen Schwerpunkt bildeten wie bereits im vergangenen Jahr die strafbaren Handlungen des Waren-/Warenkreditbetruges. Hier registrierte die Polizei 11.915 FĂ€lle (2022: 11.692). Ein Anstieg zeichnete sich im Bereich der Beförderungserschleichung ab. Die Fallzahlen erhöhten sich von 2.852 FĂ€llen im Jahr 2022 auf 4.089 FĂ€lle im Jahr 2023 und damit um 1.237 FĂ€lle bzw. um 43,4 Prozent.

Noch immer ist auch der Telefonbetrug weit verbreitet. So weist die PKS bei den FĂ€llen des sogenannten Enkeltricks oder Schockanrufs fĂŒr das Jahr 2023 einen Anstieg um 658 FĂ€lle bzw. rund 52 Prozent auf insgesamt 1.917 Straftaten (2022: 1.259) auf. In 1.729 FĂ€llen blieb es bei einem Versuch. Die TĂ€ter erbeuteten mit dieser Betrugsmasche im vergangenen Jahr insgesamt 2.380.779 Euro (2022: 1.406.532 Euro). Das ist ein Anstieg von fast 70 Prozent. Vorrangig gerieten dabei die ĂŒber 71-JĂ€hrigen ins Visier der TĂ€ter.

Die PKS zeigt fĂŒr das Jahr 2023, dass einschließlich auslĂ€nderrechtlicher VerstĂ¶ĂŸe ein deutlicher Anstieg der von Zuwanderern begangenen Straftaten um 116 Prozent zu verzeichnen ist (2023: 20.106; 2022: 9.299). Der Anteil der von Zuwanderern begangenen Straftaten liegt damit bei 10,4 Prozent des Gesamtstraftatenaufkommen. In 6.276 FĂ€llen handelt es sich um auslĂ€nderrechtliche VerstĂ¶ĂŸe.

Ohne die auslĂ€nderrechtlichen VerstĂ¶ĂŸe wurden 2023 insgesamt 13.830 Straftaten von Zuwanderern erfasst; dies ist ein Anteil von 7,4 Prozent an den Gesamtstraftaten ohne auslĂ€nderrechtliche VerstĂ¶ĂŸe. Das sind 7.629 FĂ€lle bzw. 123 Prozent mehr als im Vorjahr (2022: 6.201).

Insgesamt wurden 14.336 Zuwanderer als tatverdĂ€chtige Personen (2022: 6.974) ermittelt, wovon 11.637 mĂ€nnlich und 2.699 weiblich waren. Die Schwerpunkte stellen nach den auslĂ€nderrechtlichen VerstĂ¶ĂŸen Körperverletzungsdelikte (2023: 2.649; 2022: 1.209), Diebstahlsdelikte (2023: 3.187; 2022: 1.135) und Beförderungserschleichung (2023: 1.311; 2022: 538) dar.

Quelle: Staatskanzlei und Ministerium fĂŒr Kultur am 12. MĂ€rz 2024